# taz.de -- Reiseverbot für iranische Filmemacher: Ohne Papiere
       
       > Eigentlich sollten Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha zu Berlinale
       > kommen. Die Festivalleitung fordert nun die Aufhebung des Reiseverbots.
       
 (IMG) Bild: Behtash Sanaeeha und Maryam Moghaddam bei der Berlinale 2021
       
       Eigentlich sollten die iranischen Filmemacher Maryam Moghaddam und Behtash
       Sanaeeha in wenigen Wochen nach Deutschland einreisen. Ihr neuer Spielfilm
       „Keyke mahboobe man“ (My Favourite Cake) läuft im Wettbewerb der 74.
       Berlinale, die am 15. Februar beginnt. Doch im September vergangenen Jahres
       wurden ihre Reisepässe beschlagnahmt, als sie für die Postproduktion dieses
       Films nach Paris reisen wollten. Für beide besteht ein Reiseverbot nach
       Berlin.
       
       Die Berlinale hat für Moghaddam und Sanaeeha jetzt Meinungs- und
       Reisefreiheit gefordert, wie das Festival am Donnerstag mitteilte. Wegen
       ihrer Arbeit als Künstler drohe ihnen ein Gerichtsverfahren. Das
       Leitungsduo des Festivals zeigte sich bestürzt: „Wir fordern die iranischen
       Behörden auf, die Pässe zurückzugeben und alle Beschränkungen aufzuheben,
       die Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha daran hindern, im Februar nach
       Berlin zu reisen“, sagten Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek in ihrer
       Mitteilung.
       
       Der Film „My Favourite Cake“ handelt von einer Frau in der iranischen
       Hauptstadt Teheran, die ihren eigenen Wünschen nachgehen möchte und sich
       damit gegen die Erwartungen der Gesellschaft an sie stellt. [1][Moghaddam
       und Sanaeeha waren schon 2021 mit dem Justizdrama „Ballad of a White Cow“
       in den Wettbewerb der Berlinale eingeladen worden]. Moghaddam, die zugleich
       Schauspielerin ist, spielt darin zudem die Hauptrolle.
       
       ## Filmemacher im Iran unter Druck
       
       Die Repressionen gegen Filmemacher sind im Iran seit einiger Zeit schärfer
       geworden. [2][Im Sommer 2022 ist der Regisseur Jafar Panahi, der 2015 mit
       „Taxi Teheran“ auf der Berlinale den Goldenen Bären gewonnen hatte,
       verhaftet worden]. Für ihn besteht seit 2010 ein Berufsverbot. Er kam
       vergangenen Februar auf Kaution frei.
       
       [3][Im Winter 2022 wurde auch der iranische Schauspielstar Taraneh
       Alidoosti festgenommen], nachdem sie sich mit der Frauenbewegung
       solidarisiert hatte. Und erst im November 2023 verurteilte ein Gericht die
       berühmte iranische Schauspielerin Hanieh Tavassoli zu einer sechsmonatigen
       Haftstrafe. Tavassoli und weitere Kolleginnen gerieten im Zuge der
       iranischen Protestwelle im Herbst 2022 ins Visier der Justiz, da sie sich
       ihrerseits mit der Frauenbewegung solidarisierten. Neben kurzfristigen
       Inhaftierungen wurde für sie zudem ein Arbeitsverbot durch das
       Kultusministerium verhängt.
       
       Auslöser der Proteste war der Tod der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa
       Amini im September 2022. Sie war von der Sittenpolizei wegen eines
       angeblichen Verstoßes gegen das staatliche Hidschāb-Gesetz verhaftet
       worden, weil unter ihrem Kopftuch einige Haarsträhnen zu sehen waren. Sie
       starb in Polizeigewahrsam.
       
       2 Feb 2024
       
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 (DIR) Tim Caspar Boehme
       
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