# taz.de -- Kiew entscheidet für Istanbul-Konvention: Ein Sieg für die Ukrainerinnen
       
       > Das ukrainische Parlament hat die Istanbul-Konvention ratifiziert. Die
       > Abgeordneten nutzten die Gunst der Stunde und signalisieren der EU
       > Liberalität.
       
 (IMG) Bild: Demonstrantin für LGBTQ-Rechte in Kiew 2021
       
       Elf Jahre nach der Unterzeichnung hat das Kiewer Parlament endlich die
       [1][Istanbul-Konvention] zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen
       Frauen und häuslicher Gewalt ratifiziert. Damit ist das kriegsgepeinigte
       Land weiter als beispielsweise das EU-Mitglied Bulgarien, wo noch immer um
       das Dokument gerungen wird. Hier – wie überhaupt in den Staaten Osteuropas
       – betrachten die Gegner*innen die Konvention als Einfallstor für den
       vermeintlich dekadenten „Gender-Wahnsinn“ und damit als Frontalangriff auf
       traditionelle Familienwerte und Rollenbilder, der die Grundfesten der
       Gesellschaft erschüttert.
       
       Bekanntlich verlaufen die Frontlinien in der Ukraine derzeit an anderen
       Stellen. Im [2][Krieg gegen den russischen Aggressor] verlieren innere
       Konflikte an Bedeutung. Gerade jetzt leisten viele Frauen schier
       Übermenschliches, und nicht wenige Angehörige der LGBTQ-Community
       verteidigen ihr Land an der Front. Zudem sind die Kirchen anderweitig
       beschäftigt. Schließlich geht es um nichts Geringeres als eine
       Neudefinition des Verhältnisses zur [3][russisch-orthodoxen Kirche], der
       ihre Schäfchen aktuell scharenweise davonlaufen.
       
       Da bleibt wenig Raum, um im Verbund mit konservativen und rechtsextremen
       Kräften gegen [4][sexuelle Minderheiten] zu Felde zu ziehen. Zweifellos ist
       das Parlamentsvotum vor allem der Aussicht auf den EU-Kandidatenstatus
       geschuldet, über den die Mitgliedsstaaten in dieser Woche entscheiden. Das
       ändert jedoch nichts daran, dass diese Entscheidung von großer Bedeutung
       ist, denn sie erzwingt Veränderungen der Gesetzgebung und bei
       institutionellen Prozessen, die mehr Sicherheit und Gerechtigkeit für die
       Betroffenen sowie eine faire Strafverfolgung der Täter*innen
       sicherstellen.
       
       Zudem bekommen die Behörden ein Instrument an die Hand, um mit den
       zahllosen Fällen sexualisierter Gewalt gegen ukrainische Frauen in den von
       Russland besetzten Gebieten angemessen umgehen zu können. Der feste Glaube
       an peremoha, den Sieg, ist es, der den Widerstandsgeist der ukrainischen
       Zivilgesellschaft befeuert. Einen Sieg haben die Frauen in der Ukraine
       schon jetzt errungen.
       
       22 Jun 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.unwomen.de/informieren/internationale-vereinbarungen/die-istanbulkonvention.html
 (DIR) [2] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150
 (DIR) [3] /Orthodoxe-Kirche-in-der-Ukraine/!5854559
 (DIR) [4] /LGBTQ-Community-in-der-Ukraine/!5762002
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Oertel
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Istanbul-Konvention
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Kyjiw
 (DIR) EU-Beitritt
 (DIR) Schwerpunkt LGBTQIA-Community
 (DIR) Bulgarien
 (DIR) Kyjiw
 (DIR) Schwerpunkt LGBTQIA-Community
 (DIR) Vereinte Nationen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Proteste in Bulgarien: „Genozid an Frauen stoppen!“
       
       In Bulgarien protestieren Tausende gegen Gewalt an Frauen. Nach einem
       brutalen Angriff auf eine 18-Jährige und Justizversagen fordern sie
       Reformen.
       
 (DIR) +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Ukraine fordert Waffen
       
       Angesichts der Raketenangriffe fordert Kiew von den G7 mehr Waffen und
       schärfere Munition. Das russische Militär ist nach Lyssytschansk
       vorgedrungen. Es sind Explosionen in Tscherkassy zu hören.
       
 (DIR) Messenger-App WeChat: Sämtliche LGBT-Foren geschlossen
       
       Die App hat sämtliche Accounts der LGBT-Gruppen von Studierenden
       dichtgemacht. Eine Erklärung über die Gründe blieb das Unternehmen bislang
       schuldig.
       
 (DIR) Sexuelle Orientierung: UN-Experte soll LGBT-Rechte schützen
       
       Die UN haben beschlossen einen Experten zu ernennen, der sich für die
       Rechte von lesbischen, schwulen, bi- und transsexuellen Menschen (LGBT)
       einsetzt.