# taz.de -- Wiedergefundene van Goghs in Italien: Kunstfreund Camorra
       
       > Zwei vor 14 Jahren in Amsterdam gestohlene Van-Gogh-Gemälde wurden nun
       > wiedergefunden. Versteckt hatte sie die Camorra in Neapel.
       
 (IMG) Bild: Stolze Mitarbeiter der Guardia di Finanza mit den gestohlenen Van-Gogh-Gemälden
       
       Die italienische Guardia di Finanza kann sich freuen. Denn eigentlich
       müssten ihr jetzt 100.000 Euro Belohnung zustehen. Diese Summe jedenfalls
       hatte das Amsterdamer Van Gogh Museum für das Aufspüren zweier Gemälde
       Vincent van Goghs versprochen, die im Dezember 2002 bei einem
       sensationellen Einbruch geraubt worden waren und von denen seither jede
       Spur gefehlt hatte.
       
       Vor einigen Tagen jedoch hat die unauffällig als Finanzwacht bezeichnete
       Spezialeinheit der italienischen Polizei, zuständig für die Bekämpfung von
       Wirtschaftskriminalität, in der Hafenstadt Castellammare di Stabia im Golf
       von Neapel die vermissten Gemälde bei einem nicht minder spektakulären
       Großeinsatz gegen das organisierte Verbrechen sichergestellt.
       
       Ein Coup: Die zwei kunsthistorisch bedeutenden Werke „Zeegezicht bij
       Scheveningen“ (Meeressicht bei Scheveningen) aus dem Jahr 1882 und „Het
       uitgaan van de Hervormde Kerk te Nuenen“ (Die Kirche von Nuenen mit
       Kirchgängern) aus dem Jahr 1884/1885, deren Wert auf mehrere Millionen Euro
       geschätzt wird, sind nach Auskunft des Museums leicht beschädigt, aber in
       gutem Zustand. Versteckt waren sie in einem Haus, das dem Camorra-Boss
       Raffaele Imperiale gehört.
       
       Welches Schicksal die Bilder dort erwarten sollte, bleibt zunächst reine
       Spekulation: Sie könnten als Sicherheit für Drogengeschäfte gedient haben
       oder für den Weiterverkauf zwischengelagert worden sein, was bei der
       Verweildauer von fast 14 Jahren zumindest erstaunlich wäre. Wenig
       wahrscheinlich ist dagegen, dass hier ein im internationalen Kokaingeschäft
       tätiger „Geschäftsmann“ seiner heimlichen Kunstliebhaberei frönte.
       
       Raffaele Imperiale selbst dürfte in jüngster Zeit nicht viel von seinen
       unrechtmäßig erworbenen Kunstschätzen gehabt haben: Wegen Strafverfolgung
       ist er inzwischen nach Dubai untergetaucht, wohin er ebenfalls große
       Geldsummen zwecks ihrer Wäsche transferiert hat und wo er
       Immobilienprojekte im großen Stil plante. Einer Festnahme soll er sich
       bisher entzogen haben.
       
       30 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tim Caspar Boehme
       
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