# taz.de -- Nachruf auf Mario Soares: Sozialdemokrat und Europäer
       
       > Ex-Präsident Mario Soares engagierte sich gegen die rechte Diktatur in
       > seiner Heimat Portugal und verteidigte Regimegegner. Jetzt starb er
       > 92-jährig.
       
 (IMG) Bild: Der letzte Sozialdemokrat alter Prägung: Der Portugiese Soares warnte vorwachsender sozialer Ungerechtigkeit in Europa
       
       MADRIDtaz| Er engagierte sich gegen die rechte Diktatur in seiner Heimat,
       verteidigte als Rechtsanwalt Regimegegner – und prägte dann das moderne
       Portugal wie kaum ein anderer Politiker: Mario Soares. Im Alter von 92
       Jahren ist der Gründer der Sozialistischen Partei (PS) und spätere
       Staatschef Portugals am Samstag im Rot-Kreuz-Krankenhaus von Lissabon
       gestorben.
       
       Der politische Aufstieg Soares' begann nach der Nelkenrevolution am 25.
       April 1974: Damals beendete der Aufstand junger Offiziere das diktatorische
       Regime.
       
       Soares gehörte mehreren Übergangsregierungen als Außenminister an. Bei den
       ersten freien Wahlen 1976 wurde er Ministerpräsident. Nur einen Tag, bevor
       seine Große Koalition 1985 zerbrach, unterzeichnete Soares in aller Eile
       noch den Beitritt Portugals zur EU. In seiner Zeit als Präsident Portugals
       1986 bis 1996 erlebte er dann, wie sein Land immer mehr Teil der
       Europäischen Union wurde. Von 1999 bis 2004 saß er als Abgeordneter im
       Europa-Parlament. 2006 scheiterte sein Versuch, erneut Präsident Portugals
       zu werden, kläglich.
       
       Soares gilt als derjenige, der Portugal im Sinne der Europäischen Union
       (EU) und der Nato stabilisiert hat. Er verhandelte mit dem Internationalen
       Währungsfond ein Stabilisierungsprogramm – und beendete im Gegenzug die
       Landreform und andere sozialistische Experimente, der von Gewerkschaften
       und Kommunisten unterstützten Militärs.
       
       ## Als Anwalt verteidigte er politische Gefangene
       
       Geboren wurde Soares wurde am 7. Dezember 1924 in Lissabon. Sein Vater war
       Priester, Pädagoge und republikanischer Politiker. 1942, als Student der
       Geschichte und Philosophie – und später dann Jura – schloss sich der junge
       Soares an der Universität in Lissabon der Kommunistischen Partei Portugals
       (PCP) an.
       
       1951 brach er mit den Kommunisten und schloss sich einem
       sozialdemokratischen Diskussionskreis an, aus dem schließlich 1973 die
       Sozialistische Partei Portugals hervorging.
       
       Als Anwalt verteidigte Soares politische Gefangene. Dabei wurde er selbst
       immer wieder von der Geheimpolizei der Diktatur, der berüchtigten PIDE,
       verhaftet. Insgesamt verbrachte er fast drei Jahre im Gefängnis. 1968 wurde
       er mit seiner Frau, der Schauspielerin Maria Barroso, und seinen beiden
       Kindern auf die westafrikanischen Insel São Tomé verbannt.
       
       1970 schließlich ging er bis zur Nelkenrevolution ins Exil nach Frankreich.
       Damals lernte er seine einflussreichen Unterstützer kennen, den deutschen
       Sozialdemokraten Willy Brandt und den Schweden Olof Palme.
       
       ## Am Ende fürchtete er wieder um die Demokratie
       
       Brandt und Palme halfen die Sozialdemokratie in Portugal – wie auch im
       benachbarten Spanien – unter anderem mit Geldern aus der
       Friedrich-Ebert-Stiftung aufzubauen. Das Ziel: die EU- und
       Nato-Mitgliedschaft der beiden strategisch wichtigen südeuropäischen Länder
       zu garantieren.Der PS-Gründungsparteitag fand 1973 in Bad Münstereifel bei
       Bonn statt.
       
       Anders als der Spanier Felipe González, der Deutsche Gerhard Schröder und
       der Brite Tony Blair ging Soares am Ende nicht in die Privatwirtschaft: Mit
       Hilfe seiner Stiftung mischte sich der Portugiese bis zum Schluss in die
       politischen Debatten ein. Dabei war er so etwas wie der letzte
       Sozialdemokrat alter Prägung auf dem Kontinent.
       
       Soares war ein strikter Gegner des strikten Sparkurses; er kritisierte den
       Umgang der EU mit Banken und Finanzmärkten scharf: „Die dunklen
       Machenschaften des Kapitals können zum Verschwinden der Demokratie als
       solche führen. Die Zerstörung und das Chaos, das die Märkte in diese Zeiten
       verursacht haben, sind beunruhigend“, schrieb er 2011 in einem seiner
       letzten Werke mit dem Titel „Richtungswechsel“. Er forderte eine
       „Neugründung der Sozialdemokratie“.
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reiner Wandler
       
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