# taz.de -- Wahlkampf im Kongo: Fayulu for President?
       
       > Kongos Opposition kürt ihren Präsidentschaftskandidaten für die Wahlen im
       > Dezember. Aber die Abstimmung sorgt für neuen Streit.
       
 (IMG) Bild: Fayulu-Unterstützer feiern in Kinshasa, 12. November
       
       BERLIN taz | Die Präsidentschaftswahl in der Demokratischen Republik Kongo
       findet ohne die Spitzenpolitiker des Landes statt. Die wichtigsten
       Oppositionsführer beriefen am Sonntag nach mehrtägigen Beratungen den
       relativ unbekannten Abgeordneten Martin Fayulu, Chef der Kleinpartei Ecide
       (Engagement für Bürgerlichkeit und Entwicklung), zu ihrem gemeinsamen
       Kandidaten.
       
       Fayulu soll am 23. Dezember gegen den nicht minder unbekannten Emmanuel
       Ramazani Shadary antreten, der für das Regierungslager die Nachfolge des
       Amtsinhabers Joseph Kabila antritt.
       
       Alle „Großen“ sind aus dem Rennen: Kabila selbst kandidiert nicht erneut;
       der als sein aussichtsreichster Gegner geltende Ex-Gouverneur Moise Katumbi
       lebt im Exil; der als nächster aussichtsreichster Gegner gehandelte
       Ex-Warlord Jean-Pierre Bemba wurde wegen seiner Verfahren vor dem
       Internationalen Strafgerichtshof [1][nicht zugelassen].
       
       Blieb noch unter den „Großen“ Felix Tshisekedi, Chef der größten
       Oppositionspartei UDPS (Union für Demokratie und Sozialen Fortschritt),
       dessen Vater Étienne Tshisekedi bei den Wahlen 2011 gegen Kabila offiziell
       32 Prozent geholt hatte.
       
       Am vergangenen Wochenende trafen sich also in Genf Tshisekedi, Katumbi,
       Bemba, der 2011 drittplazierte Vital Kamerhe, Martin Fayulu und zwei
       weitere Oppositionsführer, um sich auf einen gemeinsamen Kandidaten zu
       einigen. Denn nur geeint hat die Opposition eine Chance gegen Kabila-Erben
       Shadary.
       
       Finanziert wurde das Treffen von der Kofi-Annan-Stiftung unter Leitung des
       britischen Diplomaten Alan Doss, ehemaliger Chef der UN-Mission im Kongo.
       Berichten zufolge konnten sich die sieben Parteiführer nicht einigen:
       Katumbi unterstüzte Tshisikedi, Bemba unterstützte Kamerhe.
       
       In einer Reihe von Abstimmungen versuchten sich die Lager gegenseitig zu
       übervorteilen, indem sie „kleinere“ Kandidaten förderten. Am Ende lag dann
       überraschend Fayulu vorn.
       
       ## „Soldat des Volkes“ – in Kinshasa
       
       Ganz unbekannt ist Fayulu nicht. Er führt das oppositionelle
       Parteienbündnis FAC (Forces Acquises au Changement), das 2011 für
       Tshisekedi trommelte und seitdem wiederholt Demonstrationen in Kinshasa
       organisiert hat.
       
       Aber über Kinshasa und seine Heimatprovinz Bandundu geht seine Bekanntheit
       nicht hinaus. Der 61-Jährige, der auf seiner Webseite als „Soldat des
       Volkes“ auftritt und für seine Militanz auch schon hinter Gittern gelandet
       ist, hat außerdem eine schillernde Vergangenheit.
       
       Er arbeitete von 1984 bis 2003 für den US-Ölmulti Mobil, zuletzt als
       Direktor in Äthiopien. In dieser Funktion soll er sich 40.000 US-Dollar von
       einem anderen Politiker aus Bandundu geliehen haben – André Kimbuta, seit
       2007 Gouverneur von Kinshasa und Hardliner des Regierungslagers. Kimbuta
       machte dies vor anderthalb Jahren öffentlich; Fayulu entgegnete damals, er
       habe den Kredit zurückgezahlt.
       
       Der Verdacht, Fayulu sei nur ein Scheinradikaler mit dubiosen Liaisons,
       dürfte ihm als Kandidat schaden. Die UDPS ist über seine Berufung empört
       und hielt am Montag in Kinshasa ein Krisentreffen ab. Es wurden Proteste
       vor dem UDPS-Sitz gemeldet.
       
       ## Das Regierungslager ist amüsiert
       
       Am Abend wurde gemeldet, Felix Tshisekedi habe seine in Genf geleistete
       Unterschrift für Fayulu zurückgezogen und halte seine eigene Kandidatur
       aufrecht.
       
       Das Regierungslager ist amüsiert. Fayulu sei „Kandidat eines Flügels der
       Opposition“, unterstrich Tunda ya Kasende, Generalsekretär der
       Regierungspartei PPRD (Volkspartei für Wiederaufbau und Entwicklung).
       Shadarys Wahlkampfteam wird Fayulu nun als Kandidat des Auslands darstellen
       und sich an den Unstimmigkeiten in der Opposition laben.
       
       Während Kinshasas oppositionelle Tageszeitung Le Potentiel am Morgen in
       Kinshasa in Fayulus Berufung „ein starkes Signal“ erkannte, titelte die
       Kabila-treue Zeitung L'Avenir unter Bezugnahme auf die Organisatoren des
       Genfer Treffens „Alan Doss wählt Fayulu“.
       
       12 Nov 2018
       
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