# taz.de -- Proteste gegen rechts: Deutschland in Demolaune
       
       > Zehntausende gehen in Köln gegen rechts auf die Straße. Weitere Demos
       > sind am Wochenende geplant. Was treibt sie an?
       
 (IMG) Bild: Demonstrantin gegen die AfD in Köln
       
       „Die Demos entstehen aus dem Gefühl, jetzt handeln zu müssen, damit es
       nicht zu spät ist“, sagt Kerstin Kreß von der Aktivist:innengruppe
       KoalaKollektiv. Am Samstag organisiert die Gruppe eine Kundgebung gegen
       rechts auf dem Rathausplatz in Frankfurt am Main. Vor gut einer Woche hatte
       das [1][Recherchekollektiv Correctiv einen Bericht] über ein Geheimtreffen
       von Rechtsextremen in einer Villa in Potsdam, bei dem auch AfD-Politiker
       anwesend waren, veröffentlicht.
       
       Bei dem Treffen soll unter anderem über die Vertreibung von Menschen ohne
       deutschen Pass oder mit internationaler Familiengeschichte gesprochen
       worden sein. Seither protestierten in mehreren deutschen Städten
       [2][Tausende gegen rechts]. Besonders viele kamen am Dienstagabend in Köln
       zusammen: Statt der geplanten 1.000 Teilnehmer*innen stürmten mehrere
       Zehntausend am vergangenen Dienstagabend den Heumarkt, um gegen rechts zu
       demonstrieren.
       
       Ein „Spontanes Bündnis gegen Rassismus“ hatte zu der Demonstration
       aufgerufen. Auch in Hannover kamen am Dienstagabend 8.000 Menschen bei
       einer Demonstration [3][gegen rechts zusammen]. Weitere Demos und
       Kundgebungen sind am Wochenende geplant.
       
       Der Wunsch in der Zivilbevölkerung, aktiv zu werden, scheint nicht
       abzunehmen. Das spürt auch Kerstin Kreß: „Unsere Website war
       zwischenzeitlich nicht zu erreichen, und private Fahrgemeinschaften bilden
       sich, um [4][am Samstag nach Frankfurt] zu kommen. Das sprengt unsere
       bisherigen Erwartungen.“ Neben dem Oberbürgermeister sprechen
       ausschließlich Aktivist*innen und zivilgesellschaftliche
       Organisationen, wie die Initiative 19. Februar und die Initiative Schwarzer
       Menschen in Deutschland.
       
       Es sei wichtig, Betroffenen eine Plattform zu geben nach den aktuellen
       Geschehnissen, sagt Kreß. Daher richtet sich die Kundgebung auch nicht
       lediglich gegen die AfD, sondern gegen rechte Ideologien im Gesamten.
       
       ## Demo am Sonntag in München
       
       Auch die geplante [5][Demonstration am Münchner Siegestor] am Sonntag wird
       von einer Vielzahl von Vereinen unterstützt. „Als FFF in München haben wir
       ein erstes Treffen zur Planung einer Demo initiiert. Dass über 180 Vereine
       den Aufruf teilen und Teil unseres Bündnisses geworden sind, ist kaum zu
       fassen“, sagt Jana Häfner, Pressesprecherin von Fridays for Future München.
       Ihnen war es ein großes Anliegen, sich bei der Demo zu beteiligen.
       
       Weitere Akteur*innen sind unter anderem die Initiative „München ist
       bunt“, das NS-Dokumentationszentrum, Gewerkschaften und
       Jugendorganisationen der SPD und Linken. Jana Häfner hat großen Respekt vor
       den Organisator*innen, die in wenigen Tagen eine Großdemo auf die Beine
       gestellt haben. „Für uns stand im Fokus, ein vernünftiges Programm auf die
       Beine stellen zu können und eine sichere Demoroute abzusprechen.“
       
       Wie viele Menschen kommen werden, bleibt offen, das Bündnis orientiere sich
       an Zahlen der letzten „Bayern gegen Rechts“-Demo im Oktober 2023. Dort
       kamen mehr als 35.000 Menschen auf dem Odeonsplatz zusammen.
       
       Während viele Bündnisse einen expliziten zivilgesellschaftlichen Fokus
       haben und die Teilnahme von Parteien ausschließen, war es Kazım Abacı,
       Mitorganisator [6][der Hamburger Kundgebung], wichtig, auch politische
       Akteure zu aktivieren. Er ist Vorstand des Vereins Unternehmer ohne Grenzen
       und SPD-Politiker in Hamburg.
       
       ## Erst der Anfang einer Bewegung
       
       „Da auch Politiker der Werteunion in Potsdam waren und sie auf die AfD
       zugehen, ist es besonders wichtig, dass die CDU-Fraktionsvorsitzende in
       Hamburg das Bündnis unterstützt.“ Er möchte alle Leute, die bisher
       zugeschaut haben, mobilisieren. „Wir haben alle eine Pflicht, jetzt auf die
       Straße zu gehen. Daher ist es wichtig, alle Bürger*innen von konservativ
       bis links anzusprechen.“
       
       Die Redebeiträge sollen trotzdem mehrheitlich von Vereinen und Betroffenen
       kommen, auch der Hamburger Erste Bürgermeister und die
       Bürgerschaftspräsidentin werden am Freitag am Rathausmarkt sprechen. Alle
       Organisator*innen sehen die Demonstrationen in ihren Städten als
       Anfang einer größeren Bewegung gegen rechts.
       
       Bundesweite Aktionen sind bisher noch nicht geplant. „Wir stecken all
       unsere Energie in die geplante Aktion. Klar ist aber, dass die
       Aufmerksamkeit nicht abbrechen darf“, sagt Kreß.
       
       ## Neues Netzwerk in Berlin
       
       In Thüringen bereitet seit Ende 2023 eine zivilgesellschaftliche
       Organisation eine Strategiekonferenz gegen rechts für das Frühjahr vor.
       Auch in Hanau organisieren Initiativen den nächsten Gedenktag in der
       Hoffnung, dass die Aufmerksamkeit für den Kampf gegen rechts in Deutschland
       und die Opfer des Rechtsextremismus bis dahin nicht abbricht.
       
       Nach der Großdemo in Berlin mit 25.000 Teilnehmer*innen am Sonntag
       plant das neu entstandene Netzwerk „Hand in Hand“ als Auftaktveranstaltung
       eine Menschenkette um den Bundestag am 3. Februar. Mittlerweile zählt das
       Bündnis über 120 Organisationen, von Pro Asyl über Aufstehen gegen
       Rassismus bis Fridays for Future Berlin.
       
       17 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Correctiv-Recherche/!5982563
 (DIR) [2] /Demonstration-fuer-AfD-Verbot/!5985229
 (DIR) [3] /Reaktion-auf-das-rechte-Geheimtreffen/!5983000
 (DIR) [4] https://hausamdom-frankfurt.de/beitrag/20124-13-uhr-frankfurt-gegen-afd-und-rechtsruck/
 (DIR) [5] https://muenchen-ist-bunt.de/2024/01/demo-gemeinsam-gegen-rechts-save-the-date-21-01/
 (DIR) [6] https://www.gruene-hamburg.de/Veranstaltung/hamburg-steht-auf-eine-grosse-demo-gegen-rechts/?instance_id=3699
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anastasia Zejneli
       
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