# taz.de -- Kylian Mbappés EM-Spiel gegen Österreich: Spieler, Kämpfer, Mahner
       
       > Frankreichs Star Mbappé gibt alles – neben und auf dem Platz. Der Kampf
       > gegen den Rassemblement National läuft, den gegen Österreich hat er
       > gewonnen.
       
 (IMG) Bild: Blutige Nase: Kylian Mbappé nach einem heftigen Zweikampf im EM-Spiel Österreich – Frankreich
       
       DÜSSELDORF taz | Was für ein Bild! Kylian Mbappé hatte sich eine blutige
       Nase geholt. In der 87. Minute warf er alles, was er hatte, in diesen
       Zweikampf mit dem gegnerischen Verteidiger Kevin Danso und kam beim
       Kopfballversuch mit dessen Schulter in heftigen Kontakt. Das Nasenbein war
       gebrochen, wie sich später herausstellen sollte. In diesem Zustand
       erbrachte er zum Ärger der Österreicher noch seinen letzten Einsatz. Er
       unterband kurzweilig die österreichische Schlussoffensive, indem er nach
       seiner Behandlung unerlaubterweise wieder den Rasen betrat und sich fallen
       ließ.
       
       Ohne Rücksicht auf eigene Prestigeverluste hatte Mbappé am Vortag die
       obligatorische Presskonferenz vor dem Spieltag dazu genutzt, um [1][wie
       zuvor schon Marcus Thuram] ein politisches Zeichen zu setzen.
       Normalerweise, erklärte er, vermische man Sport und Politik nicht, aber nun
       gehe es vor den Neuwahlen in Frankreich um eine Ausnahmesituation. Das Land
       sei in einer sehr kritischen Situation.
       
       Er spielte auf einen möglichen Wahlsieg der rechtsextremen Partei
       Rassemblement National (RN) an. „Das sind Menschen, die die Gesellschaft
       teilen. Ich bin gegen Spaltung. Ich bin für Ideen, die zusammenführen, für
       Werte wie Toleranz und Respekt.“ Wenn man sieht, welcher Hass Mbappé dafür
       in den sozialen Netzwerken entgegengebracht wird, hat er auch mit diesem
       Auftritt in vollem Bewusstsein eine blutige Nase in Kauf genommen.
       
       Der Druck könnte jetzt kaum größer sein. Alles, was von nun an auf dem
       Rasen passiert, das ist gewiss Frankreichs größtem Fußballstar klar, wird
       durch einen besonderen Filter wahrgenommen. Wobei die [2][Partie gegen
       Österreich] als Beleg dafür genommen werden kann, dass das Unfug ist. Klar,
       werden die einen nun sagen, der künftige Stürmer von Real Madrid schieße
       normalerweise den Ball ins Tor, wenn er so frei auf den Torhüter zuläuft,
       wie es der 25-Järige in der 55. Minute tat. Mbappé zielte jedoch daneben
       und verpasste die Vorentscheidung zum 2:0.
       
       Am Führungstreffer zuvor in der ersten Hälfte hatte Mbappé andererseits
       maßgeblichen Anteil. Mit einem Übersteiger ließ er Philipp Mwene schlecht
       aussehen, seine scharfe Flanke [3][verlängerte Maximilian Wöber unglücklich
       mit dem Kopf ins eigene Tor].
       
       ## Immer im Zentrum der Gespräche
       
       Mag Thuram den Mut zur eigenen Haltung im französischen Team in Gang
       gebracht haben und N’Golo Kanté gegen Österreich mit seinem
       vorausschauenden Spiel und unnachahmlichen Eleganz der beste Spieler auf
       dem Platz gewesen sein und dafür von seinem Coach „echte Strahlkraft“
       attestiert bekommen haben, Mbappé zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. „Ich
       weiß, dass er immer im Zentrum der Gespräche steht“, sagte Deschamps fast
       schon fatalistisch.
       
       Die bange Frage tauchte auf, ob die gebrochene Nase von Mbappé überhaupt
       ein Weiterspielen bei dieser EM möglich macht und was das für das
       französische Team bedeuten würde. Deschamps stellte wenig überraschend
       klar: „Ein französisches Nationalteam mit Kylian ist immer stärker.“
       
       Mbappé selbst scheint sich derlei Sorgen überhaupt nicht zu machen. In der
       Nacht suchte er mit einem lachenden Emoji Rat bei der
       Social-Media-Gemeinde. „Ideen für eine Maske?“ Überhaupt fällt auf, wie
       vielleicht auch demonstrativ entspannt er mit der komplizierten Situation
       umgeht. In den Katakomben des Düsseldorfer Stadions gab er kurz vor dem
       Anpfiff den Einlaufjungen, die sich um ihn drängten, Autogramme.
       
       Diese Europameisterschaft könnte zu ganz besonderen Mbappé-Spielen werden.
       Die Partie in Düsseldorf hatte etwas von einem Schlachtengemälde, weil die
       Franzosen dem unglaublich energieaufwändigen Kampf der Österreicher
       erfolgreich trotzten. Die gebrochene Nase von Mbappé machte all das
       letztlich plastisch. Und Mbappé stehen in den nächsten Wochen wohl nicht
       nur auf dem Spielfeld noch einige Kämpfe bevor. Mit Maske schaut er schon
       mal aus wie ein echter Gladiator.
       
       18 Jun 2024
       
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