# taz.de -- Bundestag beschließt „Veteranentag“: Werbung für die „Kriegstüchtigkeit“
       
       > Eine ganz große Koalition feiert die Deutschen mit Soldatenhintergrund.
       > Das ist geschichtsvergessen. Außerdem sind die wahren Helden ganz andere.
       
 (IMG) Bild: Rekruten kommen zum feierlichen Gelöbnis zum 68. Gründungstag der Bundeswehr
       
       Was ist das nur für ein geschichtsvergessenes Schauspiel, das sich da am
       Donnerstagvormittag in Berlin abgespielt hat? In der einstigen Hauptstadt
       erst des preußischen und dann des nationalsozialistischen Militarismus
       beschließt der Bundestag mit übergroßer Mehrheit die Einführung eines
       „nationalen Veteranentages“. Von nun an soll [1][jährlich am 15. Juni]
       wieder das deutsche Soldatentum gefeiert werden. Nur die kleine Gruppe der
       Linken stimmte dagegen. Warum haben sich SPD, CDU, CSU, FDP und die
       einstmals pazifistischen Grünen eigentlich nicht den 30. August ausgesucht,
       den Tag des Sieges in der [2][Schlacht bei Tannenberg]? Das wäre wenigstens
       konsequent gewesen auf ihrem Weg, Deutschland wieder „kriegstüchtig“ zu
       machen. Nicht einmal, dass die AfD stramm an ihrer Seite steht, scheint sie
       zu irritieren.
       
       Auf nichts Vernünftiges kann sich die rot-grün-gelbe
       Selbstblockadekoalition mehr einigen. Aber wenn es um die Verherrlichung
       des deutschen Militärs geht, dann marschieren sie geschlossen, mit der
       rechts von ihr platzierten Parlamentsopposition an ihrer Seite. Dabei ist
       es schlicht verlogen, wenn in dem jetzt beschlossenen Antrag heroisch von
       „gefährlichen Bedingungen, persönlichen Entbehrungen sowie körperlichen und
       seelischen Härten“ schwadroniert wird, denen die 10 Millionen zu
       „Veteranen“ erklärten Deutschen mit Soldatenhintergrund allesamt ausgesetzt
       gewesen wären.
       
       Real in Auslandseinsätzen, zum Beispiel und vor allem in Afghanistan, waren
       bislang „nur“ etwa 500.000 Berufs- oder Zeitsoldaten. Sie haben tatsächlich
       ihre Gesundheit und ihr Leben riskiert. Und, auch das sollte nicht
       vergessen werden: [3][so manches Leben genommen]. Für sie bräuchte es
       keinen „Veteranentag“, sondern eine Entschuldigung des Bundestags, in einen
       solch desaströsen Krieg wie den am Hindukusch überhaupt geschickt worden zu
       sein. Was die nicht wenigen Versehrten unter ihnen ebenso verlangen können:
       eine weitaus bessere Behandlung ihrer erlittenen physischen und vor allem
       psychischen Verletzungen. Aber damit lässt sich nicht so gut Werbung für
       die Bundeswehr machen.
       
       Bei dem großen Rest der „Veteranen“ handelt es sich um jene Männer, die von
       der Einführung der Wehrpflicht 1956 bis zu ihrer Aussetzung 2011
       zwangsrekrutiert wurden. Am Anfang 12 Monate, zeitweise 15 bis 18 Monate,
       zum Schluss nur noch 6 Monate waren sie vor allem der Gefahr ausgesetzt, in
       der Kaserne eine Alkoholvergiftung zu erleiden. Die wahren Helden der
       damaligen Zeit waren die Kriegsdienstverweigerer, die sich als
       „Drückeberger“ beschimpfen lassen mussten, während sie als
       Zivildienstleistende hilfsbedürftigen Menschen den Hintern abwischten. Aber
       für sie wird es auch weiterhin weder einen „Veteranentag“ noch das seit
       2019 verliehene „Veteranenabzeichen“ geben.
       
       25 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Ganz-grosse-Koalition-fuer-Veteranentag/!6006609
 (DIR) [2] https://www.swr.de/swrkultur/wissen/archivradio/paul-von-hindenburg-dankt-1914-soldaten-nach-der-schlacht-von-tannenberg-100.html
 (DIR) [3] https://books.google.de/books?id=a0xuAgAAQBAJ&pg=PT34&lpg=PT34&dq=%22Man+hat+sich+auf+20+000+Dollar+dort+geeinigt%22+Afghanistan&source=bl&ots=qRLQx6JhVI&sig=ACfU3U2nUpeCzi3UhHhn4MgEGxxdPzTNkw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwilx5Wc7NuFAxXrVfEDHe9xBOUQ6AF6BAgJEAM#v=onepage&q=%22Man%20hat%20sich%20auf%2020%20000%20Dollar%20dort%20geeinigt%22%20Afghanistan&f=false
       
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