# taz.de -- Vorschau EM-Spiel Polen gegen Österreich: Das Kampfspiel
       
       > Österreich trifft am Freitagabend auf Polen und gilt nach dem Spiel gegen
       > Frankreich erst recht als Geheimfavorit. Doch beide bräuchten einen Sieg.
       
 (IMG) Bild: Hartes Pressing bis zum Schluss: die Österreichische Nationalmannschaft im Spiel gegen Frankreich
       
       Mit Angel und Schlapphut war Ralf Rangnick beim EM-Auftakt in Düsseldorf zu
       sehen. Die österreichischen Fans hatten eine kleine Choreo gegen den
       Vize-Weltmeister Frankreich zusammengebastelt, zu der ein Spruchband
       gehörte: „Angeln wir uns gemeinsam die ersten drei Punkte.“ [1][Daraus
       wurde bekanntlich nichts], an mangelndem Selbstvertrauen hat es beim
       deutschen EM-Nachbarn aber sicher nicht gelegen.
       
       Warum sich auch kleinmachen vor den Großen, sind doch die österreichischen
       Kicker in der Eigenbetrachtung der einheimischen Medien dank dem Taktiknerd
       Rangnick mittlerweile „Pressingmonster“ geworden. Unbegründet ist das
       Eigenlob freilich nicht. Zuletzt erschien das Team schier unbezwingbar,
       sodass selbst die unparteiischen Beobachter den Kreis der Geheimfavoriten
       um Österreich erweiterten.
       
       Der Lobgesang könnte am Freitag nach der Partie gegen Polen sein jähes Ende
       finden. Wegen der [2][0:1-Niederlage gegen Frankreich] ist ein Sieg fast
       Pflicht, denn im letzten Gruppenspiel wartet mit der Niederlande ein
       weiterer Hochkaräter.
       
       Wie kompliziert die Aufgabe gegen die um einen Tag ausgeruhtere polnische
       Elf wird, lässt sich leicht ausrechnen, wenn man bedenkt, wie viel Energie
       die Österreicher aufwenden mussten, um die Begegnung gegen Frankreich eng
       zu halten.
       
       ## Beharken und beackern
       
       Dazu bedurfte es mit 119 abgelaufenen Kilometern schon einen Spitzenwert
       dieses Turniers. Sobald ein Gegner den Ball hatte, wurde er blitzartig
       umstellt, beharkt und beackert. Der Leipziger Nicolas Seiwald kam allein
       schon auf fast 12 Kilometer.
       
       Frankreichs Trainer Didier Deschamps sprach danach beeindruckt von einem
       Gegner, der große athletische Qualität gezeigt hat. Und man wusste nach der
       Aussage nicht so recht, ob er dieses Team eigentlich nicht viel lieber bei
       den Leichtathletikwettbewerben der anstehenden Olympischen Spiele in Paris
       sehen würde als bei dieser Fußball-EM.
       
       Ralf Rangnick würde das vermutlich als großes Kompliment werten. All sein
       Tun ist darauf ausgerichtet, dass der Gegner nicht eine Minute länger mehr
       gegen diese österreichischen Nervensägen auf Beinen spielen möchte.
       
       Mit unverkennbarem Stolz berichtete er auf der Pressekonferenz, er hätte
       sich schon mit den Franzosen Jules Koundé und Dayot Upamecano ausgetauscht.
       Beide hätten ihm versichert, dass sie froh gewesen wären, als das Spiel
       endlich abgepfiffen wurde. Das österreichische Selbstvertrauen hat also
       dank auch solcher Zeugenaussagen keinen Schaden genommen. Rangnick hob die
       Topleistung der Franzosen hervor, um den Wert der eigene Leistung zu
       unterstreichen.
       
       ## Wie lange hält das Österreich durch?
       
       Die spannende Frage ist aber nun, wie lange ein Team bei einem solchen
       Turnier gegen große Gegner und seine individuelle Unterlegenheit anlaufen
       kann. Wirkliche Torgefahr konnten die Österreicher vergangenen Montag
       selten erzeugen, obwohl das gerade die Idee von diesem frühen Gegenpressing
       ist.
       
       Der Fußballgelehrte Rangnick predigt seit Jahren die
       Acht-bis-zehn-Sekunden-Regel, nach der statistisch belegt die Chance auf
       ein Torerfolg in der Phase direkt nach der Balleroberung am größten ist.
       Dafür attackierte die Rangnick-Elf die schnellen Franzosen aus
       verständlichen Gründen nicht hoch genug. Gegen die Polen dürfte das wieder
       besser klappen, kann der Aufwand ähnlich hoch gehalten werden.
       
       Die Polen wissen bereits, was ihnen da blüht. „Es wird ein Kampfspiel, in
       einigen Momenten auch brutal, aber damit haben wir kein Problem. Wir werden
       mit unserem Stil dagegenhalten“, sagte Mittelfeldspieler Przemysław
       Frankowski. Als Ankündiger für einen Augenschmaus sind diese beiden Sätze
       eher nicht zu verwenden.
       
       Es ist ein Spiel zu erwarten, in dem sich beide Teams nachhaltig in
       unliebsame Erinnerung bringen wollen. Das klingt doch wiederum besonders.
       Vielleicht sollte man sich diese Begegnung der 22 Plagegeister doch besser
       anschauen.
       
       21 Jun 2024
       
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