# taz.de -- Bewegungstermine in Berlin: Kampfansage an die Verkehrswende
       
       > Jahrelang kämpfte die Berliner Fahrradbewegung für menschenfreundliche
       > Infrastruktur. Nun gilt es, Erreichtes vor Schwarz-Rot zu verteidigen.
       
 (IMG) Bild: In den letzten Wochen gab es bereits zahlreiche Demos gegen die Verkehrspolitik Schreiners
       
       Wie schlimm kann es denn schon werden? Seitdem die CDU im Februar die
       Wiederholungswahl gewann, geistert diese Frage wohl in vielen Köpfen der
       Berliner Zivilgesellschaft und der sozialen Bewegungen herum.
       
       Während bis vor Kurzem noch die diffuse Hoffnung bestand, das progressive
       Berlin werde die nächsten dreieinhalb Jahre Schwarz-Rot schon irgendwie
       unbeschadet überstehen, ist spätestens seit dem verhängten
       [1][Planungsstopp für Radwege] durch CDU-Verkehrssenatorin Manja Schreiner
       klar: Schwarz-Rot ist eine Kampfansage an die mühsam erkämpften Erfolge der
       Zivilgesellschaft.
       
       Nur zur Erinnerung: Ohne den Druck der Verkehrswendebewegung wäre das 2018
       verabschiedete Berliner Mobilitätsgesetz wahrscheinlich nie Realität
       geworden. Um einem Erfolg des Volksentscheids Fahrrad zuvorzukommen,
       stimmte der damals rot-rot-grüne Senat zu, wesentliche Elemente aus dem
       Gesetzesentwurf der Initiative zu übernehmen.
       
       Der im Mobilitätsgesetz verankerte Vorrang von Fahrrad-, Nah- und
       Fußverkehr bei Infrastrukturprojekten gegenüber dem Autoverkehr galt als
       richtungsweisend für eine zukunftsfähige, menschen- und klimafreundliche
       Verkehrspolitik. Mittlerweile planen auch viele andere Städte und
       Bundesländer, ähnliche Verordnungen und Gesetze umzusetzen.
       
       ## Zahlreiche Demos geplant
       
       Fünf Jahre später hingegen vollführt Manja Schreiner hingegen eine
       [2][auto-ideologische Rückwärtsrolle] und bringt den ohnehin schon
       schleppend vorangehenden Ausbau der Fahrradinfrastruktur ganz zum Erliegen.
       Folgerichtig, dass Berlins bestens organisierte Verkehrswendebewegung nun
       beinahe täglich Fahrraddemos organisiert, um ihre bisherigen Erfolge zu
       verteidigen.
       
       In Lichtenberg ist der jahrelang diskutierte geschützte Radstreifen in der
       Siegfriedstraße in Gefahr. Das [3][Netzwerk Fahrradfreundliches
       Lichtenberg] wehrt sich gegen den Planungsstopp mit einer Kundgebung
       (Freitag, 30. Juni, 18 Uhr, Siegfriedstraße Ecke Freiastraße).
       
       In Schöneberg gibt es am selben Tag eine kleine Demo für [4][zwei
       gefährdete Radwegprojekte auf der Hauptstraße und Grunewaldstraße]
       (Freitag, 30. Juni, 17 Uhr, Richard-von-Weizsäcker-Platz).
       
       Am Abend startet dann auch wieder die monatliche [5][Critical Mass] vom
       Mariannenplatz. (Freitag, 30. Juni, 20 Uhr, Mariannenplatz).
       
       ## Verkehrswende für Kinder
       
       Von einer auf Fahrräder, Fußgänger:innen und ÖPNV ausgelegten
       Infrastruktur würden vor allem die Verkehrsteilnehmer:innen
       profitieren, die am meisten durch Autos gefährdet sind. So könnten sich
       gerade Kinder in vielen Teilen der Stadt frei und gefahrlos bewegen. Die
       Friedrichshainer Kiezinitiative Ostkreuz – Kiez für Alle veranstaltet
       deshalb seit einiger Zeit monatliche [6][“Kidical Mass“] genannte
       Fahrraddemos für Kinder. Dieses Mal steht neben der Kritik am Planungsstopp
       auch der Widerstand gegen den Weiterbau der Stadtautobahn A100 im Fokus
       (Samstag, 1. Juli, 13 Uhr, Frankfurter Tor).
       
       Als wäre der Planungsstopp nicht absurd genug, weigert sich die neue
       CDU-Verkehrsstadträtin Reinickendorfs sogar, [7][einen bereits
       fertiggestellten Radweg in der Ohllenhauerstraße] freizugeben.
       Dementsprechend ruft das [8][Netzwerk Fahrradfreundliches Reinickendorf zum
       Protest] auf (Samstag, 1. Juli, 14.30 Uhr, S-Bahnhof Waidmannslust).
       
       Am Sonntag ruft schließlich ein breites Bündnis aus Umwelt-, Klima- und
       Verkehrswendeaktivist:innen zu einer weiteren
       Fahrradgroßdemonstration zur Rettung des Mobilitätsgesetzes auf (Sonntag,
       2. Juli, 14 Uhr, Falkplatz bei der Max-Schmeling-Halle).
       
       27 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Radspur-auf-der-Schoenhauser-Allee/!5942736
 (DIR) [2] /Stopp-fuer-Radwege-in-Berlin/!5942714
 (DIR) [3] https://www.radbezirk-lichtenberg.de/
 (DIR) [4] https://twitter.com/Planetenherz/status/1673100536755765248
 (DIR) [5] https://criticalmass.in/berlin/2023-06-30
 (DIR) [6] https://kiez-fuer-alle.de/eventleser/kiez-kidical-mass-juli-2023.html
 (DIR) [7] /CDU-Kehrtwende-in-Berlin/!5940166
 (DIR) [8] https://www.rad-reinickendorf.de/bermuda-dreieck-re-visited-kommt-zur-fahrrad-demo-am-1-juli/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jonas Wahmkow
       
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