# taz.de -- Rechte Studentin an der Uni Bremen: Was tun?
       
       > Bei der Frage des Umgangs mit einer rechtsextremen Lehramtsstudentin
       > knirscht es zwischen Uni-Leitung und Studierenden-Vertretung.
       
 (IMG) Bild: National-völkische Erziehung, hier bei einem Zeltlager in Detmold
       
       BREMEN taz | Die Diskussionen um den Umgang mit [1][einer rechten
       Studierenden an der Uni Bremen] reißen nicht ab. Vertreter des
       Grundschul-Studiengangs und des AStA wünschen sich dabei mehr Unterstützung
       von der Uni-Leitung. Für eine Veranstaltung über Frauen in der rechten
       Szene am Mittwoch hat die Uni diverse Einschränkungen vorgegeben: So solle
       der Name der betreffenden Studentin nicht genannt, kein Bezug zu
       Pressemitteilungen zu dem Fall hergestellt und zudem der Vortrag auch nur
       wenig beworben werden.
       
       Irina Kyburz aus dem Vorstand des AStA zeigte sich davon irritiert. „Ich
       habe den Eindruck, die Universität will die Diskussion eher unter der Decke
       halten“, sagte sie. „Ich wünsche mir mehr Haltung und Positionierung durch
       die Uni im Diskurs um rechte Personen an der Hochschule.“ Bislang gebe es
       zwischen Uni-Leitung und AStA dazu keinen Austausch.
       
       Angestoßen wurde die Debatte um rechte Studierende vor etwa zwei Wochen,
       als Plakate mit Name und Foto einer Studentin auftauchten, die auf
       Grundschullehramt studiert. Sie hat Verbindungen zu Neonazis, zur NPD und
       ist seit Jahren in der rechtsextremen Szene der „völkischen Siedler“ aktiv.
       An der Uni war sie auch als Tutorin tätig, wobei sie an das
       Neutralitätsgebot gebunden war. Gespräche des Dekans mit den Dozenten
       hätten ergeben, dass sie dieses nicht verletzt habe, hatte die Uni erklärt.
       
       Vertreter des Studiengangs sowie des AStA haben nun aus aktuellem Anlass
       zwei Veranstaltungen organisiert. Am Mittwoch Abend soll es um Frauen in
       der Neonazi-Szene gehen – und um den Umgang mit rechten Kommilitoninnen (18
       Uhr, GW2, Raum B3009). Geladen ist Lisa Hempel vom Lidice-Haus. Sie leitet
       dort die [2][bundesweite Fachstelle „Rechtsextremismus und Familie“]. Eine
       Woche später soll die Rechtsextremismus-Expertin [3][Andrea Röpke über
       „völkische Netzwerke in der rechten Szene]“ aufklären (4. Juli, 19 Uhr,
       Hörsaalgebäude „Keksdose“).
       
       Für die Veranstaltung mit Hempel machte das zuständige Dezernat der Uni
       Bremen allerdings einige Vorgaben. In einer Mail heißt es, die Studierenden
       sollten bedenken, „vor, während und nach der Veranstaltung“, Namen und Bild
       der rechten Studentin nicht zu zeigen.
       
       „Bei der Bewerbung der Veranstaltung bitte ich dringend darauf zu achten,
       dass kein Zusammenhang zu den derzeitigen Pressemitteilungen besteht“,
       heißt es weiter. Und: „Auch weise ich nachdrücklich darauf hin, dass die
       Werbung für die Veranstaltung äußerst sparsam gehalten werden sollte.“
       Großflächiges Plakatieren könne zu massiven Sicherheitsproblemen führen.
       
       Die Uni trage für die Sicherheit die Verantwortung, wenn es auf einer
       Veranstaltung zu Störungen etwa durch Mitglieder der rechten Szene kommen
       könne, erklärte Meike Mossig, Sprecherin der Uni Bremen. In dem
       Zusammenhang sei es ein Unterschied, ob die Studierenden eines Studiengangs
       über den Umgang mit Rechten sprächen oder ein breiteres Publikum geladen
       werde.
       
       In keinem Fall gehe es darum, einen offenen Dialog zu beschränken. Die
       Studierenden würden unterstützt und für die Veranstaltung würde
       selbstverständlich auch ein Raum von der Uni zur Verfügung gestellt. „Zum
       Zeitpunkt der Mail war die Diskussion sehr aufgeladen“, erklärte Mossig. Es
       sei unglücklich gewesen, dass das Thema über Plakate mit Namen und Foto der
       Studentin angestoßen wurde. „Es geht darum, die Persönlichkeitsrechte zu
       wahren und hier ist die Uni für ihre Mitarbeiter und Studierenden in der
       Verantwortung.“
       
       ## Klare Haltung im Fachbereich
       
       Mirko Welk, der die Veranstaltung als Mitglied der Studiengangsvertretung
       organisiert, erklärte, auch er mache sich Gedanken darüber, ob Neonazis bei
       der Veranstaltung auftauchen könnten, hält das allerdings für
       unwahrscheinlich. „Dass wir aber auf aktuelle Presse nicht Bezug nehmen
       sollen, ist absurd“, sagte Welk. Im Fachbereich indes gebe es inhaltlich
       eine klare Haltung, auch wenn nicht alle damit einverstanden seien, die
       Kritik persönlich auf die Kommilitonin zu beziehen.
       
       Die geladene Referentin Hempel hält eine klare Positionierung von Seiten
       der Uni für sehr wichtig. „Zu einer demokratisch toleranten Universität
       gehört, sich deutlich von rechten Studierenden abzugrenzen“, sagte sie.
       Rechte Frauen würden pädagogische Studiengänge bewusst belegen. In letzter
       Zeit seien an deutschen Hochschulen mehrere solcher Fälle bekannt geworden.
       
       Als Beispiel für einen gelungenen Umgang nennt sie die Uni Bielefeld, wo
       nach einem Outing einer rechten Studentin von der Uni-Leitung mit den
       Studierenden die Kampagne „Uni ohne Vorurteile“ ins Leben gerufen wurde, um
       Rechten und Diskriminierung zu begegnen. Die Kampagne wird unter anderem
       von Ringvorlesungen begleitet.
       
       27 Jun 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Rechtsradikale-Grundschullehrerin-in-spe/!5511467
 (DIR) [2] https://rechtsextremismus-und-familie.de/
 (DIR) [3] http://www.christoph-links-verlag.de/index.cfm?view=3&titel_nr=986
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jean-Philipp Baeck
       
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