# taz.de -- Machtkampf in der Feuerwehr: Präsident gibt auf
       
       > Hartmut Ziebs hat sich eindeutig gegen die AfD positioniert und dadurch
       > eine Debatte in der Feuerwehr ausgelöst. Nun gibt er sein Amt auf.
       
 (IMG) Bild: Macht nicht weiter: Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV)
       
       Die Solidarität war offenbar nicht groß genug. Unter dem Hashtag
       #hartmutmypresident hatten viele Feuerwehrleute den Präsidenten des
       Deutschen Feuerwehrverbandes, Hartmut Ziebs, gegen Rücktrittsforderungen
       zuletzt noch in Schutz genommen. Doch am Samstag meldet der Präsidialrat,
       der Vorstand des Verbandes: Im April 2020 soll ein neuer Präsident gewählt
       werden. Ziebs habe erklärt, nicht noch einmal zu kandidieren. Eigentlich
       wäre seine Amtszeit erst im Juni 2021 ausgelaufen.
       
       Der [1][Streit in der Feuerwehr] eskalierte im November und wird seither
       öffentlich ausgetragen. Ziebs selbst hatte publik gemacht, dass er von
       seinen Vizes zum Rücktritt aufgefordert worden war. Auch die Gründe für die
       Rücktrittsforderungen hatte Ziebs genannt: „Einstellung einer Frau mit
       türkischen Wurzeln als Bundesgeschäftsführerin, meine klare Haltung gegen
       rechtsnationale Tendenzen und Personalentscheidungen im Rahmen meiner
       Befugnisse.“
       
       Das hatte bundesweit für Empörung gesorgt, auch weil viele Medien sich sehr
       entschieden auf die Seite Ziebs’ gestellt hatten. Die übrigen
       Präsidiumsmitglieder stritten ab, dass ihr Misstrauen gegen Ziebs mit
       seiner politischen Haltung zu tun habe. Sie sagten aber auch nicht, weshalb
       dieser gehen solle.
       
       ## 1,3 Millionen Feuerwehrleute unter sich
       
       Ziebs wurde im November 2015 an die Spitze des Verbandes gewählt, in dem
       rund 1,3 Millionen Feuerwehrleute organisiert sind. Ziebs ist studierter
       Ingenieur und Gerüstbau-Unternehmer in Schwelm (NRW). Seit 2003 war er
       Vizepräsident des DFV. Seine Feuerwehrkarriere startete er als 18-Jähriger
       in der Freiwilligen Feuerwehr Schwelm, deren Leiter er später wurde. Seit
       2002 ist er Bezirksbrandmeister im Regierungsbezirk Arnsberg.
       
       Vor allem ab 2015 legte Ziebs Wert darauf, dass die Feuerwehr sich für
       Flüchtlinge öffnet. Unter seiner Ägide beteiligte sich der Feuerwehrverband
       am Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“. 2016 besuchte Ziebs die
       Jugendfeuerwehr Berlin-Wedding, in der junge Syrer nur wenige Monate nach
       ihrer Flucht nach Deutschland aktiv sind.
       
       „Feuerwehr ist hier ein Schritt in die neue Heimat“, sagte Ziebs damals.
       Beim Integrationsgipfel im Bundeskanzleramt 2016 nannte er die kulturelle
       Öffnung „eine Bereicherung“. In den Jugendfeuerwehren lernten die Kinder
       und Heranwachsenden „sehr früh, dass Feuerwehrleute jedem Menschen
       beistehen und jeder Mensch das Recht auf Leben und Unverletzlichkeit der
       Person hat“, so Ziebs.
       
       ## Präsidium pocht auf Neutralität
       
       Womöglich haben jene, die es selbst auf Ziebs’ Posten abgesehen haben,
       diese Positionierung nun benutzt, um ihn zu stürzen. Erst kürzlich hatte
       ein Präsidiumsmitglied beantragt, Ziebs aufzufordern, sich
       „uneingeschränkt“ an die Vorgabe „parteipolitischer Neutralität“ zu halten.
       Das sollte heißen: kein schlechtes öffentliches Wort mehr über die AfD.
       
       „Es stimmt, dass ich als Präsident politisch neutral bleiben muss,
       gleichzeitig darf ich mich natürlich gegen extremistische Tendenzen
       stellen“, sagte Ziebs später dazu. Für den Verband kommt die Führungskrise
       zur Unzeit: Im Juni richtet er die „Interschutz“ mit aus, die weltgrößte
       Feuerwehrmesse, die nur alle fünf Jahre stattfindet.
       
       8 Dec 2019
       
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