# taz.de -- Transport zum EM-Stadion: Ein misslich Ding
       
       > An der Bahn-Infrastruktur in Deutschland gibt es nicht nur zur EM
       > international viel Kritik. Besser also, mit dem Fahrrad zum Stadion zu
       > fahren.
       
 (IMG) Bild: S-Bahn-Station Olympiastadion in Berlin. In der ersten EM-Woche gab es viel Kritik aus dem Ausland an der Bahn
       
       Ich weiß nicht, ob es an der EM und der aufkommenden Leichtigkeit liegt,
       aber in diesem Supermarkt in Schwabing verfolge ich eine, nun ja, rührende
       Szene: Ein älterer Mann, der seine zwei Augustiner und die Jim-Beam-Cola
       aufs Band legt, schaut die ältere Frau hinter sich an, überlegt und geht
       dann rüber zu den Blumen.
       
       Einen Strauß Rosen legt er zu den Getränken, zahlt – und schenkt die Blumen
       der Dame. Dann ist er auch schon weg, und die unverhofft Beschenkte lächelt
       beglückt. Ich frage mich, ob er vielleicht Anhänger der Georgier ist, die
       gerade [1][ihren ersten EM-Punkt gewonnen haben]. Man bezieht derzeit halt
       alles auf die Euro, steckt völlig in dieser Fußballblase drinnen.
       
       In Fußballgefilden bewegte sich auch ein Reporter der New York Times in den
       vergangenen zwei Wochen. Er ist durch Schland gereist, und lobt die
       Stimmung in den Stadien, die feierwütigen Fans und ein Land, in dem es viel
       zu entdecken gibt. Über die Infrastruktur ist er etwas entsetzt. [2][Auf
       die Bahn sei kein Verlass.] Die Anreise zu den Stadien gestalte sich
       schwierig. Alles übervoll, überlastet, zu spät.
       
       Die Deutschen wiederum würden die Zustände fatalistisch hinnehmen. Schon
       lustig, wenn die EM-Gäste in ein Land kommen, dass hart gegen seinen Ruf zu
       kämpfen scheint. Wer aber hierzulande täglich in Bahnen bangt und hofft,
       der schmunzelt nur über den Reality Check der Briten, Niederländer oder
       Franzosen.
       
       ## Erinnerungen an die WM 2006
       
       Der Autor dieser Zeilen hat versucht, den Zumutungen zu entgehen,
       wenngleich er sich gut daran erinnern kann, wie relativ entspannt die
       ICE-Fahrten zur WM 2006 waren; damals durften Journalisten sogar kostenlos
       1. Klasse fahren, das geht jetzt nicht mehr, 29 Euro kostet ein ICE-Ticket
       in der 2. Klasse egal wohin (1. Klasse: 39).
       
       Weil ich also immer noch ein leichtes Fiepen im Ohr habe von
       2006er-Fangesängen, nähere ich mich den Stadien lieber mit dem bösen
       Benziner und steige dann aufs Rad. Das machen wenige. In München wird zwar
       auf einen Fahrradparkplatz hingewiesen, da stehen dann acht Gitterzäune,
       die man auf eine Rasenfläche gezerrt hat. Vielleicht zwanzig Räder sind
       angekettet, dazu ein paar Wildparker.
       
       Die Radltour zum Stadion ist eher verpönt, die Fans wollen vorm Spiel schon
       völlig aufgehen im Gemeinschaftsgefühl. [3][Die Fanmärsche zu den Arenen
       sind eindrucksvoll], und bei den ÖPNV-Dispatchern sicher gern gesehen. Wenn
       diese Massen, die per pedes unterwegs sind, auch noch zu den Stadien
       transportiert werden müssten, na dann gute Nacht.
       
       24 Jun 2024
       
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 (DIR) Markus Völker
       
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