# taz.de -- Heidi Reichinnek über Linken-Abstimmung: „Ergebnis einer demokratischen Wahl“
       
       > Die neu gewählte Gruppenvorsitzende der Linken im Bundestag über die enge
       > Kampfabstimmung und ob sie mit Sahra Wagenknecht zusammenarbeiten möchte.
       
 (IMG) Bild: Heidi Reichinnek und Sören Pellmann, die neuen Vorsitzenden der Linken-Gruppe im Bundestag
       
       taz: Frau Reichinnek, führen Sie die Gruppe der Linken in den Untergang? 
       
       Heidi Reichinnek: Ich führe die Gruppe der Linken wieder zurück [1][zum
       Fraktionsstatus]. Mein Ziel ist, dass wir bei der nächsten Wahl 2025 wieder
       in den Bundestag einziehen.
       
       Ist das denn realistisch? 
       
       Wir hatten als Linke schon größere Krisen als momentan. Wenn die Nacht am
       tiefsten, ist der Tag am nächsten – an dieses wichtige Motto halten wir
       uns. Bei der aktuellen politischen Stimmung haben wir als Linke viele
       Chancen. Wir müssen sie jetzt nur geeint nutzen.
       
       Wie wollen Sie diese Rumpfgruppe einen? 
       
       Rumpfgruppe klingt so negativ. Wir 28 Menschen haben uns ganz klar zur
       Linken bekannt und vertreten die Linke und ihre mehr als zwei Millionen
       Wähler:innen im Bundestag. Auch die drei direkt gewählten
       Kandidat:innen sind bei uns an Bord. Wir als Gruppe sind geeint.
       
       An Ihrem äußerst knappen Wahlsieg ist zu sehen, dass die Gruppe so
       zersplittert ist wie eh und je. 
       
       Es gibt natürlich Themen, die wir diskutieren müssen. Aber ich finde es
       auch wichtig, dass es nicht nur Vorgaben von oben gibt, die alle abnicken.
       Wir müssen und werden miteinander die besten Lösungen finden. Und das
       knappe Ergebnis zeigt vor allem, dass alle Kandidat:innen mit jeweils
       hohen Kompetenzen angetreten sind.
       
       Warum haben Sie nicht mit Clara Bünger kandidiert? Wäre das nicht das
       deutlich kooperativere Signal gewesen? 
       
       Es gab letztlich vier Kandidaturen, aus denen zwei Vorsitzende einzeln
       gewählt wurden. Wie es ausgegangen ist, ist ein ehrliches Ergebnis einer
       demokratischen Wahl.
       
       [2][Ausgerechnet Sie und Sören Pellmann haben den Linken-Vorsitzenden
       Janine Wissler und Martin Schirdewan 2022 vergeblich den Parteivorsitz
       streitig gemacht.] Das spricht nicht für das beste Verhältnis, oder? 
       
       Wir haben ihnen nicht den Parteivorsitz streitig gemacht, sondern sind mit
       einem Angebot angetreten …
       
       … in direkter Konkurrenz zu den beiden … 
       
       … das ja auch große Unterstützung bekommen hat. Und genau jetzt zeigen wir,
       dass Parteispitze und Gruppe an einem Strang ziehen. Deshalb haben wir am
       Montag auch die erste Pressekonferenz gemeinsam gemacht. Wir haben kein
       Problem damit, uns nach einer demokratischen Kandidatur die Hand zu
       reichen. Warum sollten dann andere ein Problem damit haben?
       
       Wie soll die künftige Zusammenarbeit aussehen? 
       
       Sören Pellmann und ich haben verschiedene Vorschläge gemacht. Jetzt müssen
       wir sehen, wie wir diese umsetzen. Da geht es zum Beispiel um die Frage,
       dass wieder regelmäßig Gruppenvorsitzende an Sitzungen des Parteivorstands
       teilnehmen. Diese können dann berichten, was in der Gruppe gerade passiert,
       sie können Fragen beantworten und wieder Impulse mit in die Gruppe tragen.
       Wir brauchen natürlich auch einen Austausch für eine gemeinsame Presse- und
       Öffentlichkeitsarbeit. Wir wollen geeint bestimmte Themen setzen wie
       Umverteilung, gute Arbeit, Klima und Frieden, die wir dann auch an die
       Landesverbände spielen. Da können wir zusammen einen großen Schritt nach
       vorn gehen.
       
       Werden Sie zukünftig mit dem [3][Bündnis Sahra Wagenknecht]
       zusammenarbeiten? 
       
       Das kommt auf die Inhalte und die jeweilige Situation an. BSW ist genau wie
       alle anderen Parteien ein politischer Konkurrent für uns. Da wird es
       Überschneidungen geben und auch Differenzen. Je nachdem sehen wir dann, ob
       eine punktuelle Zusammenarbeit möglich ist oder auch nicht. Wie bei Grünen,
       SPD oder anderen.
       
       Sören Pellmann und Sie sind weit weniger prominent als Wagenknecht. Wie
       wollen Sie in Medien und Öffentlichkeit durchdringen? 
       
       Ja, Sahra Wagenknecht ist sehr prominent, das trägt BSW ja auch gerade.
       Aber wir haben unglaublich kompetente Genoss:innen wie zum Beispiel die
       Parteivorsitzende Janine Wissler, die rhetorisch ganz klar mithalten
       können. Und auch ich selbst halte mich da für völlig konkurrenzfähig. Mein
       Erfolg etwa in den sozialen Medien zeigt mir, dass wir uns auf gar keinen
       Fall verstecken müssen. Und das Wichtigste: Wir haben die besseren Inhalte.
       Darauf kommt es an.
       
       20 Feb 2024
       
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