# taz.de -- Holger Friedrich in russischer Botschaft: Enteignet die Putin-Versteher!
       
       > Zum „Tag des Sieges“ war in der russischen Botschaft allerlei illustres
       > Publikum geladen. Mit dabei: Der Verleger der „Berliner Zeitung“ Holger
       > Friedrich.
       
 (IMG) Bild: Nicht mehr nur Medien-Verpetzer, sondern nun auch Putin-Versteher? Der BLZ-Verleger
       
       „Kein Witz: Ein Ex-Kanzler, ein Honecker-Nachfolger, ein Linken- und ein
       AfD-Politiker treffen [1][sich zum Feiern] in der russischen Botschaft“.
       
       So titelte der Tagesspiegel über das bizarre Treffen der
       [2][Putin-Versteher] und angeblichen Dialog-Offenhalter von Gerhard
       Schröder bis Egon Krenz am Dienstag in der Berliner Vertretung Russlands.
       Das Lachen bleibt auch medial im Halse stecken.
       
       Denn wer da mit Botschafter [3][Sergei Jurjewitsch Netschajew] plauderte,
       war niemand Geringeres als Holger Friedrich, der Verleger und Inhaber der
       Berliner Zeitung (BLZ). Im Schlepptau hatte er seinen Mann für solche
       Fälle, BLZ-Herausgeber Michael Maier.
       
       Der Herausgeber verfasste auch gleich nach dem Empfang einen Beitrag fürs
       Blatt beziehungsweise dessen Website. Und der enthält eine so klare
       Botschaft, dass sich Maier nicht mal herausreden kann, er habe das
       diplomatisch und damit nicht so direkt aufgeschrieben.
       
       Die Botschaft ist eindeutig Pro-Putin und sehr undifferenziert. „Der
       Botschafter überreichte mehreren Veteranen persönliche Briefe des
       russischen Präsidenten Wladimir Putin als Zeichen der Anerkennung für ihren
       persönlichen Beitrag im Kampf gegen den Nationalsozialismus“, steht da.
       
       ## Fragwürdige Aussagen
       
       Auch dass AfD-Chef Tino Chrupalla sogar ein Geschenk dabei hatte, wird von
       Maier beflissen notiert. „Wie konnte ein einstiger Stern-Chefredakteur bloß
       so abdriften?“, fragt die Mitbewohnerin.
       
       Auch die Ukraine kommt zur Sprache. „Die westlichen Botschafter nahmen am
       Empfang aus Protest gegen die russische Invasion in der Ukraine nicht
       teil.“ Krieg, Maier, in der Ukraine ist Krieg, seit 15 schrecklichen
       Monaten! Aber Putins Propaganda hat ja die Nutzung des K-Worts verboten.
       Und der Herausgeber der BLZ hält sich dran. Sein Verleger stand ja daneben.
       
       Dass die BLZ am Tag danach mit einem Online-Update etwas zurückruderte,
       ändert nichts am Befund. Friedrich hat bekanntermaßen ohnehin ein
       befremdliches Verständnis von Journalismus. Vor drei Wochen lieferte er
       Julian Reichelt ans Messer. Der ehemalige Bild-Chef hatte sich mit Material
       aus dem Springer-Vorstand an die BLZ gewandt. Und Friedrich ihn
       höchstpersönlich bei Springer verpfiffen.
       
       Natürlich ist Reichelt schlimm. Aber wenn ein Zeitungsverleger den
       Quellenschutz bricht, gehört ihm das Blatt weggenommen. Enteignet
       Friedrich! Und Maier kann er gleich mitnehmen!
       
       Am Mittwoch demonstrierte in Botschaftsnähe ein anderes Trüppchen
       Putin-Versteher auf dem Berliner Platz. Doch dann erschien ein
       Drehorgelspieler mit ukrainischem Fähnchen auf dem Instrument – und
       kurbelte die ganze „Mahnwache“ platt. Flimmern und Rauschen erklärt hiermit
       den 11. Mai zum Tag des Aufrichtigen Drehorgelmenschen.
       
       11 May 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Gerhard-Schroeder-bei-russischem-Empfang/!5930543
 (DIR) [2] /Linke-Putin-Versteher_innen/!5840085
 (DIR) [3] /Massive-Geldnot-nach-Sanktionen/!5925320
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffen Grimberg
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kolumne Flimmern und Rauschen
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Russland
 (DIR) Diplomatie
 (DIR) GNS
 (DIR) Kolumne Flimmern und Rauschen
 (DIR) Kolumne Flimmern und Rauschen
 (DIR) Kolumne Flimmern und Rauschen
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Kolumne Grauzone
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) „Berliner Zeitung“ und der Fall Reichelt: Von Austern und Instanzen
       
       Holger Friedrich hat den Negativpreis „Verschlossene Auster“ gewonnen. Das
       ist hochverdient, obwohl er geredet statt geschwiegen hat.
       
 (DIR) Öffentlich-Rechtliche bei re:publica: Plötzlich machen sie sich locker
       
       Die Plüschmaus patrouillierte über die Digitalmesse re:publica. Ansonsten
       waren die Öffentlich-Rechtlichen aber offen für digitale Tranformation.
       
 (DIR) Debatte über ÖR-Reform: Schluss mit stiller Post
       
       25 Medienverbände, Institute und Initiativen haben den offenen Brief
       #UnsereMedienMitgestalten zur Reform der Öffentlichen-Rechtlichen
       veröffentlicht.
       
 (DIR) +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Scholz würdigt „Freiheitswillen“
       
       In Aachen bekommt der ukrainische Präsident Selenski den Karlspreis. Europa
       habe ihm und dem ukrainischen Volk „sehr viel zu verdanken“, sagt Kanzler
       Scholz.
       
 (DIR) Julian Reichelt ohne Quellenschutz: Deutsche Medienmänner
       
       Es ist journalistischer Standard, Informanten zu schützen, falls sie
       Repression zu befürchten haben. Bei der „Berliner Zeitung“ gilt das nicht
       mehr.
       
 (DIR) Massive Geldnot nach Sanktionen: Russland verkauft seine Botschaft
       
       Eine Huawei-Tochter möchte die Berliner Immobilie Unter den Linden
       übernehmen. Neue Räume stehen im Russischen Haus in der Friedrichstraße zur
       Verfügung.
       
 (DIR) Linke Putin-Versteher_innen: Linkes Nichtwissenwollen
       
       Die Vorfahren unserer Autorin wurden als Sozialdemokraten von den Nazis
       verfolgt. Für linke Apologeten des Putin-Regimes hat sie kein Verständnis.