# taz.de -- Wiedergewählter CDU-Chef: Merz bleibt ein Risiko
       
       > Ja, Friedrich Merz hat die CDU stabilisiert. Sein gutes Ergebnis stärkt
       > ihn in der Kanzlerfrage – aber seine Schwächen bleiben.
       
 (IMG) Bild: Gutes Ergebnis: 90 Prozent der Delegierten haben Friedrich Merz als Vorsitzenden bestätigt
       
       Mitreißend war die Rede nicht, an manchen Stellen sogar eher langweilig.
       Friedrich Merz hat zu Beginn des CDU-Parteitags zwar hier und da
       ausgeteilt: gegen die Grünen, die Ampel, gegen das Heizungsgesetz und das
       Bürgergeld. Aber er hat – für seine Verhältnisse – weder polarisiert noch
       aufgepeitscht. Das ist gut für die gesellschaftliche Stimmung im Land. Aber
       es war auch genau die Funktion dieser Rede.
       
       Merz wollte den Flügel seiner Partei mitnehmen, der ihm traditionell
       kritisch gegenübersteht. Das hat funktioniert. 90 Prozent der Delegierten
       haben ihn als Vorsitzenden bestätigt, ein gutes Ergebnis. Auch wollte Merz
       staatsmännisch wirken – und sich kanzlertauglich präsentieren. Denn darum
       geht es hier natürlich auch: Wird Merz Kanzlerkandidat der Union? Die CDU
       steht derzeit deutlich besser da als vor gut zwei Jahren, als er im dritten
       Anlauf zum Parteichef gekürt wurde.
       
       Die Partei war bei der Bundestagswahl abgestürzt, inhaltlich ausgehöhlt,
       intern zerstritten, das Verhältnis zur CSU zerrüttet. Mit dieser hat man
       sich inzwischen wieder zusammengerauft, die Bundestagsfraktion funktioniert
       als Opposition. Die CDU will auf dem Parteitag [1][ein neues
       Grundsatzprogramm verabschieden], das klare Unterschiede zu den anderen
       Parteien markiert. Um die Merz-Skeptiker*innen in der Partei ist es ruhig
       geworden. Und in Umfragen steht die Partei deutlich besser da.
       
       ## Merz' Unberechenbarkeit
       
       Das zahlt positiv beim Parteichef ein, auch wenn die politische Lage Merz
       natürlich in die Hände spielt und die CDU von der schlechten Performance
       der Ampel profitiert. Läuft es also gut für die CDU? Nicht so gut, wie es
       eigentlich müsste. Und das liegt eben auch an Merz. Die Unbeliebtheit der
       Bundesregierung zahlt nicht ausreichend bei der CDU ein. Besonders Frauen
       und urbane Milieus hadern mit dem konservativen Sauerländer, der als
       unsozial, unempathisch [2][und kalt gilt und mit populistischen Äußerungen
       einen Teil der Wähler*innen vergrault]. Hinzu kommen seine weithin
       bekannte Dünnhäutig- und Unberechenbarkeit.
       
       In der letzten Zeit scheint Merz ruhiger geworden zu sein; auch seine Rede
       weist in diese Richtung. Aber kann man sich darauf verlassen? Was ist, wenn
       Merz im Wahlkampf unter Druck gerät? Oder, noch deutlich gefährlicher, wenn
       ihm das als Kanzler passiert? Merz hat für die CDU Einiges bewirkt. Für die
       Partei aber bleibt er ein Risiko. Und würde er Kanzler, könnte er dies auch
       für das Land sein.
       
       6 May 2024
       
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