# taz.de -- Berliner Nachtragshaushalt: Noch ohne neue Schulden
       
       > Berlins Finanzsenator stellt im Hauptausschuss den Entwurf für
       > Nachtragsetat vor. Der baut die Coronahilfen in den aktuellen Haushalt
       > ein.
       
 (IMG) Bild: Auch ein Kostenfaktor: Das neue Corona-Reservekrankenhaus auf dem Messegelände
       
       Trotz aller Hilfsprogramme und Maßnahmen in der Coronakrise rutschen die
       Finanzen des Landes noch nicht in die roten Zahlen. Ein Entwurf für ein
       Update des Berliner Landeshaushalts, ein sogenannter Nachtragshaushalt,
       soll ohne neue Schulden auskommen. Möglich ist das durch eigentlich für
       Schuldentilgung vorgesehene Überschüsse aus dem vergangenen Jahr und viel
       Geld aus dem Bundeshaushalt. Das war am Mittwoch von Finanzsenator Matthias
       Kollatz (SPD) im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses zu hören. Erst in
       einem zweiten, zum Sommer hin geplanten weiteren Haushaltsnachtrag wird das
       Land offenbar erstmals seit 2011 nicht ohne neue Kredite auskommen. Die
       Schuldenbremse, die das eigentlich verbietet, gilt in Notsituationen
       nicht.
       
       Der von Kollatz vorgelegte Entwurf enthält für das laufende Jahr Ausgaben
       und Einnahmen von jeweils fast 34 Milliarden Euro – beschlossen hatte das
       Abgeordnetenhaus im Dezember mit dem regulären Haushalt nur 31 Milliarden.
       Der größte Teil des Anstiegs geht auf die Soforthilfeprogramme des Landes
       für Selbstständige und kleine Unternehmen zurück – die Mehrkosten trägt
       hier dem Entwurf zufolge vorrangig der Bundeshaushalt.
       
       Weitere Belastungen sind etwa die Kosten für Schutzkleidung und für den
       Aufbau des Corona-Krankenhauses an der Jafféstraße sowie Unterstützung für
       die landeseigene Messegesellschaft und die Flughafengesellschaft. An ihr
       ist Berlin neben dem Bund und Brandenburg mit 37 Prozent beteiligt.
       
       Diese beiden Unternehmen stehen für den Finanzsenator im Mittelpunkt dieses
       Nachtragshaushalts, weil die Coronakrise für beide erhebliche Hilfen nötig
       macht. „Es fehlt mir schlicht die Fantasie, mir vorzustellen, dass es in
       diesem Jahr eine Internationale Funkaustellung gibt, dass es eine
       Innotrans gibt“, sagte Kollatz. Auf 105 Millionen Euro schätzte er den
       Verlust bis Jahresende.
       
       Bei der Flughafengesellschaft beläuft sich das absehbare Minus sogar auf
       300 Millionen Euro. Weil Berlin aber nicht Alleineigentümer ist,
       beschränken sich die Kosten für das Land auf 115 Millionen. Laut Kollatz
       ließen sich pro Monat 8 bis 12 Millionen Euro einsparen, wenn man sich auf
       den Flughafen Schönefeld konzentrierte und den Standort Tegel schlösse. Das
       scheitert bislang am Widerstand des Bundes. Kollatz meint, dass der Bund
       dann auch einen höheren Teil der Kosten übernehmen sollte, wenn es bei
       dieser Ablehnung bleibt.
       
       Im Nachtragshaushalt vorgesehen ist auch der Kauf von bis zu 50.000
       Tablet-Computern, um Schulunterricht via Internet auch Kindern zu
       ermöglichen, bei denen es zu Hause kein sogenanntes „digitales Endgerät“
       gibt. Berlin profitiert dabei von einem Programm aus dem Bundeshaushalt und
       muss nur 5 Prozent der Kosten selbst zahlen, nämlich 1,9 Millionen Euro.
       
       Im Hauptausschuss zeichnete sich ab, dass alle Fraktionen diesen Entwurf im
       Parlament, wo am 14. Mai die Abstimmung anstehen könnte, unterstützen
       werden. „Der wird durchlaufen wie ein warmes Messer durch ein Stück
       Butter“, sagte der SPD-Abgeordnete Torsten Schneider voraus. Andere Redner
       deuteten an, dass die eigentlichen Debatten erst beim folgenden, zweiten
       Nachtragshaushalt kommen werden. Den will Kollatz vorverlegen, wenn im Mai
       nach der Steuerschätzung klar ist, wie stark die Einnahmen des Landes
       einbrechen werden. Damit umzugehen – nach Jahren drei- und vierstelliger
       Millionenüberschüsse – werde „die viel größere Herausforderung sein“, sagte
       Steffen Zillich von der Linkspartei.
       
       22 Apr 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Alberti
       
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