# taz.de -- Psychedelischer Horrofilm „Mandy“: Action Painting in Rot
       
       > Ein referenzreicher Farbenrauschfilm – in dem Nicolas Cage überzeugt.
       > Regisseur Panos Cosmatos reüssiert mit „Mandy“.
       
 (IMG) Bild: Spricht wenig, starrt, schreit und brüllt aber viel: Nicolas Cage in „Mandy“
       
       Kurzer Geheimnisverrat vorab: Der Dauerkunstblutregen bleibt aus. Action
       Painting in Rot gibt es aber trotzdem. Besonders gut steht die Farbe
       Nicolas Cage zu Gesicht. Wie man sich überhaupt freuen kann, dass der
       Darsteller, dessen Auftauchen in der Besetzungsliste eines Films zuletzt
       meistens Grund genug war, diesen nicht anzugucken, mit seiner Hauptrolle in
       Panos Cosmatos’ „Mandy“ endlich mal wieder einen überzeugenden Auftritt
       hat.
       
       Die Geschichte beginnt gleich sehr stilvoll, mit einem klassischen Song der
       [1][Art-Rock-Band King Crimson, „Starless“]. Die Kamera fliegt dazu
       senkrecht über hohe, dunkle Tannen. Ein melancholischer Auftakt für sehr
       viel Finsteres, das folgen wird. Dieses Finstere ist aber einerseits mit so
       vielen Pop-Referenzen von Fantasy-Literatur, wenn auch erfundener, über
       die ausgefranste Typografie von Black-Metal-Bands für die Zwischentitel bis
       hin zu Anspielungen an eine Reihe von Horrorklassikern von „Texas Chainsaw
       Massacre“ bis „Hellraiser“ durchsetzt, dass der schlicht-geradlinigen
       Handlung der Stumpfsinn freundlich ausgetrieben wird. Andererseits hat der
       Film so viele üppige künstlerische Qualitäten, dass man kaum in Versuchung
       kommt, in „Mandy“ reine Genreware zu sehen.
       
       Zwar mag das Geschehen auf der Leinwand bestens zu einem B-Movie passen,
       doch das ist nicht die Hauptsache. Red Miller (Nicolas Cage), erfährt man
       eingangs, ist Holzfäller und weiß mit Motorsägen umzugehen. Mandy (Andrea
       Riseborough), seine Freundin, arbeitet im örtlichen Grocery Store und
       zeichnet leidenschaftlich gern Fantasywelten. Eines Tages kreuzt sie den
       Weg von Jeremiah (Linus Roache), einem satanischen Sektenführer der
       „Children of the New Dawn“, der diese Frau ganz dringend „haben“ will und
       seine Leute ausschickt, Mandy zu holen.
       
       Finstere Lederfetischgestalten, mit Stacheln und Klingen, die als
       Erweiterungen ihrer Extremitäten dienen, kommen schon bald auf ihren
       motorisierten Rädern herbei und nehmen das Paar gefangen. Mandy soll für
       Jeremiah willig gemacht werden, mit Drogen und dem Stich einer
       Riesenhornisse, Red wird als Leidensmann im Garten an den Armen aufgehängt
       und muss entsetzt zusehen, wie die Dinge ihren Lauf nehmen. Erwartungsgemäß
       nicht zum Guten.
       
       ## Das Blut seiner Kontrahenten im Gesicht
       
       Als die Männer abziehen, ist Red allein und hat Grund, auf Rache zu sinnen.
       Fortan wird sich sein Gesicht mit dem Blut seiner Kontrahenten zunehmend
       rot färben, wie auch die Bilder oft in purpurnes Rot getaucht werden, ein
       psychedelischer Bilderreigen mit feurigen Wolken am Himmel.
       
       Die Bilder, ob sie von Gewalt handeln oder nicht, sind denn auch der
       Hauptgrund, warum „Mandy“ so eine große Freude für die Augen ist. Die
       brodelnde, lavazähe Musik Jóhann Jóhannssons, dessen früher Tod mit jedem
       neuen Soundtrack von ihm schmerzlicher in Erinnerung gerufen wird, ist
       ihrerseits ein Grund zur Freude der Ohren. Und dann ist da eben Nicolas
       Cage. Der wenig spricht, dafür viel starrt, schreit und brüllt und es
       schafft, mit komplett rot bemaltem Antlitz nicht lächerlich zu wirken.
       Barry Manilows Hit mit demselben Titel wie der Film kommt übrigens nicht
       vor.
       
       4 Nov 2018
       
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