# taz.de -- Regierungsmodell Schwarz-Grün: Zu stark, um radikal zu sein > Immer öfter regieren die Grünen mit. Dafür gehen sie Kompromisse ein, die > oft schlechter sind als nötig. Für radikale grüne Politik bleibt kaum > Platz. (IMG) Bild: Mona Neubaur (Grüne) und Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) mit dem Koalitionsvertrag Ab Dienstag regiert [1][Schwarz-Grün voraussichtlich in NRW], ab Mittwoch auch in Schleswig-Holstein. Die Grünen sitzen dann an so vielen Schalthebeln wie nie: Regierungspartei sind sie im Bund und in elf Ländern, die zusammen zwei Drittel der Bevölkerung stellen. Gut, dass die Grünen den Kampf darüber, ob sie lagerübergreifende Koalitionen eingehen sollen oder nicht, inzwischen ausgefochten haben: Mangels linker Mehrheiten können die Grünen nur flächendeckend Einfluss nehmen, wenn sie [2][Bündnisse mit der CDU] eingehen. Eine Gefahr birgt der Durchmarsch für die Partei trotzdem. Fast alle mitgliederstarken Landesverbände sind bald in Verantwortung, ein Großteil der Funktionäre ist direkt oder indirekt in Regierungsarbeit eingebunden. Das macht etwas mit einer Partei und den Menschen, die sie prägen. Sachzwänge und Konsenssuche dominieren die politische Logik; inhaltliche Ansprüche können darüber schwinden und [3][Kompromisse letztlich schlechter ausfallen als eigentlich nötig]. Bei der Regierungsfindung im Bund sowie jetzt in Kiel und Düsseldorf hat sich das schon angedeutet – bei der Postenverteilung, bei unambitioniert angegangenen Verteilungsfragen und vagen Klimazielen. Die knifflige Frage lautet: Wie können sich die Grünen bei all ihren Regierungsbeteiligungen Machtzentren bewahren, die die Freiheit haben, so radikal zu denken, wie es die Probleme unserer Zeit verlangen? Ein Gegengewicht zu den Regierungsgrünen können solche Zentren bilden, diesen im Ringen mit Koalitionspartnern aber auch mal zupasskommen: Als Argument dafür, warum sie sich nicht jeden Kompromiss aufschwatzen lassen dürfen. Vorstände und Fraktionen in Bund und Ländern nehmen diese Rolle nicht ein. Parteitage sind dem erfolgreichen Spitzenpersonal gegenüber zu loyal, um auch mal nein zu sagen. Vielleicht wäre es da das Beste für die Grünen, irgendwo auch mal wieder eine Wahl zu verlieren – und zumindest ein bisschen machtlos zu bleiben. 27 Jun 2022 ## LINKS (DIR) [1] /Schwarz-Gruen-in-NRW/!5862993 (DIR) [2] /Koalition-in-Schleswig-Holstein/!5859705 (DIR) [3] /Geplanter-Tankrabatt-der-Ampelkoalition/!5846107 ## AUTOREN (DIR) Tobias Schulze ## TAGS (DIR) Nordrhein-Westfalen (DIR) Schleswig-Holstein (DIR) Grüne (DIR) GNS (DIR) Nordrhein-Westfalen-Wahl 2022 (DIR) Mobilität (DIR) Landtagswahl in Schleswig-Holstein 2022 (DIR) Nordrhein-Westfalen-Wahl 2022 (DIR) Homophobie (DIR) Landwirtschaft (DIR) Grüne Schleswig-Holstein (DIR) Nordrhein-Westfalen (DIR) Landtagswahl in Schleswig-Holstein 2022 (DIR) CDU Baden-Württemberg ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Fahrradfahren in Krefeld: Unterwegs in der Radwüste Krefeld gilt als „fahrradfreundliche Stadt“. Gleichzeitig liegt die Zahl der Fahrradunfälle weiter über dem Bundesdurchschnitt. Eine Spurensuche. (DIR) Landtagswahl in Schleswig-Holstein: Viele Premieren an der Förde Die Kieler Regierung ist vereidigt. Es gibt eine Ministerin mit afrikanischen Wurzeln, auch ein Däne sitzt im Kabinett. (DIR) Regierungsbildung in NRW: Hardliner wird nicht Schulminister NRW-Regierungschef Wüst präsentiert sein schwarz-grünes Kabinett. Der ultra-konservative Liminski bleibt Chef der Staatskanzlei. (DIR) Regierungsbildung in NRW: Grüne wählen Wüst Schwarz-Grün bestätigt Hendrik Wüst als Regierungschef. Aufregung gibt es um den katholischen Hardliner Liminski als möglichen Schulminister. (DIR) Ministerien-Zuschnitt von Schwarz-Grün: Männerstreit vorprogrammiert In Schleswig-Holstein gibt es künftig wieder getrennte Ministerien für Landwirtschaft und Umwelt: Das dürfte die Umweltpolitik der Grünen bremsen. (DIR) Koalitionsvertrag im Faktencheck: Wie sozial ist Schwarz-Grün? Die Pläne für Soziales von Schwarz-Grün in Schleswig-Holstein werden scharf kritisiert. Nicht alle Vorwürfe treffen zu – Luft nach oben gäbe es aber. (DIR) Grüne und CDU in NRW einig: Schwarz-grünes Vertrauen CDU und Grüne präsentieren in Nordrhein-Westfalen ihren Koalitionsvertrag. Doch der wirkt selbst bei grünen Kernthemen seltsam unverbindlich. (DIR) Koalitionsvertrag in Schleswig-Holstein: Schwarz-Grün teilt „Gewinnerpunkte“ Der erste schwarz-grüne Koalitionsvertrag in Schleswig-Holstein beinhaltet Klimaneutralität bis 2040 und mehr Personal im Landesdienst. (DIR) Koalitionsvertrag in Baden-Württemberg: Schwarz-grüner Ponyhof Die Grünen geben den Ton an, die Union zieht mit: Baden-Württembergs Koalitionsvertrag legt den Fokus aufs Klima. Wie lange hält die Harmonie?