# taz.de -- Pro-palästinensische Demos in Berlin: Antisemitismus im Rufen und Schweigen
       
       > Verbote propalästinensischer Demonstrationen dämmen Antisemitismus nicht
       > ein. Denn der sitzt tief auch in der Mitte der Gesellschaft.
       
 (IMG) Bild: Tausende zogen am Samstag in Solidarität mit Palästinenser*innen durch Kreuzberg
       
       Ja, es ist gut, dass am Samstag in Berlin eine große Demo in Solidarität
       mit den Palästinenser*innen laufen durfte. Selbst wenn einige
       Teilnehmer*innen beim Demozug von rund 10.000 Menschen durch Kreuzberg
       auch antisemitische Parolen riefen. Dass es diese Demo gab, war wichtig,
       weil in den vergangenen Wochen teils der Eindruck herrschte, dass die
       Polizei propalästinensische Solidaritätsbekundungen in Berlin [1][pauschal
       untersagt hätte].
       
       Doch es muss einen Raum geben, um auf die Not der Menschen in Gaza
       hinzuweisen. Gerade auch in Berlin, [2][wo – historisch bedingt – besonders
       viele Menschen mit palästinensischem Hintergrund] leben. Und von denen
       viele alltäglich [3][antimuslimischen Rassismus] erfahren. Dem Anliegen,
       gegen das Leid in Gaza zu protestieren, würde es allerdings helfen, wenn
       auch das [4][Leid der jüdischen Geiseln, der Terroropfer und ihrer
       Angehörigen] in den Kundgebungen Raum fände.
       
       Dass ein Teil der Demonstrant*innen die Demos nutzt, [5][um
       Antisemitismus und Hass auf Israel auszudrücken], spielt jenen in die
       Hände, die Antisemitismus vor allem als [6][ein aus arabischen Ländern
       importiertes Problem] sehen wollen. Das Bild von wütenden Menschen auf den
       Straßen eignet sich gut, um vom Problem in der Mitte der Gesellschaft
       abzulenken.
       
       Denn nicht nur sind die antisemitischen Rufe auf den Demos ohrenbetäubend
       laut. Durchdringend sind auch [7][das Schweigen, die Gleichgültigkeit] und
       der Mangel an Mitgefühl in Bezug auf die Opfer des Hamas-Terrors: der
       schrecklichste Angriff auf Jüdinnen und Juden – weil sie jüdisch sind –
       seit der Shoah. Doch die Gesellschaft öffnet sich kaum für Erschrecken und
       Trauer. Und zuckt kaum bei den Nachrichten über [8][Angriffe auf jüdische
       Einrichtungen] in Berlin.
       
       Gesamtgesellschaftlich ist also noch viel zu tun gegen Antisemitismus, das
       ist in den letzten Wochen erschreckend klar geworden. Das Problem ist
       größer als Pro-Palästina-Demos – ob sie verboten werden oder nicht.
       
       29 Oct 2023
       
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