# taz.de -- Die EM auf Kleinbildschirm: So schwör hat’s der Redakteur
       
       > Von winzigen Fußballern, einem kleinen Michael Ballack und der
       > vergeblichen Suche nach EM-Stimmung im Dönergrill draußen vor der Stadt.
       > Ein Klagelied.
       
 (IMG) Bild: Stimmung! Bisweilen tut sich nicht viel beim Public Viewing
       
       Natürlich steht in der Sportredaktion der taz ein großer Fernseher. Wie es
       sich gehört, sollte man meinen. Die diensthabenden Redakteurinnen sollen ja
       gerade während eines großen Turniers möglichst nah am Ball sein. Doch
       irgendetwas stimmt nicht mit dem Gerät im vierten Stock des taz-Hauses. Der
       Bildschirm bleibt schwarz, auch wenn gerade ein Spiel läuft.
       
       Man hatte vor dem Umzug aus der Rudi-Dutschke-Straße in den Neubau nicht
       daran gedacht, die nötigen Anschlüsse zu verlegen. Dafür sitzt der
       Redakteur, von dem diese Zeilen stammen, nun während des Turniers nicht
       selten vor einem kleinen Tablet und verfolgt die Spiele auf einem winzigen
       Bildschirm.
       
       Gut für die taz: dem kleinen Medienhaus entstehen durch das Streamen keine
       Kosten. Der Redakteur nutzt den Magenta-Account seiner basketballverrückten
       Söhne, den sie sich zugelegt haben, um den besten europäischen
       Basketballern in der [1][Euroleague] bei der Jagd auf die Körbe zuschauen
       zu können.
       
       Wie gesund das für die Augen ist, hat sich der Redakteur noch nicht gefragt
       und wenn die Augen am späten Nachmittag zu brennen beginnen, dann schiebt
       er das auf den Heuschnupfen, der ihn seit Kindertagen plagt. Er hat sich an
       die winzigen Spieler gewöhnt, an den kleinen Magenta-Experten Michael
       Ballack, der ihm erklärt, was er gerade selbst erkannt hat, und den auch
       nicht größeren Owen Hargreaves, der mit beinahe schon niedlichem Akzent
       die Expertenrolle beim Bonner Medienhaus bestens ausfüllt.
       
       ## Raus aus dem Zwergenmodus
       
       Es war dann aber doch etwas anderes, als er sich vor ein paar Tagen zum
       Fußballschauen beim vorörtlichen Dönergrill verabredet hat. Wenn der 1. FC
       Union spielt, versammeln sich dort unter einem riesigen Empfangsgerät die
       Fans, das wusste er. Warum also nicht einfach mal dem Zwergenmodus
       entfliehen? Und es könne zudem gewiss nicht schaden, auch mal [2][ein wenig
       EM-Stimmung] einzuatmen. Nun, eine solche war beim Anpfiff des von so
       vielen mit Erwartungen überfrachteten Spiels von [3][Frankreich gegen die
       Niederlande] nicht wirklich zu erkennen.
       
       Auch während und nach dem Spiel änderte sich an der Nicht-Stimmung nichts.
       Am Nebentisch hatten drei ältere Herren, nein, es waren alte Männer, Platz
       genommen und fachsimpelten. „Ich glaube, das Frankreich gewinnt, aber das
       ist meine ganz persönliche Meinung“, sagte einer. Später erklärte er noch,
       warum es so schwer sei, gegen Frankreich ein Tor zu erzielen. Das liege an
       der Viererkette der Franzosen, durch die man nicht hindurchspielen könne.
       Ob auch das lediglich seine persönliche Meinung war, blieb offen.
       
       Der Redakteur genoss dennoch, das Spiel auf großem Bildschirm verfolgen zu
       können. Mangels Andrang hatte er ja auch freie Sicht. Es sei denn, einer
       der Männer von Nebentisch musste aufstehen, um die Toilette auszusuchen.
       Der Aufstehvorgang konnte sich – wahrscheinlich altersbedingt – durchaus
       mehrere Minuten hinziehen, was dem Redakteur dann die Sicht genommen hat.
       Das war dann doch ziemlich nervig, aber das ist nur die persönliche Meinung
       des Redakteurs.
       
       25 Jun 2024
       
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 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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