# taz.de -- Frankfurter Rechtsterrorismus-Prozess: Angeklagter auf freiem Fuß
       
       > Der wegen Waffenbesitzes und Vorbereitung einer schweren
       > staatsgefährdenden Gewalttat angeklagte Marcel L. ist frei. Die
       > Ermittlungen dauern an.
       
 (IMG) Bild: Polizeieinsatz in Bergen-Enkheim, bei dem die Handgranate beim Angeklagten gefunden wurde
       
       FRANKFURT/MAIN taz | Der Angeklagte Marcel L. im Frankfurter
       Rechtsterrorismus-Prozess ist wieder auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaft
       Frankfurt am Main bestätigte der taz, dass der Haftbefehl gegen den
       Angeklagten durch das Landgericht Frankfurt am Main aufgehoben worden ist.
       Eine Begründung wurde nicht genannt. Die Ermittlungen gegen ihn und weitere
       Beschuldigte dauerten an.
       
       Der 27-Jährige saß seit mehr als einem Jahr in Haft, weil ihm die
       Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main die Vorbereitung einer schweren
       staatsgefährdenden Gewalttat sowie Verstöße gegen das
       Kriegswaffenkontrollgesetz und das Waffengesetz vorgeworfen hatte. Die
       Polizei hatte in der vergangenen Woche ein Munitionslager des 27-Jährigen
       in einem Waldstück bei Bad Vilbel kontrolliert gesprengt, nachdem dieser im
       Prozess den Besitz von Waffendepots gestanden hatte.
       
       Im April 2023 hatte die Polizei bei der Durchsuchung der Wohnung des
       Angeklagten in Frankfurt Bergen-Enkheim sowie auf einem seiner Familie
       gehörenden Gartengrundstück im Frankfurter Süden mehrere zündfähige
       Granaten, Schusswaffen sowie Munition gefunden. Darunter befand sich auch
       eine Splitterbombe, die an einer Nylonschnur unter der Zimmerdecke des
       Angeklagten aufgehängt war, sowie eine Sprengbombe mit 68 Kilogramm
       Wirkladung, die er in Bergen-Enkheim vergraben hatte.
       
       ## Keine Hinweise auf weitere Verstecke
       
       Diese Bomben und Waffen soll er illegal aus stillgelegten Munitionsdepots,
       vor allem aus dem ehemaligen Munitionsdepot der Wehrmacht in Münster
       (Hessen), beschafft, ausgegraben und repariert haben.
       
       Der 27-Jährige soll diese unter anderem aus „Sammelleidenschaft“
       angeschafft und unter seinem Klarnamen illegal im Internet verkauft haben.
       Offenbar plante er aber auch für einen nicht näher definierten „Tag X“, an
       dem er Jüd:innen, Muslim:innen, Grüne, Linke und Angehörige der
       LGBTQ-Community mit Bomben ermorden wollte. Der Angeklagte soll unter
       seinem Namen auch eine Internetseite betrieben und illegale Waffen verkauft
       haben.
       
       Derzeit gebe es keine Hinweise auf weitere Munitionsverstecke des
       Beschuldigten, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag der taz mit. Die
       Hauptverhandlung gegen den Angeklagten läuft vor dem Landgericht Frankfurt
       und ist bislang auf zehn Verhandlungstage bis Ende Juni terminiert.
       
       Bei den Durchsuchungen hatte die Polizei im vergangenen Jahr zwei weitere
       Verdächtige vorübergehend festgenommen, die am Transport einer Bombe
       beteiligt gewesen sein sollen. Dabei handelt es sich auch um einen
       22-jährigen und einen 20-jährigen Frankfurter. Die Verfahren gegen sie sind
       von dem gegen Marcel L. abgetrennt worden und laufen noch. (mit afp)
       
       27 Jun 2024
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Yağmur Ekim Çay
       
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