# taz.de -- Nato-Verteidigungsminister in Brüssel: Der Nachschub wird knapp
       
       > Der Ukraine und ihren Unterstützern geht die Munition aus. Deutschlands
       > Verteidigungsminister fordert höhere Militärausgaben als nur 2 Prozent.
       
 (IMG) Bild: Gut gelaunt für höhere Rüstungsausgaben: Jens Stoltenberg und Boris Pistorius in Brüssel
       
       BRÜSSEL taz | Kurz vor dem ersten Jahrestag des russischen [1][Angriffs auf
       die Ukraine] am 24. Februar hat die Nato beim Treffen der
       Verteidigungsminister in Brüssel ernste Probleme bei der Versorgung des
       Landes mit Waffen und Munition eingeräumt. Die versprochenen
       [2][Leopard-Panzer] lassen auf sich warten, die Lieferung von Kampfjets
       bleibt umstritten – und die Munition wird so knapp, dass sich Rufe nach
       Sonderschichten für die Waffenschmieden häufen.
       
       Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg appellierte an die Alliierten, mehr
       Munition zu liefern und die Produktion im Eiltempo hochzufahren. Es sei
       „äußerst wichtig sicherzustellen, dass alle bereits gelieferten Systeme so
       funktionieren, wie sie sollten“, so Stoltenberg. Dies ist nicht mehr
       selbstverständlich. Außer bei der Munition gibt es auch Probleme mit
       Ersatzteilen und der Wartung.
       
       Um dem Mangel beizukommen, will Großbritannien ukrainische Soldaten für
       einen Kampf auf Sparflamme ausbilden. „Die Ukraine verbraucht riesige
       Mengen Munition, um sich selbst zu verteidigen“, sagte
       Verteidigungsminister Ben Wallace. „Das ist einer der Gründe, warum wir sie
       darin unterrichten, auf westliche Art zu kämpfen.“ Das russische Vorgehen
       sei zu „munitionslastig“.
       
       Der neue deutsche Verteidigungsminister [3][Boris Pistorius] kündigte an,
       die Produktion von Munition für den Flugabwehrpanzer Gepard
       wiederaufzunehmen. Die Verträge mit den Herstellern seien unterschrieben,
       sagte Pistorius in Brüssel. Die Reserven müssten noch bis zum Sommer
       reichen, danach werde es eng. Bisher liegt die Produktion vor allem in der
       neutralen Schweiz, künftig soll Rheinmetall liefern.
       
       ## Die Nato soll noch mehr Geld für Militär ausgeben
       
       Pistorius rief die Nato-Partner auch zu [4][höheren Rüstungsausgaben] auf.
       Es werde künftig „nicht reichen“, bis zu zwei Prozent des
       Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben, betonte der
       SPD-Politiker. Er teile die Auffassung Stoltenbergs, dass das bestehende
       Zweiprozentziel der Nato nur eine „Untergrenze“ sein könne. Auch
       Bundeskanzler Olaf Scholz unterstütze diese Position. Deutschlands
       Verteidigungsausgaben liegen allerdings noch unter dieser Schwelle.
       
       Dennoch gab sich Pistorius kämpferisch. Während er bei seinem Amtsantritt
       vor drei Wochen noch wegen des Panzer-Streits unter Druck stand, ging er
       diesmal in die Offensive. Deutschland habe geliefert, nun seien andere
       dran. Das Ziel, eine deutsche Panzerkoalition zu schmieden und ein
       Bataillon mit Panzern vom Typ Leopard 2A aufzustellen, wurde in Brüssel
       zwar verfehlt. „Wir sind auf einem guten Weg“, erklärte Pistorius dennoch.
       
       Als Erfolg verbuchte er auch die Diskussion über das geplante europäische
       Luftabwehrsystem Sky Shield. Dänemark und Schweden hätten ihre Teilnahme
       zugesagt, sagte er. Dies sei gut, weil es die Sicherheit erhöhe und die
       Kosten reduziere. Das System soll Angriffe durch Raketen, Drohnen und
       Flugzeuge abwehren. Die Luftabwehr gilt als militärische Achillesferse der
       Ukraine.
       
       ## Nato muss mehr tun, um Russland zu stoppen
       
       Offen blieb beim Nato-Treffen, wie es mit dem Krieg in der Ukraine
       weitergeht. Pistorius sagte, er rechne mit einem länger andauernden
       Konflikt. „Es wird kein kurzfristiges Ende des Kriegs geben, einen
       kurzfristigen Sieger sehe ich auch nicht.“ Stoltenberg erklärte, die vor
       dem Jahrestag am 24. Februar befürchtete russische Großoffensive habe im
       Grunde bereits begonnen.
       
       Die Nato müsse daher mehr tun, um Russland zu stoppen. Eine Kriegspartei
       sei die Allianz aber nicht: „Weder die Nato noch Nato-Alliierte sind Teil
       des Konflikts“, sagte Stoltenberg. Dass der ukrainische
       Verteidigungsminister [5][Olexij Resnikow] an den Beratungen in Brüssel
       teilnahm und detaillierte Forderungen stellte, sei kein Widerspruch.
       Schließlich werde das Land ja eines Tages der Nato beitreten; zunächst
       müsse es aber den Krieg gewinnen.
       
       15 Feb 2023
       
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 (DIR) Eric Bonse
       
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