# taz.de -- Kommentar Erinnerung an den Holocaust: Ein Mahnmal ist kein Planschbecken > Ein Gedenkbrunnen in Freiburg wird von Fußgängern als Planschbecken > genutzt. Es ist aber nicht die Zeit zum Chillen, sondern zum Handeln. (IMG) Bild: Die Bilder der Menschen und Hunde im „Brunnen der Erinnerung“ schockieren viele Juden Im August 2017 wurde in Freiburg im Breisgau am Platz der Alten Synagoge [1][ein Brunnen mit den Umrissen des von den Nazis 1938 zerstörten Gebetshauses] eröffnet. Die jüdische Gemeinde kritisiert den Plan, weil er kein würdiges Mahnmal darstelle. Während der Bauarbeiten wurden die Grundmauern der Synagoge entdeckt. Diese haben zwar die Zerstörungswut der Nazis überstanden, aber nicht die Freiburger grüne Stadtverwaltung, die sie abgetragen und in den Bauschutt geworfen hatte. Seit einem Jahr verwenden die Fußgänger den „Gedenkort“ als Planschbecken. Die Bilder der planschenden Menschen und Hunde im „Brunnen der Erinnerung“ schockieren viele Juden. Die älteren Gemeindemitglieder, die den Holocaust überlebten, meiden den Platz. Der Gedenktafel für die alte Synagoge steht unter Wasser, Das Freiburger Onlineportal Fudder bietet einen Serviceartikel dazu an, wo sich [2][„der am härtesten umkämpfte Chill-Spot“] auf dem Platz befände. Es ist aber nicht die Zeit zum Chillen, sondern zum Erinnern – und zum Handeln. Ein Fünftel der Deutschen glaubt an antisemitische Verschwörungstheorien. Die Schoa wird relativiert, [3][der jährliche Trauermarsch für den „Bombenholocaust“ in Dresden] ist dabei nur die Spitze des Eisberges. Neben Juden werden auch Angehörige anderer Minderheiten Opfer von Hasskriminalität und Alltagsrassismus. Seit September sitzt mit der AfD wieder eine Partei im Reichstagsgebäude, die die Ausgrenzung von Minderheiten als Kernteil ihrer politischen Identität sieht. Die menschenfeindlichen Aussagen und Forderungen der Rechtspopulisten und Rassisten sind der Beweis dafür, dass nicht alle aus der Geschichte gelernt haben. Die AfD ist zwar keine neue NSDAP und wir stehen vor keinem neuen Massenmord – die zunehmende Hetze gegen Minderheiten ist aber bedrohlich. Auch von dieser Gefahr ausgehend ist es wichtig, [4][würdige Gedenkorte für die Opfer der von deutschem Boden ausgehenden Völkermorde] zu errichten – in einem „Gedenkbrunnen“ planschen ist da zumindest unangebracht. 6 Aug 2018 ## LINKS (DIR) [1] /Platz-der-alten-Synagoge-in-Freiburg/!5353589 (DIR) [2] http://fudder.de/fudder-testet-die-sieben-besten-spots-auf-dem-platz-der-alten-synagoge--140159904.html (DIR) [3] /Aufmarsch-der-Neonazis-in-Dresden/!5100799 (DIR) [4] /Zehn-Jahre-Holocaust-Mahnmal/!5009447 ## AUTOREN (DIR) armin langer (DIR) Armin Langer ## TAGS (DIR) Erinnerungskultur (DIR) Gedenkpolitik (DIR) Schwerpunkt Nationalsozialismus (DIR) Holocaust-Mahnmal (DIR) Holocaust (DIR) Freiburg (DIR) Instagram (DIR) Kunst im öffentlichen Raum (DIR) europäische Juden (DIR) Antisemitismus (DIR) Antisemitismus ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Erinnerungskultur bei Instagram: Likes für den Holocaust Der Instagram-Kanal „eva.stories“ erzählt die Geschichte einer 13-jährigen Jüdin, die in Auschwitz ermordet wurde. Das Projekt ist umstritten. (DIR) Mahnmal für Opfer rechter Gewalt: Real und digital Ein neues Mahnmal in Bremen verbindet auf bislang einzigartige Weise Kunst im öffentlichen Raum mit der virtuellen Realität. (DIR) Gedenken an die Shoah in Weißrussland: So dunkel der Wald Die Gedenkstätte Trostinez ist eine Zäsur. Über die Massenmorde an Juden wurde dort lange geschwiegen. Doch Belehrungen sind unpassend. (DIR) Kommentar Holocaust-Gedenktag: Rituale allein reichen nicht Antisemitismus nimmt zu, die Erinnerungskultur hat versagt. Solange der Staat jüdische Kinder nicht schützt, sollte er Privatschulen für sie bezahlen. (DIR) Erinnerung an die Novemberpogrome: „Gedenken allein reicht nicht“ Am Jahrestag der Pogromnacht wird unter anderem an brennende Synagogen erinnert. Reicht das angesichts gegenwärtiger Herausforderungen aus?