# taz.de -- Elfenexperte über Bauarbeiten in Island: „Auf mich wirkt das sehr rational“
       
       > In Island mussten Bauarbeiter einen Felsen freilegen und putzen, um die
       > darin vermuteten Elfen zu besänftigen. Verrückt? Ach was, meint Wolfgang
       > Müller.
       
 (IMG) Bild: Werden ja selten in der Realität gesichtet, aber ob Elfen tatsächlich so aussehen wie diese beiden?
       
       In Island ist bei Straßenarbeiten versehentlich ein Elfenfels zugeschüttet
       worden. Kurz darauf [1][war die Straße überflutet], ein Bauarbeiter hat
       sich verletzt, mehrere Maschinen funktionierten nicht mehr, ein Journalist
       fiel beim Besuch der Baustelle in eine Matschgrube. Das isländische
       Straßenbauamt vermutet dahinter die Rache der Elfen und ordnete an, dass
       der Felsen wieder freigelegt und geputzt wird. 
       
       Taz: Spinnen die Isländer? 
       
       Wolfgang Müller: Warum? Ich glaub nicht, dass die Isländer spiritueller
       oder irrer sind als andere, ich halte sie manchmal sogar für realistischer.
       Sie akzeptieren, dass es Dinge gibt, die man nicht erklären, vorhersagen
       oder kontrollieren kann. Wenn in Deutschland Bauarbeiten unterbrochen
       werden müssen, werden dafür gern technisch-rationale Gründe angegeben, auch
       wenn die gar nicht beweisbar sind.
       
       Aber der aktuelle Fall wirkt auf mich recht leicht erklärbar: Die Straße
       kann vom Regen überflutet sein, der verletzte Bauarbeiter und der
       Journalist waren einfach tollpatschig. 
       
       Die Elfen sind ja bloß Metaphern für Naturgewalten und Unvorhergesehenes.
       Das muss man gar nicht so mystisch aufladen, man könnte auch einfach sagen:
       Es gab starken Regen, dahinter stecken wohl die Elfen. Das gibt den
       Isländern eine gewisse Gelassenheit. Es macht sie aber nicht etwa zu
       religiös-heidnischen Fanatikern.
       
       Immerhin gibt es in Island eine Frau, [2][die sich „Elfensprecherin“] nennt
       und als solche auch immer wieder in den Medien erklärt, wie Elfen ticken.
       Das ist doch schon ein bisschen gaga? 
       
       Gaga finde ich es nicht, eher medial hochgepuscht. Medien lieben solche
       Personen, klar bekommt auch sie Redezeit. Andererseits: Warum akzeptieren
       wir nicht, dass jeder Mensch seine eigene Wahrnehmung hat und manche Leute
       andere Dinge sehen? Ich finde die Idee sehr poetisch, dass man
       unvorhergesehene und unerklärliche Dinge mit der Elfenmetapher erklärt. Das
       zeigt doch Offenheit.
       
       Was hätten die Elfen in Island denn noch alles anrichten können? 
       
       Das weiß man nicht, das ist der jeweiligen Fantasie überlassen. Elfen sind
       ambivalent, wie der Mensch. Sie können zornig werden, aber auch sehr
       hilfsbereit sein. In der isländische Mythologie ko-existieren die Elfen
       friedlich neben den christlichen Engeln.
       
       Nun wird der Felsen wieder freigelegt und geputzt. Wird das die Elfen
       besänftigen? 
       
       Dahinter steckt sicher auch Marketing. Elfen sind ja ein wichtiger
       Tourismusfaktor in Island. Erfunden oder gefunden wurden sie in
       vorchristlichen Zeiten und stehen eigentlich für eine Utopie. Island war
       mal eines der ärmsten Länder Europas, es war oft kalt und dunkel, die
       Menschen hungrig. Damals war die Vorstellung, dass es eine Elfenwelt gibt,
       eine sehr wärmende und erhellende, ein Science-Fiction. Das hat sich bis
       heute gehalten und verkauft sich eben aktuell in einer Zeit mit
       abgeschaffter Utopie sehr gut.
       
       1 Sep 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/island-bauarbeiter-muessen-aufgebrachte-elfen-besaenftigen-a-1110221.html
 (DIR) [2] http://www.thedailybeast.com/articles/2014/05/07/the-elf-whisperer-of-iceland.html
       
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