# taz.de -- Verreisen mit Kindern: Der Endgegner für Eltern
       
       > Urlaub mit Kindern ist selten Erholung, es ist im besten Fall ein
       > Tapetenwechsel. Aber das muss doch auch anders gehen, meint unsere
       > Kolumnistin.
       
 (IMG) Bild: Urlaub mit Kindern ist nicht nur idyllisch
       
       Ich dachte immer, die elendigste Erfahrung, die [1][Eltern] regelmäßig
       erleben dürfen, ist, krank zu sein, wenn die Kinder krank sind. Doch gerade
       bin ich mir darüber nicht mehr so sicher. Vielleicht ist die elendigste
       regelmäßige Erfahrung auch [2][„Urlaub“] mit Kindern.
       
       Es ist acht Uhr morgens und ein Kind benutzt mein auf dem Sofa
       ausgestrecktes Bein als Rennbahn für eine kleine Paw-Patrol-Figur.
       Zumindest ist es beschäftigt. Das andere Kind hat mich ab halb 7 solange
       gepiesackt, bis es das Tablet bekommen hat. Jetzt liege ich hier und bin
       müde. [3][Es ist diese Müdigkeit], die wie ein kalter, dicker Nebel unter
       der Schädeldecke hängt und auf die zeitnah Kopfschmerz, Streit und/oder ein
       Heulkrampf folgen wird.
       
       Das ist nicht weiter ungewöhnlich. Aber heute kommt zur Müdigkeit auch noch
       Enttäuschung dazu. Denn wir machen so was Ähnliches wie Urlaub. Wir
       besuchen Verwandtschaft zwischen ein paar Bergen und einem See. Nun habe
       ich akuten Erholungsdruck, denn es ist nicht viel, es ist nicht lang und
       wir stehen abwechselnd um 7 mit den Kindern auf.
       
       ## Um den Urlaub betrogen
       
       Wenn die Kinder wach sind, dann streiten sie. Wenn sie nicht streiten, dann
       jammern sie in Einigkeit. Weil das Eis nicht schmeckt, weil es langweilig
       ist, weil das Wasser zu kalt und die Sonne zu heiß ist. Großes Drama
       gestern, weil wir in „die falsche Gondel“ ins Tal gestiegen sind. Die sehen
       zwar alle gleich aus und fahren gezwungenermaßen in dieselbe Richtung, aber
       gut.
       
       Klar sind sie auch lieb zwischendurch, aber das Gefühl verschwimmt zu
       schnell, denn Urlaub ist mein Endgegner. Alles, was ich sonst wegstecken
       kann, trifft mich jetzt mitten ins Herz. Weil es doch auch mal um meine
       Bedürfnisse gehen sollte. So haben wir es gelernt im Kapitalismus: das
       ganze Jahr schuften, damit man im Sommer für viel Geld zwei Wochen das
       Leben spüren darf, wie es sein könnte, wenn man nicht ständig schuften
       müsste.
       
       Und so lächerlich ich das Konzept finde, so sehr fühl ich mich, seit ich
       Mutter bin, darum betrogen. Denn Eltern kriegen keine Pause. Wenn sie Glück
       haben, gibt es Familienmitglieder, die Kindern und Eltern Erholung möglich
       machen. Wenn Eltern mehr Glück haben, haben sie viel Geld. Denn ab einem
       gewissen Erschöpfungsgrad und genügend gekochten Mittagessen in schlecht
       ausgestatteten Airbnbs drängt sich die Erkenntnis auf, dass es nur noch der
       All-inclusive-Familienhotel-Urlaub mit Kinderbetreuung richten kann. Dafür
       muss man aber mehrere tausend Euro hinblättern können.
       
       Das Kind schiebt mir die Pfoten der rosa Paw-Patrol-Hündin ins Fleisch und
       ich gebe einen spitzen Schrei von mir. Es lacht. Vielleicht sollten wir
       eine Urlaubskommune aus gleichgesinnten Eltern gründen. Eine
       Urlaubs-Mommune. Da fährt man gemeinsam in den Urlaub und lässt sich nicht
       von zwei Kindern piesacken, sondern gleich von zwanzig, dafür hat man
       danach ein paar Tage seine Ruhe. Das wär doch was.
       
       31 Aug 2023
       
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       ## AUTOREN
       
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