# taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: Ausgerechnet jetzt streiken?
       
       > Der „Spiegel“ setzt auf den Irakkrieg, bei „Zeit Online“ will man ein
       > Stück Currywurst und die „Tagesschau“ zeigt, wie Social Media geht.
       
 (IMG) Bild: Rainer Esser, Geschäftsführer der „Zeit“, könnte sich eine „Zeit“-Currywurst-Bude vorstellen. Ob die Online-MitarbeiterInnen ein Stück abbekommen?
       
       Hallo taz-Medienredaktion! Ich glaube, wir können aufatmen. Die Zeit der
       Hilflosigkeit scheint vorbei. Deutlich, sehr deutlich zeichnet sich am
       Horizont ab, wohin die journalistische Reise gehen könnte, was der Leser,
       die Leserin will.
       
       Die 66-Jahre-Spiegel-Auflagen-Analyse, die jetzt vorliegt, zeigt deutlich,
       der Spiegel ist dann erfolgreich, wenn er Kennedy und den Irakkrieg auf dem
       Titel hat. Diese Erfolge zu wiederholen, sollte kein Problem sein, haben
       sich die Kennedys doch wie die Habsburger und ihre Karnickel vermehrt und
       auch eine Staffage von ihren familiären Genen gezeichneten Komikern
       hervorgebracht, die es immer wieder in die Presse drängt.
       
       Oder der Irakkrieg. Grad keiner am Laufen? Kein Problem. Fragen wir doch
       mal Putin, der kriegt bestimmt schnell einen eingefädelt. Mit Donald Trump,
       auch so eine Art Erbschaden, dauert es ja noch etwas.
       
       Oder nehmen wir Die Zeit. Sie feiert dieser Tage ihr 70-jähriges Bestehen
       und kommt damit ins attraktive Rest-Ager-Alter. Und weil man im neu
       benannten „Helmut-Schmidt-Haus“ weiß, dass Rasten gleich Rosten ist, ist
       man allen Horizonterweiterungen gegenüber aufgeschlossen und kann sich laut
       Geschäftsführer Rainer Esser sogar eine “Zeit-Currywurst-Bude“ vorstellen.
       
       ## Sylter Trüffel-Mayo
       
       Wenn die Qualität stimmt, sagt er. Logo. Das heißt in Hamburg: Pferd statt
       Schwein und Pommes mit Sylter Trüffel-Mayo. Auch eine
       “Zeit-Online-Currywurst-Bude“ ist denkbar, damit die Menschen, die wie die
       Zeit-Online-Mitarbeiter weit weniger Geld verdienen als ihre Printkollegen,
       ihren Kindern auch ‚nen Curryhappen kaufen können.
       
       Aus den Resten des Formschinkens, die beim Mittagsitaliener auf den Tellern
       liegenbleiben, und mit ordentlich Gewürz drauf, sollte so eine Online-Wurst
       schnell lecker gemacht sein. Ja, leider, leider vermasseln die
       Online-Asseln grad ein wenig die 70-Jahre-Sause.
       
       Seit Jahren kämpfen sie für eine finanzielle Gleichbehandlung mit den
       Printkollegen – [1][ausgerechnet jetzt, da die Luftschlangen so schön
       hängen, machen sie so dumme Sachen, wie zu streiken] und die Öffentlichkeit
       mit ihren Unmutsäußerungen zu verunreinigen. Aber nicht nur sie finden
       Grund zum Jammern. Der ehemalige Zeit-Autor Kuno Kruse hat in einem Text
       zum Jubiläum festgestellt: Es gibt während der Konferenzen keinen Whisky
       mehr.
       
       Bei solchen oder ähnlichen Bedingungen muss man sich wirklich nicht
       wundern, wenn Journalisten hier und da mal Reden schreiben oder sich ein
       Kollege von der Welt der AfD als Berater an den Hals schmeißt. „Nur 4.000
       Euro, ich mach‘s für 4.000 Euro! Voll tolle Beratung, mit großer
       Farbpalette im Krawattensortiment!“ Und ich dachte, nur die taz zahlt auf
       Formschinken-Niveau.
       
       ## Auszeichnung für „patriarchatsfernen Journalismus“
       
       Gezeigt, wie Frauen Moderne verstehen, hat die Kollegin Anna-Mareike
       Krause. Die Social-Media-Koordinatorin von tagesschau.de hat ein Foto so
       betextet: „[2][Bundeskanzlerin Merkel hat sich heute mit der international
       renommierten Menschenrechtsanwältin Amal Clooney getroffen […]. Clooney kam
       in Begleitung ihres Mannes, einem Schauspieler.“]
       
       Es ist ein schönes Resultat, dass das Foto im Internet begeisterten
       Zuspruch fand. Ein anderes wäre eine Auszeichnung für „patriarchatsfernen
       Journalismus“, den ja mal jemand ins Leben rufen könnte. Der Bund Deutscher
       Zeitungsverleger zum Beispiel.
       
       Oder Pro Quote. Leider holt einen die Macht des Mannes ganz schnell wieder
       ein: Auf dem Foto redet der Ehemann, die Menschenrechtsaktivistin sitzt
       schweigend daneben. Das war bei der Tagesschau auch aufgefallen. Nur, es
       gab kein anderes. Kreischend, schreiend und dem Fotografen die Tür
       eintretend zurück nach Berlin!
       
       17 Feb 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Arbeitsbedingungen-bei-der-Zeit/!5277518/
 (DIR) [2] https://www.facebook.com/tagesschau/photos/a.10151270623184407.483303.193081554406/10153912670769407
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Silke Burmester
       
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