# taz.de -- Gipfeltreffen in Bremerhaven: Die Tretboot-Konferenz
       
       > Die Nationale Maritime Konferenz droht im Kleinklein zu versinken. Eine
       > maritime Strategie für Deutschlands Häfen ist noch nicht in Sicht
       
 (IMG) Bild: Für maritime Fragen, die über Tretbootfahren hinausgehen, fehlt noch die Strategie.
       
       BREMERHAVEN taz | Wenn nicht noch Unvorhergesehenes passiert, wird sich
       Deutschlands neunte Nationale Maritime Konferenz in Kleinigkeiten
       erschöpfen. Sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als auch der
       Maritime Koordinator der Bundesregierung, der Bremer
       SPD-Bundestagsabgeordnete Uwe Beckmeyer, skizzierten am Montag in
       Bremerhaven die Zukunft der Schifffahrtsnation Deutschland in eher groben
       Zügen.
       
       Die Offshore-Windenergie etwa „ist und bleibt ein zentraler Eckpfeiler der
       Energiewende“, stellte die Kanzlerin Selbstverständliches klar – zu
       besseren Förderbedingungen indes sagte sie kein Wort. Eben die hatte zur
       Eröffnung der Gastgeber, Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD),
       nachdrücklich eingefordert – ein erster Missklang.
       
       Jedoch wolle das Bundeskabinett „noch in diesem Jahr“, so Merkel, ein
       nationales Hafenkonzept beschließen. Dessen „Eckpunkte“ wollte Beckmeyer am
       Montagabend vorstellen – die Chance, auf dem größten Branchentreffen von
       rund 800 Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verbänden ein solches
       Konzept zu präsentieren, verstreicht ungenutzt. Bereits im Vorfeld hatten
       etliche Kritiker moniert, dass es der Konferenz an „Inhalten und Strategie“
       zu mangeln drohe.
       
       ## Lauter offenen Fragen
       
       „Die wichtigen Fragen werden nicht beantwortet“, sagte bereits Ende August
       die grüne Bundestagsabgeordnete Valerie Wilms aus Schleswig-Holstein
       voraus. So ist denn auch eine Kooperation der großen deutschen Häfen auf
       der Tagung kein Thema. Der Tiefwasserhafen Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven
       wird in den vorbereitenden Papieren gar nicht erwähnt, über Hamburg und
       Bremerhaven heißt es lediglich, dass „die Fahrrinnenanpassungen von Elbe
       und Weser erforderlich“ seien. Das bekräftigte jetzt auch Bremens neuer
       Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) erneut und räumte zugleich ein, diese
       Ausbaggerungen seien wohl „letztmalig“ möglich. Eine schlüssige Strategie
       für die Zukunft sieht anders aus.
       
       Und so bleibt es bislang beim kleinkarierten Weiter-So. Eine
       Absichtserklärung über eine Zusammenarbeit beim Tiefseebergbau werden
       Deutschland und Frankreich am Dienstag auf der Konferenz unterzeichnen –
       also für eine intensivere Ausbeutung von Ressourcen „unter Wahrung höchster
       ökologischer Standards“, wie Beckmeyer beteuert. Natürlich, niemand würde
       anderes vermuten.
       
       ## Lose Versprechen
       
       Die Bundesregierung wolle den Ersatz von schmutzigem Schiffsdiesel durch
       weitgehend emissionsfreies Flüssigerdgas (LNG) fördern, so Merkel, ohne
       konkret zu werden. Ohne Summen und Förderbedingungen sind ankündigende
       Worte kaum mehr als lose Versprechen.
       
       Und die Firma Siemens kündigte an, mit einer neuen Technologie beim
       Netzanschluss von Windkraftwerken auf hoher See die Bauzeit von jetzt vier
       Jahren auf 28 Monate fast zu halbieren und die Kosten um 30 Prozent zu
       reduzieren. Zweifellos ein sinnvoller Schritt, aber eben auch nur ein
       kleiner.
       
       19 Oct 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven-Michael Veit
       
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