# taz.de -- Politischer Nachklang zu Musikfestival: Israels Botschafter beschwert sich
       
       > Beim Sanremo-Musikfestival solidarisierte sich Rapper Ghali mit
       > Palästina. Die RAI entschuldigt sich, eine Moderatorin möchte keine
       > ernsten Inhalte.
       
 (IMG) Bild: Rapper Ghali (rechts) beim Musikfestival in Sanremo-Musikfestival am 9. Februar
       
       Keine Politik: Dies war dieses Jahr die Ansage für das Musikfestival von
       Sanremo, Italiens Fernsehereignis Nummer eins, letzte Woche allabendlich
       übertragen von der staatlichen RAI. Von Dienstag bis Samstag klebten
       Millionen Menschen vor dem Bildschirm, um 30 Musiker*innen zu
       bewundern, und am letzten Abend schalteten 14 Millionen zu, so viele wie
       bei keinem anderen TV-Event.
       
       Am Samstag auch durchbrach der [1][Rapper Ghali,] Italiener mit tunesischen
       Wurzeln, auf der Bühne den Politikbann mit drei Worten nur. „Stoppt den
       Genozid!“, verkündete er.
       
       Umgehend meldete sich Israels Botschafter zu Wort, warf dem Rapper vor, er
       verbreite „Hass und Provokationen“. Und die RAI-Spitze reagierte prompt. Im
       Mai 2023 hatte die radikal rechte Regierung unter Giorgia Meloni dort
       [2][treue Gefolgsleute i]nstalliert, vorneweg den Chef des Verwaltungsrats
       Roberto Sergio. Der ließ am Sonntag in einer Show, in der noch einmal die
       Sanremo-Stars auftraten, eine Erklärung verlesen, in der er wiederum seine
       „Solidarität mit Israel und mit der jüdischen Gemeinde“ unterstrich.
       
       Wie schwer es ist, bei der RAI im Sinne der Meloni-Rechten politisch den
       Deckel draufzuhalten, hatte sich schon vorher in derselben Sonntagsshow
       gezeigt.
       
       ## „Keine Zeit“ für Inhalte
       
       Da hatte der Sänger Dargen D’Amico im Gespräch mit der Moderatorin Mara
       Vernier über die Immigration sinniert, hatte er ausgeführt, die
       Migrant*innen zahlten mehr in Italiens Sozialkassen ein, als das Land
       wiederum für die Aufnahme von Flüchtlingen ausgebe. Die Moderatorin
       reagierte panisch, unterbrach den Musiker mit den Worten „wir sprechen hier
       über Musik“, für andere Themen sei „keine Zeit“.
       
       Dumm nur, dass sein Lied auf dem Sanremo-Festival ausgerechnet Migration
       zum Thema hatte und dass er auf Journalistenfragen geantwortet hatte.
       
       Ihnen steckte Venier dann auch, sie hätten die falschen Fragen gestellt.
       „So bringt ihr mich in Schwierigkeiten“, rief sie ihnen zu, ohne realisiert
       zu haben, dass ihr Mikrofon noch eingeschaltet war. Wenigstens die
       Senderspitze dürfte ihren Einsatz für eine [3][Meloni-treue RAI] goutiert
       haben.
       
       13 Feb 2024
       
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