# taz.de -- Prozess gegen Autonome: „Recht auf ein faires Verfahren“ > Am Montag beginnt ein Prozess in Budapest gegen deutsche > Antifaschist:innen. Die Familien der Beschuldigten lehnen Auslieferungen > nach Ungarn ab. (IMG) Bild: Antifa-Fahne bei einer Demonstration gegen rechts (Symbolbild) BERLIN taz | Es ist die „Angst“ um ihre Kinder, die die Eltern der beschuldigten Antifaschist:innen aus dem [1][Budapest-Verfahren] an die Öffentlichkeit treibt. Auf einer Pressekonferenz am Samstag in Berlin präsentierten sie einen offenen Brief, der auch an die Generalstaatsanwaltschaften in Berlin und Dresden sowie das Berliner Kammergericht adressiert ist. Darin sprechen sie sich gegen Auslieferungen nach Ungarn aus. Sie schreiben: „Mit Haft und Urteil in Ungarn sind schwere psychische und körperliche Haftschäden zu befürchten.“ Unterstützung für ihr Anliegen kommt auch von zehn Strafverteidiger:innen, die in einer Erklärung Strafverfahren in Deutschland fordern. Vor einem Jahr sollen Antifaschist:innen am Rande des neofaschistischen Tags der Ehre in der ungarischen Hauptstadt mehrere Neonazis attackiert haben. Unter den insgesamt 15 Beschuldigten sind 12 Deutsche. Gegen einen von ihnen sowie eine Italienerin beginnt am Montag der Prozess in Budapest, bei dem lange Haftstrafen drohen. Während der Großteil der Beschuldigten untergetaucht ist, liegen gegen zwei im Dezember verhaftete Beschuldigte, die in Dresden und Mailand im Gefängnis sitzen, Auslieferungsersuchen aus Ungarn vor. Wolfram Jarosch, Vater der inhaftierten Maja T. aus Jena, sagte, sein Kind habe „das Recht auf ein faires Verfahren, und dies kann nur in Deutschland stattfinden“. Er sei stolz, dass sich Maja „in diesen Zeiten gegen Faschismus engagiert“, gleichwohl gelte die „Unschuldsvermutung“. Im ungarischen Gefängnis drohten „unmenschliche Bedingungen“. So schildert es auch jene Italienerin in einem Brief, die dort seit einem Jahr einsitzt. Laut Jarosch berichtet diese von unhaltbaren hygienischen Zuständen, Kontaktverboten und Unterernährung. Zudem drohen besonders hohe Strafen. Anfang Januar hatte die Berliner Generalstaatsanwaltschaft beantragt, den in Ungarn ausgestellten europäischen Haftbefehl gegen Maja T. in Kraft zu setzen. Darüber verhandelt derzeit das Kammergericht. Erst in einem nächsten Schritt wird über die Vollstreckung der Auslieferung entschieden. Majas Anwalt Sven Richwin kritisierte, kaum Einblick in die Ermittlungsakten zu haben. Aufgrund der mangelnden Unabhängigkeit der ungarischen Richter:innen und eines „Strafsystems, das auf Abschreckung zielt“, steht auch für Richwin fest: „Ein faires Verfahren gibt es nicht in Ungarn.“ Kritik formulieren die Anwälte auch an den deutschen Behörden: Diese würden „ein falsches Bild von angeblich aus dem Untergrund agierenden Antifaschist:innen zeichnen“ und eine „neue RAF“ heraufbeschwören. Damit sollen „Repressions- und Ermittlungsmöglichkeiten“ legitimiert werden. 29 Jan 2024 ## LINKS (DIR) [1] /Fahndung-gegen-Linksaussen/!5985352 ## AUTOREN (DIR) Erik Peter ## TAGS (DIR) Schwerpunkt Antifa (DIR) Ungarn (DIR) Autonome Szene (DIR) Schwerpunkt Antifa (DIR) Ungarn (DIR) Linksextremismus (DIR) Autonome Szene (DIR) GNS (DIR) Ungarn ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Eltern untergetauchter Linksautonomer: „Das Leben unserer Tochter steht still“ Nach ihrer Tochter wird wegen Gewalt gegen Rechtsextreme gefahndet. Die Eltern fürchten überzogene Haftstrafen unter unwürdigen Bedingungen in Ungarn. (DIR) EU-Verfahren gegen Ungarn: „Souveränitätsgesetz“ hat Folgen Laut EU-Kommission verstößt Ungarns Gesetz gegen „ausländische Einmischung“ gegen Grundrechte. Orbán könnte das im EU-Wahlkampf nutzen. (DIR) Urteil gegen deutschen Autonomen: Kurzer Prozess in Budapest Vor einem Jahr attackierten deutsche Autonome einen Neonazi-Aufmarsch in Ungarn. Nun begann ein Prozess – und endete bereits mit einem ersten Urteil. (DIR) Fahndung gegen Linksaußen: Antifa auf der Flucht Vor einem Jahr griffen Autonome in Budapest Rechte an, die Behörden starteten eine Großfahndung. Montag beginnt der erste Prozess. (DIR) Urteile im Linksextremismus-Prozess: Lina E. wieder frei – vorerst Der Prozess gegen Antifa-Mitglieder endet mit harten Urteilen gegen Linksradikale. Die Hauptangeklagte kommt dennoch erstmal frei. (DIR) Rechter „Tag der Ehre“ in Ungarn: Erfolgreich beschmutzt Mehrere Hundert Neonazis sind am Samstag in Budapest aufmarschiert. Immerhin: Der Gegenprotest war laut, bunt und voller Euphorie.