# taz.de -- Sexuelle Gewalt gegen Frauen: Schluss mit toxischer Männlichkeit
       
       > Zwei bis drei Frauen werden pro Tag in Berlin vergewaltigt, wie aus einer
       > Antwort des Senats hervorgeht. Höchste Zeit, endlich dagegen vorzugehen.
       
 (IMG) Bild: Sexuelle Übergriffe gegen Frauen finden meist in den eigenen vier Wänden statt
       
       Es sind schockierende Zahlen: Jeden Tag werden in Berlin im Schnitt
       zwischen zwei und drei Frauen beziehungsweise Mädchen vergewaltigt. Das
       geht aus einer noch unveröffentlichten Antwort der Senatsinnenverwaltung
       auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Bahar Haghanipour hervor, die der
       taz vorliegt.
       
       So wurden im vergangenen Jahr 3.862 Straftaten gegen die sexuelle
       Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen registriert – das sind 538 mehr als
       noch vor fünf Jahren. Meistens handelte es sich hierbei um Vergewaltigungen
       (929), sexuelle Belästigung (855) und sexuelle Übergriffe (466). Die
       Dunkelziffer dürfte dabei noch weitaus höher liegen.
       
       Die Zahlen von Sexualstraftaten in Berlin steigen seit Jahren. Laut
       Tagesspiegel waren es allein in diesem Jahr bereits 5.712. Das sind bereits
       im Oktober fast 1.400 mehr als noch vor sechs Jahren. Was sich nicht
       ändert: Die Mehrheit der Opfer sind weiblich, die meisten Täter Männer und
       der Tatort meist die eigenen vier Wände.
       
       Fast ebenso erschreckend wie die hohen Zahlen ist die Tatsache, dass sich
       hier gesellschaftlich nichts ändert. Gewalt gegen Frauen auszuüben scheint
       für viele Männer noch immer völlig normal zu sein – trotz der vielen
       Erfolge der feministischen Bewegung in den vergangenen Jahrzehnten.
       
       ## Populistische Scheinlösungen helfen nicht
       
       Doch der Schutz von Frauen und Mädchen interessiert die deutsche
       Öffentlichkeit nur dann, wenn sich damit Politik gegen Migranten machen
       lässt. Die [1][Gruppenvergewaltigung im Görli] durch fünf Schwarze Männer
       war willkommener Anlass für einen Überbietungswettbewerb mit repressiven
       Maßnahmen. Dass es in unmittelbarer Nachbarschaft des Parks [2][fünf
       weitere Vergewaltigungen] gab, allerdings hinter verschlossenen Türen,
       interessierte dabei wenig.
       
       Kein Wunder, denn will man das Problem ernsthaft angehen, hilft kein Zaun
       und auch kein Flutlicht. Denn die Gewalt fängt im Kopf an. Dabei, dass
       Männer denken, dass sie über die Körper von Frauen verfügen dürfen. So
       lange [3][toxische Männlichkeit] nicht konsequent bekämpft wird, werden die
       Zahlen sexueller Übergriffe weiter steigen.
       
       Das zu bekämpfen, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die von der
       Erziehung und dem damit verbundenen Selbstbild von Jungen und Mädchen bis
       zur ökonomischen Ungleichheit der Geschlechter und damit verbundenen
       Abhängigkeitsverhältnissen reicht. Lasst uns jetzt endlich damit anfangen.
       
       24 Oct 2023
       
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 (DIR) Marie Frank
       
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