# taz.de -- Erneuerbare Treibstoffe für Flugzeuge: Technisch machbar, aber noch teuer
       
       > Wasserstoff, Treibstoff aus Holz, Algen oder Reststoffen sind ein Thema
       > in der Luftfahrt. Sie werden als Kerosin-Ersatz durchgespielt und
       > getestet.
       
 (IMG) Bild: Ein Flieger tankt „Sustainable Aviation Fuel“
       
       Flugzeuge können problemlos mit erneuerbaren Energien fliegen – technisch
       gesehen. So schwärmt [1][etwa die Lufthansa] längst von „Sustainable
       Aviation Fuel“ (SAF) und meint damit „nachhaltige Kraftstoffe auf Basis von
       Reststoffen, holzartiger Biomasse und künftig erneuerbarer elektrischer
       Energie“. Im Prinzip lassen sich sogenannte synthetische Kraftstoffe oder
       Designerkraftstoffe so produzieren, dass sich ihre Eigenschaften nicht von
       den fossilen Pendants unterscheiden.
       
       Die Optionen sind vielfältig. Rund eine Million Tonnen SAF werden weltweit
       bereits jährlich erzeugt; im Vergleich zum Kerosinverbrauch sind das
       gleichwohl nur Promille. Die Biomasse-Treibstoffe können zum Beispiel aus
       Stroh, Bioabfällen, Klärschlamm, Holz oder Energiepflanzen wie Jatropha
       stammen. Auch Speiseöl wurde schon eingesetzt; einen Treibstoff daraus
       mischte jüngst die Air France bei einem Langstreckenflug bei. Ruhiger
       geworden ist es hingegen um Algen: „Der Algenhype ist vorbei“, sagt Manfred
       Aigner vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
       
       Des weiteren gibt es – bislang nur in Labormengen – flüssige Kraftstoffe,
       die mittels überschüssigen Ökostroms synthetisiert werden (Power-to-Liquid,
       PtL). Und auch Wasserstoff ist eine Option, die aber wegen des nötigen
       Tankvolumens auf Kurzstrecken beschränkt ist. Airbus will bis 2035 ein
       entsprechendes Passagierflugzeug bauen. Auch batterieelektrisches Fliegen
       ist möglich, aber nur in Kleinflugzeugen. Unter dem Namen CoCoRe haben
       Forschende des DLR gemeinsam mit dem Bauhaus Luftfahrt letztes Jahr eine
       Konzeptstudie eines hybrid-elektrischen 19-Sitzers abgeschlossen. Für die
       Praxis ist das jedoch schon wieder zu groß.
       
       Das Hauptproblem [2][aller erneuerbaren Flugkraftstoffe] ist ihr Preis: Sie
       sind „gegenüber fossilem Kerosin bisher und auch zukünftig sehr teuer“,
       räumt Aireg, die Aviation Initiative for Renewable Energy in Germany, ein.
       Dadurch werde „ihr Markteintritt stark beeinträchtigt“.
       
       ## Aufschlag fällig
       
       Das weiß auch die Lufthansa. Ihr „innovativer Biotreibstoff“ sei „drei- bis
       fünfmal so teuer wie fossile Flugtreibstoffe“, schreibt das Unternehmen.
       Also bekommen nur freiwillig zuzahlende Kunden das „CO2-neutrale,
       synthetische Kerosin“ offeriert. Bucht man dieses über die
       Lufthansa-Plattform Compensaid, garantiert die Fluglinie, den Biotreibstoff
       „innerhalb der nächsten sechs Monate in den Flugbetrieb einzuspeisen“. Der
       Aufschlag beläuft sich auf rund 40 Euro für einen Inlandsflug und gut 250
       Euro für einen Flug nach New York.
       
       In welchem Maße Ökotreibstoffe billiger werden, ist fraglich. Steigende
       Produktionsmengen dürften einerseits die Preise senken. Andererseits werden
       sowohl Biomasse als auch strombasierte Gase (Wasserstoff) und Flüssigkeiten
       (PtL) künftig auch im Wärme- und Stromsektor stark nachgefragt sein. Das
       dürfte zumindest phasenweise auch die Preise der erneuerbaren Kraftstoffe
       treiben.
       
       1 Jul 2021
       
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