# taz.de -- HBO-Serie „The White Lotus“: Ein großes Event
       
       > Ungewöhnlich: Die zweite Staffel von „The White Lotus“ toppt die erste.
       > Nicht wegen angeschwemmter Leichen, sondern wegen Überzeichnung.
       
 (IMG) Bild: Schickes Leben in einer schicken Serie: „The White Lotus“
       
       Das zweite Album ist ja bekanntlich das schwerste. Dieses Schicksal ereilt
       auch zweite Staffeln von Serien. Fortsetzungen versuchen in der Regel, die
       erste Staffel zu toppen, indem sie einfach alles noch ein bisschen
       gruseliger, dramatischer oder kitschiger machen – und ruinieren sie so
       komplett. Nachdem also die erste Staffel der HBO-Serie „The White Lotus“
       von Mike White mit Preisen überhäuft wurde, war die Angst vor der
       Fortsetzung groß. Doch die Sorge war umsonst, die zweite Staffel der Serie,
       die sich irgendwo zwischen Krimi, Komödie und Gesellschaftssatire bewegt,
       ist noch grandioser – gerade weil sie so übertreibt.
       
       Wieder ist die Geschichte in einem „White Lotus“-Luxushotel angesiedelt,
       dieses Mal [1][auf Sizilien] statt auf Hawaii. Die superreichen Gäste aus
       den USA wollen eigentlich nur am Strand liegen und Aperol trinken, doch
       plötzlich schwimmen mehrere Leichen im Meer. In der Rückblende kommt man
       der Frage näher, wer eigentlich tot ist und wer getötet hat. Verdächtig
       sind erst mal alle. Denn während an der Oberfläche alles glänzt, lügen und
       betrügen die Gäste.
       
       Dass die Figuren dabei schablonenhaft gezeichnet sind, tut der Serie keinen
       Abbruch. Der notorische Ehebrecher, die smarte Sexarbeiterin oder der woke
       Millennial funktionieren gerade wegen ihrer Überzeichnung. Highlight ist
       dabei die etwas verwirrte Millionenerbin Tanya McQuoid ([2][Jennifer
       Coolidge]), die eigentlich versucht, ihre Ehe zu retten, und dabei in einem
       Zirkel aus italienischen Gays zur Partymaus mutiert.
       
       Doch nicht nur die Serie an sich ist gute Unterhaltung, sondern auch das
       ganze Drumherum. Die Diskussionen im Freund*innenkreis, in der immer
       irgendwer ruft: „Nicht spoilern, ich bin noch nicht so weit!“ Oder die
       wilden Theorien in Social Media, die in jeder antiken Statue eine
       Überwachungskamera vermuten. Oder aber die abertausenden Texte, die sich
       nicht nur der Frage widmen, wer wohl tot ist und wer getötet hat, sondern
       auch: Warum essen diese stinkreichen Menschen eigentlich immer nur im
       Hotelrestaurant? Oder: Warum trägt die Gen Z so komische bunte Klamotten?
       
       Endlich mal wieder eine Serie, die mehr als nur sieben Episoden bereithält,
       sondern gleich ein ganzes Event ist.
       
       18 Dec 2022
       
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 (DIR) Carolina Schwarz
       
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