# taz.de -- Cum-Ex-Skandal in Hamburg: Zu nah an den Bonzen
       
       > Das Hamburger Bündnis von „Kaufleuten und Arbeiterklasse“ ist passé. Der
       > Cum-Ex-Skandal bringt auch Kanzler Scholz erneut in Erklärungsnot.
       
 (IMG) Bild: Geflecht von Abhängigkeiten und Kontakten: SPD-Mann Johannes Kahrs (hier 2019 im Bundestag)
       
       Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“, fragte
       einst der große Bertolt Brecht. Doch was ist die Gründung einer Bank gegen
       die Ausplünderung des Staates per [1][hochkriminellen Cum-Ex-Deals]? Vor
       allem, wenn dies durch das altehrwürdige Bankhaus M. M. Warburg & Co
       geschieht, gegründet 1798.
       
       Die Hamburger Privatbankiers werben mit dem wunderbaren Slogan „Vertrauen,
       Zuverlässigkeit und Erfahrung – die Basis für dauerhaft solide Geschäfte“.
       Und was ist die Gründung einer Bank gegen eine Finanzbehörde, die der
       ertappten Bank per „[2][teuflischem Plan]“ die Diebesbeute belässt, indem
       sie eine Nachzahlungsaufforderung über Nacht als verjährt aufhebt?
       
       Schon jetzt werfen die bislang bekannten Details ein grelles Licht auf das
       System Kahrs-Scholz: eine systematische, oft trotzig-selbstgerechte Nähe
       zur Wirtschaft. Helmut Schmidt hat die Machtbasis der Hamburger SPD einst
       auf die Formel vom Bündnis zwischen „[3][Kaufleuten und Arbeiterklasse]“
       gebracht. Die interpretieren der Rüstungs- und Steinwollelobbyist
       [4][Johannes Kahrs] und Bundeskanzler Olaf Scholz heute so: Wir
       Sozialdemokraten sind die Guten.
       
       Dafür müssen wir aber an die Macht. Das gelingt uns, wenn wir beste
       Kontakte zur Wirtschaft halten. Mit diesem Prinzip gewann Scholz zwei
       Bürgerschaftswahlen in Hamburg und die letzte [5][Bundestagswahl 2021].
       Flankiert wird diese Politik der engen persönlichen Kontakte zur
       Wirtschaft, inklusive anschließender Gedächtnislücken, von einer
       machtvollen parteiinternen Durchsetzungsstrategie: Wie es Scholz mit Kahrs’
       Hilfe gelang, erst Sigmar Gabriel und dann noch [6][Andreas Nahles] aus dem
       Weg zu räumen, war meisterhaft.
       
       Aber auch von vorgestern. Denn sowohl Kahrs als auch der Kanzler sehen in
       Sachen politisches Profil alt aus. Kahrs, Vorkämpfer für die „Ehe für
       alle“, reicht dies als Ausweis seiner fortschrittlichen Gesinnung.
       Ansonsten hat er sich mit einem Geflecht von Abhängigkeiten und Kontakten
       den Weg durchs Unterholz der SPD gebahnt.
       
       Seine Machtbasis: der traditionell stramm rechte Hamburger Bezirk Mitte,
       den er im Bundestag vertrat, bis der Vorsitzende des Seeheimer Kreises
       beleidigt von allen Ämtern zurücktrat, weil Eva Högl und nicht er
       Wehrbeauftragte wurde – oder war es doch schon aus Sorge um mögliche
       handfeste Ergebnisse des Hamburger Cum-Ex-Untersuchungsausschusses?
       
       Wie auch immer: Sollte es dem Hamburger Untersuchungsausschuss oder – wohl
       eher – der Kölner Staatsanwalt gelingen, gerichtsfestes Material in dem
       „teuflischen Plan“ zu finden, dann würde auch Scholz Opfer des Bündnisses
       von Sozialdemokratie und Bank. Unabhängig davon ist diese Strategie auch an
       den Wahlurnen längst keine Erfolgsgarantie mehr.
       
       9 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /BGH-Urteil-zum-Cum-Ex-Skandal/!5786005
 (DIR) [2] https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Teuflischer-Plan-Chatnachrichten-liegen-jetzt-Cum-Ex-Ausschuss-vor,cumex476.html
 (DIR) [3] /Hanseatisches-Demokratieverstaendnis/!5024863
 (DIR) [4] /Cum-Ex-Affaere-in-Hamburg/!5870210
 (DIR) [5] /Vorlaeufiges-Endergebnis/!5803730
 (DIR) [6] /SPD-Parteichefin-gibt-auf/!5599729
       
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 (DIR) Florian Marten
       
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