# taz.de -- Brand bei Grünheide: Feuer legt Teslas Gigafabrik lahm
       
       > Ein Brandanschlag führt zu einem Stromausfall in Grünheide. Ein
       > Bekennerschreiben taucht auf – doch die Aktivist:innen vor Ort
       > distanzieren sich.
       
 (IMG) Bild: Nur noch Einsatzkräfte, keine Beschäftigten mehr vor Ort: die Teslafabrik in Grünheide nach dem Produktionsstopp
       
       BERLIN/GRÜNHEIDE taz | Die Waldbesetzer:innen sind verunsichert. Am
       frühen Dienstagmorgen brannte ein Strommast nahe dem Werk des
       US-amerikanischen E-Autobauers Tesla im brandenburgischen Grünheide, gegen
       das sie protestieren. Aber wer oder was steckt dahinter? Das wissen die
       Aktivist:innen nicht genau, sagen sie.
       
       Während sich die Sonne ihren Weg durch die Baumkronen bahnt, berät die
       Gruppe Tesla stoppen über den mutmaßlichen Brandanschlag. Tesla stoppen hat
       die Besetzung des Waldstücks am Rande der Autofabrik organisiert und
       Baumhäuser gebaut – um die von Tesla geplante Erweiterung der
       Produktionsstätte zu verhindern.
       
       Seit dem Feuer stehen die Bänder in der sogenannten Gigafactory nur knapp
       außerhalb von Berlin still. Der brennende Hochspannungsmast nahe der Fabrik
       sorgte am frühen Dienstagmorgen für einen Stromausfall in der Region. Laut
       einer Tesla-Sprecherin [1][wurde das Fabrikgelände evakuiert]. Tesla habe
       mit dem Stromanbieter Edis Rücksprache gehalten und rechne nicht damit,
       dass die Produktion schnell wieder anlaufe, so die Sprecherin. Die
       Versorgung der umliegenden Gemeinden lief ab dem späten Dienstagvormittag
       wieder, teilte Edis mit.
       
       Die Polizei geht nach eigenen Angaben von Brandstiftung aus. Kurz nach fünf
       am Morgen habe das Präsidium in Brandenburg von dem Feuer an einem
       Strommast zwischen Steinfurt und Hartmannsdorf erfahren, die Feuerwehr sei
       daraufhin für Löscharbeiten ausgerückt.
       
       ## Bekennerschreiben taucht online auf
       
       Wenn sich bestätigen sollte, dass der Strommast mutwillig in Brand gesetzt
       wurde, handele es sich um „einen perfiden Anschlag auf unsere
       Strominfrastruktur“. Das sagt Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen
       (CDU) am Dienstagvormittag und kündigt an: „Der Rechtsstaat wird auf einen
       solchen Sabotageakt mit aller Härte reagieren.“ Laut der Brandenburger
       Polizei ermittelt der Staatsschutz des Landeskriminalamts in alle
       Richtungen.
       
       Die Aktivist:innen im Protestcamp arbeiten noch an ihrer Stellungnahme
       zum Brand, als [2][online ein Bekennerschreiben auftaucht]. In einem
       seitenlangen Text, veröffentlicht auf der Plattform Indymedia.org,
       reklamiert die sogenannte Vulkangruppe den Brandanschlag für sich. „Wir
       haben heute Tesla sabotiert“, steht in dem Schreiben.
       
       Die Elektroautoproduktion fresse „Erde, Ressourcen, Menschen, Arbeitskraft
       und spuckt dafür 6.000 SUVs, Killermaschinen und Monstertrucks pro Woche
       aus“. Die Vulkangruppe wirft Tesla „extreme Ausbeutungsbedingungen“ vor und
       fordert die „komplette Zerstörung der Gigafactory“. Die Polizei prüfe die
       Echtheit des Bekennerschreibens, sagt eine Sprecherin des Präsidiums am
       Dienstagnachmittag.
       
       Der Name „Vulkangruppe“ war bereits nach mehreren als linksextrem
       eingestuften Anschlägen aufgetaucht. Schon im Mai 2021 hatte es einen
       [3][Brandanschlag auf die damalige Baustelle der Tesla-Fabrik] in der Nähe
       von Berlin gegeben. Auch damals wurde ein Bekennerschreiben der
       Vulkangruppe veröffentlicht.
       
       ## Bürgerinitiative ärgert sich über den Brand
       
       Auf den Brand am Dienstag reagiert Tesla-Chef Elon Musk auf X: „Das sind
       entweder die dümmsten Ökoterroristen der Welt oder sie sind Marionetten
       derer, die keine guten Umweltziele haben“, schreibt der Unternehmer. „Die
       Produktion von Elektrofahrzeugen anstelle von Fahrzeugen mit fossilen
       Brennstoffen zu stoppen, ist extrem dumm.“
       
       Auch viele Musk-Gegner:innen ärgern sich. „Dieser Anschlag schadet unserer
       Arbeit“, teilt der Verein für Natur und Landschaft in Brandenburg (VNLB)
       mit. Als Mitglied des Bündnisses Tesla den Hahn abdrehen, das die
       Waldbesetzung unterstützt, bringe der VNLB seine Kritik an der Teslafabrik
       „mit kreativen und vielfältigen Formen“ zum Ausdruck. Bislang sei die
       Akzeptanz dieses Protestes groß, besonders seitens der Anwohner:innen.
       
       Die Besetzung folgte auf eine Bürgerbefragung in Grünheide. Vor zwei Wochen
       stimmten 65 Prozent gegen die Pläne des Autobauers, sein 280 Hektar großes
       Gelände um weitere 120 Hektar zu erweitern. Dafür müssten [4][Waldstücke in
       einem Trinkwasserschutzgebiet gerodet] werden – dagegen protestieren
       Umweltschützer:innen und Bürgerinitiativen.
       
       ## Aktivist:innen wollen neue Baumhäuser bauen
       
       Am Dienstagnachmittag dann distanziert sich auch die Gruppe Tesla stoppen
       von dem mutmaßlichen Brandanschlag. „Uns liegen keine Informationen darüber
       vor, wer oder was für diesen Brand verantwortlich ist“, heißt es in der
       Mitteilung, über der die Aktivist:innen noch am Vormittag gebrütet
       haben. „Wir bedauern, dass viele Menschen in der Region von dem
       Stromausfall betroffen waren und sind.“
       
       Zu Spekulationen über die Täter:innen wollen sich die Aktivist:innen
       nicht äußern. Sie diskutieren am Dienstag im Camp derweil, was für die
       nächsten Tage ansteht: [5][neue Baumhäuser und Materiallager bauen] oder
       Neuankömmlingen das Klettern beibringen.
       
       5 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Brand-bei-Gruenheide/!5995895
 (DIR) [2] https://de.indymedia.org/node/344525
 (DIR) [3] /Kabelbrand-nahe-Tesla-Werk/!5775237
 (DIR) [4] /Tesla-und-die-Abwasser-Grenzwerte/!5995378
 (DIR) [5] /Besetzung-bei-Tesla-Werk/!5993089
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jonas Baur
 (DIR) Nanja Boenisch
 (DIR) Kai Schöneberg
       
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