# taz.de -- Polizeigewalt in Berlin-Kreuzberg: Neue Vorwürfe gegen Beamte
       
       > Nach dem viel kritisierten Polizeieinsatz am „Kotti“ sollen zwei
       > Jugendliche von Beamten brutal und entwürdigend behandelt worden sein.
       
 (IMG) Bild: Mehrere Videos zeigen den Polizeieinsatz am „Kotti“ und lösten eine Debatte aus
       
       BERLIN taz | Bei dem umstrittenen Polizeieinsatz am Kottbusser Tor vor gut
       einer Woche sind offenbar auch unbeteiligte Jugendliche von Beamten auf
       höchst fragwürdige Weise behandelt worden. [1][Laut einem Bericht der B.Z.
       ] wurden ein 16- und ein 17-Jähriger über neun Stunden von der Polizei
       festgehalten, obwohl einer der angegriffenen Beamten die beiden als
       Unbeteiligte entlastet haben soll. Bei einem der Jugendlichen habe ein Arzt
       später einen gebrochenen Kiefer festgestellt, der ihm bei seiner Festnahme
       zugefügt worden sein soll.
       
       Die Jugendlichen sagten der Zeitung, sie hätten sich im Polizeigewahrsam
       zweimal vor Beamten nackt ausziehen müssen. Ein Beamter soll gesagt haben:
       „In den USA hätten sie dir den Knüppel schon in den A … geschoben. Du hast
       Glück, dass der schwule Kollege nicht da ist.“ Sie hätten zudem weder einen
       Anwalt noch ihre Familien kontaktieren dürfen.
       
       [2][Am vorvergangenen Donnerstag war die Verhaftung eines mutmaßlichen
       Fahrraddiebes in Kreuzberg völlig eskaliert.] Nach Darstellung der Polizei
       war der Mann nach einer eigentlich beendeten Personenkontrolle aggressiv
       auf die Beamten losgegangen. Auf Videos von Augenzeugen, die einen Tag
       später auf Twitter viral gingen, ist zu sehen, dass zwei Beamte schwer mit
       dem Mann zu kämpfen haben und dabei von Umstehenden mit Gegenständen, laut
       Polizei Flaschen und Blumentöpfe, beworfen werden. Im Ton ist zu hören, wie
       Passanten die Polizisten unter anderem als „Hurensöhne“ beschimpfen und die
       Gewaltanwendung gegen den Mann kritisieren.
       
       Dazu kommende Beamte halten die Passanten mit Pfefferspray auf Abstand, am
       Ende bringen vier Beamte den Mann am Boden unter Kontrolle. Schließlich
       sieht man, wie ein dazu kommender Polizist den fixierten Verdächtigen zwei
       Mal feste tritt. Gegen diesen Beamten wurde einen Tag später ein
       Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung im Amt eingeleitet.
       
       ## Debatte auf Twitter über Polizeigewalt
       
       Die Videos hatten bei Twitter-Nutzern eine [3][lebhafte Debatte über
       Polizeigewalt ausgelöst]. Weil der Verdächtige Afrikaner ist, steht für
       manche zudem der Verdacht des Rassismus im Raum. Die Kampagne für Opfer
       rassistischer Polizeigewalt (KOP) hat per Twitter Augenzeugen aufgerufen
       sich zu melden. KOP-Mitbegründer Biblap Basu hat zudem aufgrund der Videos
       gegen mehrere am Einsatz beteiligte Beamte Strafanzeige gestellt, wie er
       der taz sagte. Dies mache er regelmäßig, wenn er von solchen Fällen höre,
       auch wenn dies in der Regel keinen Erfolg habe.
       
       Die Polizei nahm zu den neuen Vorwürfen der Jugendlichen bislang keine
       Stellung. Eine entsprechende Anfrage der taz von Donnerstag wurde bis
       Redaktionsschluss am Freitag nicht beantwortet. Zum Verbleib des
       verhafteten jungen Mannes erklärte ein Sprecher, dieser sei nach seiner
       Festnahme zunächst dem zuständigen Fachkommissariat Fahrraddiebstahl
       vorgeführt und am nächsten Tag entlassen worden. Es gebe gegen ihn nun ein
       Ermittlungsverfahren. Bei dem Einsatz seien drei Beamte verletzt worden und
       hätten im Krankenhaus ambulant behandelt werden müssen.
       
       5 Oct 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.bz-berlin.de/berlin/friedrichshain-kreuzberg/geraet-die-polizeigewalt-in-berlin-ausser-kontrolle
 (DIR) [2] /!5536507/
 (DIR) [3] https://twitter.com/search?q=%23kotti%20%23polizeigewalt&src=typd
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Memarnia
       
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