# taz.de -- AfD stagniert in Sachsen-Anhalt: Keine strahlende Siegerin
       
       > Die AfD wollte in Sachsen-Anhalt Platz eins erreichen – und scheitert
       > damit klar. Sie bleibt aber mit Abstand die größte Oppositionsfraktion.
       
 (IMG) Bild: Die AfD-Vorderen Höcke (ganz rechts) und Gauland (rechts, in Bild links) am Wahltag in Magdeburg
       
       DRESDEN taz | Die AfD hat ihr [1][erklärtes Ziel] verfehlt, in
       Sachsen-Anhalt stärkste Partei zu werden. Das hatte unter anderem
       Parteichef Jörg Meuthen im Vorfeld verkündet. Erste [2][Hochrechnungen]
       sahen die Partei bei rund 22 Prozent und damit knapp unterhalb des
       Wahlergebnisses 2016 – aber sehr deutlich hinter der CDU.
       
       Der Applaus auf der Wahlparty der [3][AfD], wo auch Parteivordere wie
       Alexander Gauland oder [4][Björn Höcke] zu Gast waren, hielt sich
       entsprechend in Grenzen. Landesvorsitzender Martin Reichardt wollte sich im
       MDR-Fernsehen immerhin darüber freuen, dass die AfD ihr Ergebnis von 2016
       annähernd halten konnte. Der Wahlkampf sei ausgesprochen polarisierend
       gewesen, und so sei er „trotz Hetze und medialer Ausgrenzung sehr
       zufrieden“.
       
       Auch AfD-Bundeschef Tino Chrupalla äußerte sich positiv: Er sei mit dem
       Ergebnis sehr zufrieden. Es gebe in Sachsen-Anhalt jetzt nur noch zwei
       Volksparteien, die CDU und seine AfD.
       
       Die Konkurrenz atmete etwas auf. „Es wird weniger Aquamarinblau im Landtag
       geben“, tröstete sich der SPD-Landesvorsitzende Andreas Schmidt über das
       schlechte Ergebnis seiner eigenen Partei hinweg.
       
       ## Wiederholter „Sachseneffekt“
       
       Damit könnte sich in Sachsen-Anhalt der Sachseneffekt von 2019 wiederholt
       haben. Auch dort drohte die CDU damals in Umfragen hinter die AfD
       zurückzufallen, gewann am Ende aber deutlich. Für Sachsen-Anhalt hatten vor
       allem von der Bild-Zeitung beim Meinungsforschungsinstitut Insa in Auftrag
       gegebene Umfragen zumindest ein Kopf-an-Kopf-Rennen prophezeit. Die
       Konsequenzen könnten Protestwähler in letzter Minute abgeschreckt und die
       Neigung verstärkt haben, doch eher auf die bewährte Union zu setzen. Auch
       der coronabedingt verdoppelte Briefwahlanteil geht erfahrungsgemäß eher
       zulasten von Protestparteien rechtsaußen.
       
       Gleichwohl bleibt die AfD mit großem Abstand die stärkste Oppositionspartei
       im Landtag. Der AfD verwandte Konkurrenten wie die Freien Wähler oder „Die
       Basis“ als Partei der Corona-Ignoranten haben offenbar nur wenige Stimmen
       abziehen können. Andererseits lässt sich aus diesem wie dem sächsischen
       Wahlergebnis 2019 schließen, dass die AfD auch im Osten ihr Potenzial bei
       etwa einem Viertel der Wählerschaft ausgeschöpft hat.
       
       Diesen Wählern ist es offenbar gleichgültig, dass sich die AfD nicht nur im
       Magdeburger Landtag als inkompetent und unfähig zu konstruktiver Politik
       erwiesen hat. Sowohl dort als auch beim Wahlkampf auf öffentlichen Plätzen
       dominierten Flegeleien und ein rüder Ton. Bei der Abschlusskundgebung am
       Freitag in Magdeburg beschimpften AfD-Frontleute Oliver Kirchner und Thomas
       Tillschneider die Gegendemonstranten unter anderem als „Blöde“ und „Irre“.
       
       ## Im Wahlkampf gegen die Coronapolitik agitiert
       
       Neben Rassismus und Europafeindlichkeit hat das Einschwenken der AfD auf
       eine [5][Ablehnung der Coronaschutzmaßnahmen] zum relativen Erfolg
       beigetragen. Auf den ersten zehn Seiten ihres Wahlprogramms ging sie mit
       der Beschwörung der Individualrechte auf Stimmenfang, während die AfD sonst
       eine [6][homogene nationale Volksgemeinschaft] beschwört. Der Pandemiekurs
       der Landesregierung wurde trotz gelegentlicher Stänkereien von
       Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) gegen Entscheidungen des Bundes als
       nicht stringent empfunden.
       
