# taz.de -- Russell Crowe als „The Pope's Exorcist“: Den Teufel auf der Lambretta austreiben
       
       > Pünktlich zu Ostern kämpft Schauspielstar Russell Crowe als „The Pope's
       > Exorcist“ gegen Satan. Der Film ist inspiriert von einem echten
       > Exorzisten.
       
 (IMG) Bild: Alles Gute kommt von oben? In „The Pope's Exorcist“ sicher nicht
       
       Der Ruf ist dringend, die Zeichen sind unheilvoll. Auf einem italienischen
       Bauernhof trifft bei Dunkelheit ein bärtiger Mann in Soutane auf einem
       Motorroller ein. Er wird von einem anderen Geistlichen instruiert, begrüßt
       die Familie und wird dann zum Sohn geführt, dem Anlass seines nächtlichen
       Besuchs. Der junge Mann soll besessen sein, er spreche Englisch, ohne
       jegliche Vorkenntnisse. Ob es einen Fernseher im Haus gebe, fragt der
       Bärtige.
       
       Dann schreitet er zur Tat. Fordert den tatsächlich auf Englisch satanisch
       Fluchenden mit christlichen Symbolen heraus, lockt den Dämon, wie er sagt,
       in die Seele eines an der Leine mitgeführten Schweins, um dieses, als es
       aufgeregt zu grunzen beginnt, zu erschießen.
       
       Gabriele Amorth, wie der furchtlose Gottesmann heißt, rechtfertigt diese
       Praxis im Film wenig später vor einem skeptischen vatikanischen Gremium als
       „primitive Psychologie“. Der Papst hingegen hält große Stücke auf „seinen“
       Exorzisten.
       
       In Julius Averys Horrorfilm „The Pope's Exorcist“ wird Letzterer vom
       neuseeländischen Schauspieler Russell Crowe gegeben, der in seiner Rolle
       vornehmlich Italienisch spricht, mit Akzent, wohingegen er mit dem Teufel,
       der Englisch zu bevorzugen scheint, in dessen Muttersprache kommuniziert,
       mit einem Zungenschlag, der vermutlich italienisch sein soll.
       
       Man wundert sich ein wenig, dass 50 Jahre nach William Friedkins
       genreprägendem Klassiker „Der Exorzist“ (1973) das Interesse am Wirken
       Satans in der Welt ungebrochen besteht. Ist dieser doch eine Kraft, die
       ohne ihren göttlichen Gegenpart wenig Sinn hat und damit zumindest
       ursprünglich auf einen Glauben an diesen angewiesen ist.
       
       ## Der Teufel mag keine Witze
       
       Für alle Zweifler hat sich „The Pope's Exorcist“ immerhin ein reales
       Vorbild gewählt, denn [1][Gabriele Amorth gab es wirklich. Er war von 1986
       an Exorzist der Diözese Rom]. Der Film ist an Amorths Biografie angelehnt,
       mit den Freiheiten, die für das Gelingen der Geschichte in den Augen seiner
       Macher nötig waren.
       
       Russell Crowe und seine Mitstreiter müssen sich, wie es bei Exorzismen
       längst zum guten Ton gehört, nicht bloß übel beschimpfen, sondern obendrein
       kräftig durch die Luft wirbeln und an die Wand werfen lassen. Das fast ohne
       Anzeichen einer Reflexion über die Albernheiten, die sich aus dieser
       filmischen Routine ergeben. Amorth fährt zwar unermüdlich auf seiner
       Lambretta, für einen Auftrag sogar vom Vatikan bis nach Spanien, und macht
       Witze, weil das der Teufel angeblich nicht schätze. Für das Publikum sind
       sie jedoch kaum zum Lachen.
       
       Auch das Ziel seiner Reise, eine baufällige Abtei mit dunklen Gewölben,
       mutet leidlich nostalgisch an, so wie das feuerrote Glühen von
       Pentagrammen, wenn es irgendwann ans Eingemachte geht. [2][William Friedkin
       widmete dem echten Amorth übrigens 2017 den Dokumentarfilm „The Devil and
       Father Amorth“]. Der ist ebenfalls skurril, doch um einiges ergiebiger als
       dieser von Gott und Beelzebub verlassene cineastische Frevel.
       
       6 Apr 2023
       
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