# taz.de -- Türkei entdeckt Erdgasfeld: Energie für 20 Jahre
       
       > Erdoğan verkündet den Fund von 320 Milliarden Kubikmeter Erdgas im
       > Schwarzen Meer. Auch im Mittelmeer will er weitersuchen lassen.
       
 (IMG) Bild: Das Forschungsschiff Fatih soll im Schwarzen Meer ein großes Gasfeld gefunden haben
       
       ISTANBUL taz | Mit unverhohlenem Triumph in der Stimme kündigte der
       türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan in einer seit Tagen erwarteten
       Pressekonferenz einen Durchbruch in der türkischen Energieversorgung an.
       Das Forschungsschiff „Fatih“ hat laut Erdoğan etwas östlich von Istanbul im
       Schwarzen Meer das größte Gasfeld gefunden, das je für die Türkei entdeckt
       worden sei. Es beinhalte 320 Milliarden Kubikmeter hochwertiges Erdgas, das
       die türkische Energieversorgung für 20 Jahren abdecken könne.
       
       „Unverhofft hat Gott uns eine Tür geöffnet“, sagte Erdoğan und nahm dann
       auch Bezug auf den [1][Streit um die mögliche Erdgasausbeute im
       Mittelmeer]. Trotz der Proteste der EU und der [2][aggressiven Haltung von
       Griechenland] werde man auch im Mittelmeer die Suche nach Erdgas
       fortsetzen.
       
       Erdoğan pries den Fund im Schwarzen Meer als großen nationalen Erfolg an.
       In der Vergangenheit hätten immer ausländische Unternehmen im Auftrag der
       Türkei gesucht und nie etwas gefunden. Ab 2017 hätte man dann eigene
       Schiffe einsetzen können. Die Türkei verfügt aktuell über drei Schiffe, die
       Probebohrungen in mehr als tausend Metern Tiefe unter dem Wasser vornehmen
       können, und über zwei weitere Forschungsschiffe für seismische Messungen am
       Meeresboden.
       
       Das Bohrschiff „Fatih“ habe in den letzten Jahren insgesamt 10
       Probebohrungen vorgenommen. Die neunte Bohrung hätte den Erfolg gebracht.
       Schon in drei Jahren soll das erste Gas aus der Meer fließen. Berat
       Albayrak, Finanzminister und Schwiegersohn Erdoğans, frohlockte: Zukünftig
       werde man nicht mehr über das Außenhandelsdefizit der Türkei reden, sondern
       „nur noch über unsere Überschüsse“.
       
       ## Gasfund in wirtschaftlich schweren Zeiten
       
       Sollte sich der Fund tatsächlich in dem Umfang bestätigen, käme er für den
       angeschlagenen Präsidenten zu rechten Zeit. Bei der [3][Rohstoffausbeute im
       Mittelmeer] hat Erdoğan eine große Koalition der übrigen Anrainerstaaten
       gegen sich. Bis es dort tatsächlich zu konkreten Ergebnissen kommen kann,
       wird noch viel Zeit vergehen.
       
       Den Erfolg braucht Erdoğan aber jetzt, weil die [4][türkische Wirtschaft
       vor dem Zusammenbruch steht] und der Wert der türkischen Lira gegenüber dem
       Dollar und dem Euro bedrohlich abnimmt. Allein die Spekulation um die
       Gasvorräte im Schwarzen Meer haben erstmals seit Wochen den Lira-Kurs
       wieder steigen lassen.
       
       21 Aug 2020
       
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 (DIR) Jürgen Gottschlich
       
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