       In 30 Jahren haben sich das Image und die Selbstwahrnehmung der
       Sachsen-Anhalter nicht entscheidend verbessert. Im Wahlkampf konnte man
       Stimmen hören, die deshalb keiner traditionellen Partei mehr vertrauen und
       eher aus Verlegenheit der selbsternannten „Alternative“ ihre Stimme geben.
       Obschon Sachsen-Anhalt bereits ein Land der erneuerbaren Energien ist,
       lässt sich auch aus der Veränderungsangst vor den Folgen des Kohleausstiegs
       politisches Kapital schlagen.
       
       An der Konstellation für Koalitionssondierungen dürfte das AfD-Ergebnis
       zumindest vorerst nichts ändern – auch wenn AfD-Bundeschef Tino Chrupalla
       am Sonntag erklärte, die Bürger hätten für eine Regierung aus CDU und AfD
       votiert. Offiziell aber will niemand mit den Rechtsaußen verhandeln. Dafür
       besteht angesichts mehrerer Koalitionsoptionen unter CDU-Führung auch kein
       Anlass mehr. Der AfD-Landtagsabgeordnete Ulrich Siegmund appellierte
       dennoch an die CDU, angesichts einer „nationalkonservativen Mehrheit“ der
       Wähler mit der AfD zu koalieren.
       
       6 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /AfD-vor-Landtagswahl-Sachsen-Anhalt/!5774257
 (DIR) [2] /Landtagswahl-in-Sachsen-Anhalt/!5776624
 (DIR) [3] /Verfassungschutz-in-Sachsen-Anhalt/!5746215
 (DIR) [4] /Nach-der-Durchsuchung-bei-Hoecke/!5774052
 (DIR) [5] /AfD-vor-Landtagswahl-Sachsen-Anhalt/!5774257
 (DIR) [6] /Verfassungschutz-in-Sachsen-Anhalt/!5746215
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Bartsch
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Alternative für Deutschland (AfD)
 (DIR) Rechtsextremismus
 (DIR) Sachsen-Anhalt
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahl in Sachsen-Anhalt
 (DIR) Alternative für Deutschland (AfD)
 (DIR) Alternative für Deutschland (AfD)
 (DIR) Alternative für Deutschland (AfD)
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahl in Sachsen-Anhalt
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahl in Sachsen-Anhalt
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahl in Sachsen-Anhalt
 (DIR) Alternative für Deutschland (AfD)
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahl in Sachsen-Anhalt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) AfD-Vizepräsident in Sachsen-Anhalt: Nicht alle wählen AfD
       
       Bei der Abstimmung über den AfD-Kandidaten stimmten nicht alle
       CDU-Abgeordneten mit Ja. Das war die eigentliche Nachricht aus Magdeburg.
       
 (DIR) Rechtsextremismus-Experte über AfD: „Wähler machen Radikalisierung mit“
       
       Sachsen-Anhalts AfD habe sich professionalisiert sagt David Begrich. Die
       neue Strategie könne die Partei noch gefährlicher machen.
       
 (DIR) Illegale Parteispenden für Alice Weidel: AfD soll fast 400.000 Euro blechen
       
       Das Berliner Verwaltungsgericht bestätigt die Geldstrafe, die gegen die AfD
       verhängt wurde. Hintergrund sind illegale Parteispenden für Alice Weidel.
       
 (DIR) AfD nach der Wahl in Sachsen-Anhalt: Streit statt Feierstimmung
       
       Die AfD hadert mit dem Wahlausgang. Während Björn Höcke den völkischen Kurs
       bestätigt sieht, teilt Parteichef Meuthen diese Deutung so gar nicht.
       
 (DIR) CDU gewinnt die Wahl in Sachsen-Anhalt: Rückenwind aus der Börde
       
       Den CDU-Wahlerfolg kann Ministerpräsident Haseloff als seinen Sieg
       verbuchen. Doch auch Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet hilft er.
       
 (DIR) Landtagswahl in Sachsen-Anhalt: Haseloffs CDU klar vor der AfD
       
       Überraschend deutlich vorn: In Sachsen-Anhalt kommt die CDU laut
       Hochrechnungen auf rund 35 Prozent. Die AfD liegt bei 23. Linke und SPD
       verlieren drastisch.
       
 (DIR) Ost-CDU vor der Sachsen-Anhalt-Wahl: Mehr Wanderwitz wagen!
       
       Die ostdeutsche CDU hat bei der Bekämpfung von AfD und Rechtsextremismus
       eine Schlüsselfunktion. Ihre liberalen Kräfte müssen gestärkt werden.
       
 (DIR) AfD vor Landtagswahl Sachsen-Anhalt: Der müde Sturm
       
       Die AfD in Sachsen-Anhalt wirkt verbraucht, punkten will sie mit schrillen
       Positionen. Ihr Spitzenmann ist ein Ex-Schrottautohändler.