# taz.de -- Fördergeld-Affäre im Bildungsministerium: Pferdefreundin und Bauernopfer
       
       > Die geschasste Staatssekretärin Sabine Döring lehrte als Professorin
       > Ethik. Im Ministerium wirkte sie eher wie das Sprachrohr ihrer
       > Vorgesetzten.
       
 (IMG) Bild: Staatssekretärin Sabine Döring verliert wegen der Forschungsmittel-Affäre ihren Posten
       
       Am Sonntagabend schrieb Sabine Döring auf X: „So wird nun dieser Abschnitt
       meiner beruflichen Laufbahn ein jähes Ende finden“. Kurz darauf schrieb
       sie: „Habe gerade Anruf bekommen, muss den Tweet löschen“. Dann war der
       Post gelöscht, und die Spekulationen auf der Online-Plattform schossen ins
       Kraut.
       
       Am späten Sonntagabend gab Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger
       dann bekannt, [1][ihre Staatssekretärin in den einstweiligen Ruhestand zu
       versetzen]. Die FDP-Politikerin reagierte damit auf die anhaltende Debatte
       um ihren Umgang mit [2][Hochschullehrern, die einen offenen Brief
       unterzeichnet hatten], in dem sie das Recht auf friedlichen Protest an
       Berliner Hochschulen verteidigten. Im Bildungsministerium war daraufhin
       geprüft worden, ob man den Unterzeichnern zur Strafe bereits erteilte
       wieder Fördermittel zu entziehen, wie das ARD-Magazin „Panorama“ unter
       Berufung auf interne E-Mails berichtete. Das sorgte unter Wissenschaftlern
       für große Empörung.
       
       Sabine Döring selbst sprach daraufhin von einem „Missverständnis“ und
       übernahm die Verantwortung dafür. Sie ist selbst Wissenschaftlerin und
       wurde erst im Februar 2023 zur Staatssekretärin im Bildungsministerium
       ernannt, vor etwas mehr als einem Jahr. Zuvor lehrte sie an der Eberhard
       Karls Universität in Tübingen Philosophie und Ethik, 15 Jahre lang.
       Promoviert hat sie dort über Robert Musil, ihr Buch über „Die Philosophie
       der Gefühle“ erschien 2009 im Suhrkamp-Verlag. Bettina Stark-Watzinger
       holte sie ans Bildungsministerium nach Berlin.
       
       ## In den Sozialen Medien aktiv
       
       In den Sozialen Medien ist Döring sehr aktiv: Dort postet sie häufig
       Kommentare zu politischen Fragen, insbesondere zum Nahost-Konflikt, sowie
       Szenen aus ihrem Leben als Staatssekretärin und zu ihrem Hobby, dem
       Reitsport. Sie und ihr Sohn sind passionierte Dressurreiter, wie sie dort
       gerne kund tut. Außerdem sprang sie ihrer Vorgesetzten auf X immer wieder
       zur Seite oder äußerte sich an deren Stelle, so dass sie bisweilen wie
       deren Sprachrohr wirkte.
       
       Als die Universität Köln im April die jüdische Philosophin Nancy Fraser
       auslud, weil diese einen Israel-Boykott befürwortet hatte, verteidigte
       Döring diese Entscheidung. Als ihre Ministerin im Mai in der Bild-Zeitung
       den offenen Brief der Berliner Professorinnen und Dozenten kritisierte,
       stellte sich Döring hinter ihre Vorgesetzte. Ein anderes Mal kritisierte
       sie die Berufung des Antisemitismus-Forschers Uffa Jensen an der TU Berlin.
       Sie bekannte sich dazu, die Zusammenarbeit mir israelischen Universitäten
       ausbauen zu wollen, und stellte sich gegen Boykott-Forderungen. Zur
       Zerstörung der Universitäten und Schulen im Gazastreifen äußerte sie sich
       nicht.
       
       ## Im medialen Rampenlicht
       
       Döring sonnt sich auch gerne im medialen Rampenlicht und genießt die
       mediale Aufmerksamkeit. Das Magazin Cicero porträtierte sie schon im
       vergangenen Jahr unter dem Titel: „Regieren mit Gefühl“. Einen Reporter der
       ZEIT empfing sie Anfang des Jahres auf ihrem Hof in Ostwestfalen, nicht
       weit entfernt vom Teutoburger Wald mit dem Hermannsdenkmal. „Viel Holz.
       Landhausstil, eine typische Wollsockenwohnung“, notierte dieser
       beeindruckt, und berichtete von ihren beiden Pferden, den Hengsten Viktor
       und Felix, und ihren beiden Hunden, Isolde und Skadi.
       
       „Es ist mutig, eine Wissenschaftlerin zur Staatssekretärin zu machen“,
       sagte Sabine Döring in dem Gespräch, in dem es über ihren Freiheitsbegriff
       und ihre Vorbilder ging – John Stuart Mill auf dem Feld der Philosophie und
       Walter Scheel als politisches Idol. „Das Richtige zu machen sei wichtiger,
       als populäre Entscheidungen zu treffen“, diese Maxime teile sie, sagte sie
       dem Reporter.
       
       Ihren Auftrag, bereits ergangene Förderungszusagen überprüfen zu lassen,
       hielt sie vermutlich auch für richtig. Aber da hat sich die Pferdefreundin
       vergaloppiert.
       
       17 Jun 2024
       
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