# taz.de -- Neuer „Nazi-Kiez“ in Braunschweig: Gemeinsam gegen rechts
       
       > In einem Stadtbezirk Braunschweigs machen sich Neonazis breit. Mit einem
       > lokalen Aktionsplan will ein Bündnis linker Parteien dagegen vorgehen.
       
 (IMG) Bild: Kein Teil des Aktionsplans sondern Vergangenheit: Braunschweiger Stromkasten bei einer Demonstration gegen die AfD im Mai 2021
       
       Die Parole „WRG Nazi Kiez“ prangte an einer Litfaßsäule. WRG steht für das
       Westliche Ringgebiet, einem Stadtbezirk Braunschweigs. Hier machte sich die
       rechtsextreme Szene in den vergangenen Wochen breit. Einer der Betroffenen
       ist David Janzen. In der Nähe der Wohnung des Journalisten und
       Rechtsextremismusexperten wurde ein Graffito mit „Janzen Pädo-Schwein“
       gesprüht. Janzen war [1][häufiger Ziel solcher Attacken], im vergangenen
       Jahr schmierten Rechtsextreme [2][eine Todesdrohung an seine Haustür].
       
       Die Fraktion BS, zu der sich Linke, Volt und „Die Partei“ im Rat der Stadt
       Braunschweig zusammengeschlossen haben, will dem Ausbreiten der Szene im
       Westlichen Ringgebiet nun mit einem „lokalen Aktionsplan gegen rechts“
       entgegenwirken und hat zur nächsten Sitzung des Integrationsausschusses
       einen entsprechenden Antrag gestellt. Bezahlt werden sollen im Zuge des
       Aktionsplans Projekte gegen Rechtsextremismus.
       
       „Wenn bekannte Rechtsextremisten versuchen, bestimmte Räume im Stadtgebiet
       zu besetzen, muss sich insbesondere der Stadtrat dem entgegenstellen“, sagt
       Ratsherr Udo Sommerfeld (Linke). „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die
       Ratsmehrheit aus SPD und Grünen ein Handlungskonzept für Vielfalt, Toleranz
       und Demokratie und gegen Rechtsextremismus ablehnt und gehe von einem
       positiven Ratsbeschluss aus.“
       
       Die Bezirksbürgermeisterin des Westlichen Ringgebiets, Sabine Sewella
       (Grüne), beschönigt auch nichts. „In den letzten Wochen haben sich
       bedauerlicherweise Vorfälle gehäuft, die dem rechtsextremen Milieu
       zuzuordnen sind“, sagt sie. Das Spektrum reiche von Drohungen bis zu
       Schmierereien. Sie sorge sich vor allem, weil „nun auch Schulen vermehrt
       von rechtsextremen Schmierereien betroffen sind“.
       
       ## Tattoostudio als Keimzelle
       
       Nun könnte die Ausbreitung der Szene mit der Eröffnung eines Tattoostudios
       in einem Haus am Frankfurter Platz neue Dynamik bekommen. Das Haus wird von
       Johannes Welge verwaltet, der vom Amtsgericht Braunschweig wegen
       antisemitischer Beleidigung [3][zu einer Geldstrafe verurteilt wurde.]
       
       Vor Ort lebt der Tätowierer „38ink“. Hinter dem Künstlernamen verbirgt sich
       Lasse R., der gern rechtsextreme Motive wie „Ruhm und Ehre“ oder „Wahrheit
       macht frei“ sticht. Das erste Motiv ist eine Anspielung auf die Waffen SS,
       das zweite auf eine Konferenz von Holocaust-Leugner:innen. Räume wie
       Tattoostudios sind Treffpunkte, die zur Stabilisierung der Szene führen und
       zur Expansion.
       
       Aus der Nachbarschaft kommt Gegenwehr. Im April fand eine Infoveranstaltung
       statt. Aus der sei der Vorschlag des lokalen Aktionsplans hervorgegangen,
       sagt Andreas Hoffmann, Sprecher des Braunschweiger Kreisverbandes der
       Grünen. „Es ist jetzt umso wichtiger, dass sich die Stadt und die
       Kommunalpolitik dem Problem der rechten Vereinnahmungsversuche im
       Westlichen Ringgebiet annimmt.“
       
       Hoffmann und Sommerfeld verweisen beide auf Dortmund. Im Stadtteil
       Dorstfeld hatten Rechtsextreme vor Jahren aus einem Treffpunkt in einem
       Haus nach und nach eine [4][„national befreite Zone“ geschaffen], hatten
       Anwohner:inenn bedroht, die wegziehen mussten. 2007 beschloss der Rat
       der Stadt dann ein Handlungskonzept gegen die Szene, das 2011 in einen
       Aktionsplan überging. Das hat die Szene immerhin geschwächt. Die Konflikte
       bestehen aber noch. Im Januar griffen Rechtsextreme in Dorstfeld einen
       Internet-Blogger an.
       
       4 May 2024
       
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