# taz.de -- Missbrauchsgesetz verzögert sich: Nachlässigkeit und Ignoranz > Am Mittwoch sollte das Missbrauchsgesetz das Bundeskabinett passieren. > Nun wurde der Termin verschoben. (IMG) Bild: Eine Hotline gibt es, aber immer noch kein Gesetz Im Spätherbst vor drei Jahren hatten viele Betroffene die Hoffnung, dass sich für sie manches zum Positiven wendet, zumindest politisch. Denn die Ampelregierung hatte sich in ihren Koalitionsvertrag ein Gesetz geschrieben, das sexuelle Gewalt gegen Kinder stärker im Blick hat. Das sogenannte UBSKM-Gesetz, abgeleitet von der Stelle der [1][Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs], sollte fest verankert und damit ein/e Missbrauchsbeauftragte/r dauerhaft installiert werden. Doch nun scheint es, als sei die Hoffnung verfrüht gewesen. [2][Seit der Referentenentwurf Anfang April 2024 die erste parlamentarische Hürde nahm, ist nichts mehr passiert.] Bis vor einem Monat konnten sich Länder und Verbände zum Papier äußern, am Mittwoch sollte es zum Regierungsentwurf werden. Doch der Termin fiel aus – und wurde auf den 5. Juni verschoben. Nun könnte man sagen: So ist es nun mal, wenn Kriege, Haushalt, Angriffe auf die Demokratie Abgeordnete stärker als gewöhnlich beschäftigen. Die Frage ist jedoch, welche Prioritäten man setzt. Klimaschutz, Bürgergeld, Mindestlohn, innere und äußere Sicherheit, Gesundheit – alles wichtige Themen, die die Ampel je nach Perspektive mehr oder weniger gut umgesetzt hat. Sie hat aber auch [3][monatelang über die Legalisierung von Cannabis gestritten], sich um ein Zentrum für Legistik (ja, was ist das überhaupt?) gekümmert sowie über Strategie für Videospielentwickler:innen nachgedacht. Sie hat sich [4][mit Kryptowährungen beschäftigt] und über eine erweiterte Definition von Wohlstand nachgedacht. Alles sicher nicht komplett unwichtig. Das ist aber noch lange kein Grund, sich nicht um [5][Betroffene sexueller Gewalt in der Kindheit] zu kümmern, die auf besondere Hilfe auch des Staates angewiesen sind. Man muss hier mindestens Nachlässigkeit und Ignoranz vermuten. Denn finanzielle Gründe können es nicht sein, die Kosten sind – [6][im Gegensatz zur Kindergrundsicherung] – gegenfinanziert. Eine letzte Hoffnung liegt jetzt auf Anfang Juni. 22 May 2024 ## LINKS (DIR) [1] https://beauftragte-missbrauch.de/ (DIR) [2] /Gesetz-gegen-sexuelle-Gewalt-an-Kindern/!5997916 (DIR) [3] /Umsetzung-des-Cannabisgesetzes/!6009360 (DIR) [4] /Bitcoin-ETF-genehmigt/!5984994 (DIR) [5] /Neues-Missbrauchsgesetz/!6002237 (DIR) [6] /Kindergrundsicherung-am-Ende/!5998975 ## AUTOREN (DIR) Simone Schmollack ## TAGS (DIR) sexueller Missbrauch (DIR) Missbrauchsbeauftragter (DIR) Gesetz (DIR) Ampel-Koalition (DIR) Kindergrundsicherung (DIR) Social-Auswahl (DIR) sexueller Missbrauch (DIR) Sexualisierte Gewalt (DIR) Lisa Paus (DIR) sexueller Missbrauch ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Schutz Minderjähriger vor sexueller Gewalt: Endlich! Das Bundeskabinett beschließt das Missbrauchsgesetz. Das ist ein wichtiges Signal an Betroffene und für die Aufklärung von Missbrauchsfällen. (DIR) Missbrauchsbeauftragte will neues Gesetz: Mehr Schutz für Betroffene Kerstin Claus fordert mehr Tempo beim Gesetz zur besseren Aufarbeitung sexualisierter Gewalt gegen Kinder. Denn eigentlich sollte das längst beschlossen sein. (DIR) Fonds für Opfer sexualisierter Gewalt: Wie lange noch, Frau Paus? Beim Fonds Sexueller Missbrauch klafft ein riesiges Finanzloch – nun droht die Abwicklung. Das Familienministerium weist jede Schuld von sich. (DIR) Neues Missbrauchsgesetz: Ein Kompromiss, keine Zeitenwende Das neue sogenannte Missbrauchsgesetz schreibt Schutzkonzepte, Prävention und Forschung vor. Aber Betroffene warten noch immer auf einen Hilfsfonds.