# taz.de -- Landratswahlen in Sachsen: Dilemma in Dresden
       
       > Tritt der AfD-Kandidat bei der OB-Wahl in Dresden wieder an, könnte eine
       > Grüne gewinnen. Tut er es nicht, siegt wohl Amtsinhaber Hilbert (FDP).
       
 (IMG) Bild: Amtsinhaber im Dilemma: Oberbürgermeister Dirk Hilbert mit Ehefrau Su Yeon Hilbert
       
       DRESDEN taz | Unterschiedlicher kann man die 32,5 Prozent Wählerstimmen für
       den amtierenden [1][Dresdner Oberbürgermeister] Dirk Hilbert nicht
       interpretieren. Der sächsische SPD-Landesvorsitzende Henning Homann nennt
       das Ergebnis eine „Klatsche“ für den Wirtschaftsliberalen. Der
       Generalsekretär der FDP Sachsen, Philipp Hartewig, zieht hingegen für ganz
       Sachsen ein „positives Fazit“ der Bürgermeister- und Landratswahlen und ist
       auch mit Dresden „zufrieden“.
       
       Einen knappen Prozentpunkt mehr als 2015 im ersten Wahlgang erreichte
       Hilbert nun. Vor sieben Jahren lag er zudem deutlich hinter Wissenschafts-
       und Kunstministerin Eva-Maria-Stange (SPD). Mit Hilfe der CDU, die ihren
       damaligen Innenminister für den zweiten Wahlgang zurückzog, konnte Hilbert
       das Stimmenverhältnis dennoch umkehren. Diese Union aber steht in diesem
       Wahljahr nicht zur Verfügung, nominierte keinen eigenen Kandidaten. Ihr
       Vorsitzender Friedrich Merz absolvierte seinen von der Stadtgesellschaft
       weitgehend unbemerkten Unterstützungsauftritt für Hilbert bereits drei Tage
       vor der Wahl.
       
       Potenzielle CDU-Wähler werden also kaum zusätzlich zu mobilisieren sein,
       wenn am 10. Juli erneut gewählt werden muss. Es sei denn, es gelänge bei
       einer Beteiligung von nur 47,4 Prozent einige der zahlreichen Nichtwähler
       zu mobilisieren. Das aber ist erfahrungsgemäß sehr unwahrscheinlich, auch
       wenn Sachsen auf die Landeshauptstadt schauen wird, weil in Leipzig und
       Chemnitz schon 2020 jeweils ein SPD-Oberbürgermeister gewählt wurde.
       
       ## Sachsenweit schwaches Abschneiden der AfD
       
       Kontrahentin Hilberts wird seine bisherige Beigeordnete für Umwelt und
       Kommunalwirtschaft, Eva Jähnigen von den Bündnisgrünen sein: eine
       unpolemisch agierende Frau, die einzige unter acht männlichen Konkurrenten,
       die einen Weg von der Krankenschwester zur Juristin nahm und vor 2015 lange
       im Landtag saß. Sie schnitt unter den drei Mitte-Links-Bewerbern mit 18,9
       Prozent am besten ab. Wie vereinbart, ziehen der [2][noch vor dem
       AfD-Kandidaten] liegende SPD-Innenpolitiker Albrecht Pallas und André
       Schollbach von der Linken für sie zurück.
       
       Die nur 14,2 Prozent für den von der CDU zur AfD und ins Europaparlament
       gewechselten Kandidaten Maximilian Krah passen nicht nur zum sachsenweit
       schwachen Abschneiden der „Alternative“. Sie bringen die Partei und
       womöglich auch Oberbürgermeister Dirk Hilbert in Verlegenheit. Noch am
       Wahlabend kündigte Krah an, Hilbert in vier Wochen nicht zu unterstützen
       und stattdessen selbst als dritter Bewerber nochmals anzutreten. Das könnte
       den Amtsinhaber wichtige Stimmen kosten und die AfD als Königsmacherin für
       die Grüne Jähnigen erscheinen lassen.
       
       Zieht Krah aber doch noch zurück und ruft zur Wahl Hilberts auf, stünde
       dieser im Erfolgsfall als Oberbürgermeister von AfD-Gnaden da. In diesem
       Dilemma erklärt der AfD-Landesvorsitzende Jörg Urban, dass er Hilbert nicht
       als das kleinere Übel ansehe. Sowohl der amtierende Oberbürgermeister als
       auch die grüne Aufsteigerin Jähnigen seien „nicht gut für Dresden“. Eine
       Entscheidung über eine erneute Kandidatur Krahs habe die AfD noch nicht
       getroffen.
       
       13 Jun 2022
       
       ## LINKS
       
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