# taz.de -- Rassistische Gewalt: Kein Sommermärchen
       
       > Die EM bringt vielen Menschen Freude, andere versetzt sie in Panik. Zum
       > nationalen „Wir“-Happening sind nicht alle eingeladen.
       
 (IMG) Bild: Protest gegen Nazis nach der rassistischen Grölerei auf Sylt
       
       Der rassistische Überfall auf zwei Mädchen mit ghanaischen Wurzeln stieß
       auf schockierte Reaktionen. Doch überraschend kommt er keineswegs in einem
       Land, in dem die AfD bei der EU-Wahl auf breiter Ebene deutliche Gewinne
       verbuchte, wo [1][an Fenstern und an Autos wieder stolz die
       schwarz-rot-goldenen Flaggen wehen]. Deutschland ist diesmal Gastland bei
       der Fußball-Europameisterschaft.
       
       Die Veranstalter hoffen auf eine Wiederholung des Märchens vom Sommer 2006,
       als Deutschland die Weltmeisterschaft ausrichtete. Das Motto „United by
       Football“ soll ein nationales und europäisches Wir-Gefühl stärken. Der
       Wunsch, die großen politischen Differenzen und [2][Populismus] mal kurz zu
       vergessen, ist allzu verständlich. Wie schön wäre es, wenn sich das Land in
       seiner Vielfalt vereint hinter seine Mannschaft stellen könnte. Doch für
       Menschen, die diese Vielfalt verabscheuen, wird das Turnier nichts ändern.
       
       Zu dem „Wir“ gehören eben nicht alle – das bekommen die Menschen mit
       Migrationshintergrund zweifellos bei dieser Meisterschaft wieder zu spüren.
       So häufen sich schon jetzt Nachrichten über rechtsextreme Vorfälle aus dem
       Saarland, aus Neubrandenburg, Bremen und Warnemünde. Und das sind nur die
       bekannt gewordenen. Volksverhetzende Parolen, Hitlergruß und der
       umgetextete Partyklassiker „[3][L’amour toujours]“ gehören zum Repertoire
       der Rassisten.
       
       Wie bedrohlich die Lage für People of Colour oder Queere ist, haben viele
       noch immer nicht verstanden oder wollen es nicht wahrhaben.
       Rechtsextremismus, rassistische Übergriffe, rechtsextremes Gedankengut sind
       zunehmend en vogue. Für Rassismus sei in der Gesellschaft kein Platz, so
       kommentierten Politiker*innen den [4][Überfall in Grevesmühlen].
       Schöne Reden allein ändern aber wenig.
       
       Die politischen Akteure müssen von Diskriminierung bedrohte Menschen
       schützen. Seid nicht länger schockiert, sondern achtet aufeinander. Auch
       wenn die EM vielen Menschen Freude bringt, ist sie für andere purer Stress.
       Da ist Furcht vor Deutschland im Herbst. Lasst es nicht zum Winter kommen.
       
       Update: Am 17. Juni hat die Polizei Rostock ihre Angaben zu dem mutmaßlich
       rassistischen Angriff teilweise revidiert. Nach der Auswertung von
       Hinweisen Anwohnender stelle sich der Sachverhalt inzwischen anders dar, so
       die Polizei. Demnach soll das achtjährige Mädchen keine, wie zuvor
       angegebene, körperliche Verletzungen erlitten haben, die auf die zuvor
       geschilderte Tathandlung hindeutete. Weitere Angaben zum Tathergang und die
       Verletzungen des Vaters der Kinder wurden nicht revidiert.
       
       16 Jun 2024
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Adefunmi Olanigan
       
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