# taz.de -- Dokumentation über CDU-Vorsitzenden: Niemand will Merz umarmen
       
       > Eine NDR-Doku beleuchtet die sogenannte Merz-Strategie. Steckt da mehr
       > hinter als die üblichen Worthülsen wie „Grundwerte“ und „Leitkultur“?
       
 (IMG) Bild: Dicke Wurst: CSU-Chef Markus Söder und der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz Anfang 2023 im Englischen Garten in München
       
       Politik, sagt ein schlauer Mensch nach der Filmvorführung, müsse heutzutage
       die Menschen umarmen. Mit rein inhaltlicher Programmatik oder gar
       Technokratentum komme keine Politiker*in mehr weit. Womit wir beim Kern
       des Films und des Problems wären, nämlich [1][Friedrich Merz].
       
       Zwei Jahre lang haben Ben Bolz, Philipp Grüll, Johannes Lenz und Lucas
       Stratmann für den NDR und den BR Merz und [2][andere CDU-Menschen]
       begleitet. Herausgekommen ist dabei „Die Merz-Strategie – Wohin steuert die
       CDU?“ und eine klare Erkenntnis: Von Merz möchte sich niemand umarmen
       lassen.
       
       Was dem CDU-Vorsitzenden vermutlich auch recht ist. Mit Gefühlen hat er es
       nicht so. Und selbst im heimatlichen Sauerland kommt ihm gerade mal ein „Da
       hab ich auch Freunde außerhalb der Politik, da ist meine Frau berufstätig“
       über die Lippen.
       
       Dass CDU auch anders geht, dafür steht im Film (ab Freitag [3][in der
       ARD-Mediathek] und am 29. April um 20.15 Uhr im Ersten) die
       stellvertretende Parteivorsitzende Karin Prien, im Hauptjob
       Bildungsministerin von Schleswig-Holstein. Prien gehört zum linken
       CDU-Flügel, der momentan eher mal nichts zu melden hat, und nennt sich
       selbst „Merkelianerin“.
       
       Zu Merkel hat Merz ein ganz spezielles Nichtverhältnis, was [4][die Doku]
       sehr hübsch einfängt: „Wir schreiben uns zu Weihnachten und zum Geburtstag.
       Wenn wir uns treffen, sind wir freundlich zueinander“, sagt ihr Nachfolger
       an der Parteispitze.
       
       ## Schwammiger als beim dicken Kohl
       
       „Sehr authentisch“ komme sein Chef im Film rüber, meint CDU-Generalsekretär
       Carsten Linnemann beim anschließenden Filmgespräch. In der Doku kämpft er
       um ein „neues Narrativ“ für seine Partei: „Wir brauchen wieder ’ne tolle
       Erzählung für die CDU und Punkte, die uns wirklich von anderen
       unterscheiden.“
       
       Davon ist, Merz-Strategie hin oder her, nicht gerade viel in Sicht.
       „Grundwerte“ und „Leitkultur“ werden betont, bleiben aber noch schwammiger
       als beim dicken Kohl. Dafür sitzt in Düsseldorf Hendrik Wüst und lächelt
       sibyllinisch, wenn er gefragt wird, ob er nicht auch Kanzler könnte. Die
       Doku offenbart auch eine große Lücke.
       
       Der Osten und die AfD kommen eher mal am Rande vor. Für diesen irre
       wichtigen Komplex ist in der „Merz-Strategie“ Johannes Fiolka,
       CDU-Vorsitzender des sächsischen Stadtverbandes Großenhain, zuständig.
       Fiolka darf dann auch drei ziemlich wertkonservative Sätze sagen, das war’s
       dann schon.
       
       Mit dieser westzentrierten Sicht liegen die Doku wie die CDU kurz vor der
       Europawahl und wenige Monate vor den noch entscheidenderen Landtagswahlen
       in Thüringen, Brandenburg und Sachsen seltsam schräg. „Wer berät denn die
       CDU, um nicht zu menscheln und Vertrauen zu gewinnen“, wundert sich die
       Mitbewohnerin. Niemand muss sich gleich in die Arme fallen. Aber ein
       bisschen sollte der Hamburgmünchnerberlinmitte-Blick schon übers
       Brandenburger Tor hinausgehen.
       
       26 Apr 2024
       
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