# taz.de -- Schwedens neue Ministerpräsidentin: Andersson wieder im Amt
       
       > Im zweiten Anlauf ist die bisherige Finanzministerin zu Schwedens
       > Ministerpräsidentin gewählt worden. Doch das Regieren dürfte nicht
       > einfach werden.
       
 (IMG) Bild: Die erste Frau an Schwedens Regierungsspitze: Magdalena Andersson von den Sozialdemokraten
       
       STOCKHOLM taz | Der [1][zweite Anlauf] klappte. Am Montag ist Magdalena
       Andersson zur ersten schwedischen Ministerpräsidentin gewählt worden. Vom
       Zeitpunkt, als Frauen bei schwedischen Parlamentswahlen stimmberechtigt
       wurden, bis zu diesem historischen Moment hatte es gute 100 Jahre gedauert.
       Das Votum war überfällig: Mittlerweile haben schon sechs der acht
       schwedischen Parlamentsparteien weibliche Parteivorsitzende.
       
       Diesmal war es auch nicht so dramatisch wie am Mittwoch vergangener Woche:
       [2][An diesem Tag wurde Magdalena Andersson erst gewählt], musste aber
       wegen eines Haushaltsstreits einige Stunden später wieder zurücktreten,
       weil die rot-grüne Koalition zerfiel. Mit 101 Jastimmen, 173 Neinstimmen
       und 76 Enthaltungen steht nun zwar keine Parlamentsmehrheit hinter ihr.
       Aber nach der Verfassung reicht es für das schwedische
       Ministerpräsidentenamt aus, keine Mehrheit gegen sich zu haben.
       
       Nun hat die 54-jährige bisherige Finanzministerin bis zu den nächsten
       Parlamentswahlen erst einmal 10 Monate an der Spitze einer
       sozialdemokratischen Minderheitsregierung vor sich. „Es wird holprig
       werden“, vermutet Marja Lemne, Staatswissenschaftlerin an der Hochschule
       Södertörn.
       
       So äußerte sich auch Tobias Baudin, Parteisekretär der Sozialdemokraten.
       Aber nicht in erster Linie, weil die Sozialdemokraten ihren bisherigen
       Koalitionspartner, die grüne Miljöpartiet verloren hätten – im Gegenteil
       „vereinfache das einiges“. Einige Infrastruktur- und Industrieprojekte, die
       bislang aus ökologischen Bedenken von der Miljöpartiet gebremst wurden,
       wird die neue Regierung nun ebenso leichter umsetzen können wie etwa eine
       restriktivere Linie in der Flüchtlingspolitik.
       
       ## Breite Gräben
       
       Mehr Kopfschmerzen dürfte die Tatsache bereiten, dass Andersson für eine
       Parlamentsmehrheit, abgesehen von den Grünen, auf zwei weitere Parteien
       angewiesen sein wird, zwischen denen sich immer breitere Gräben aufgetan
       haben: Die rechtsliberale Zentrumspartei und die sozialistische
       Vänsterpartiet. Die Stimmen der Linken für ihre Wahl ins Amt erkaufte sich
       Andersson mit der Zusage eines Aufschlags für die BezieherInnen von
       Kleinstrenten. Doch dafür kann sie nicht mit den Zentrumsstimmen rechnen.
       Ein Konflikt ist vorprogrammiert.
       
       Allerdings dürfte keine Partei ein Interesse daran haben, Anderssons
       Regierung vor den nächsten Wahlen zu stürzen. Schweden kennt keine
       vorgezogenen Parlamentswahlen, sondern nur „Extrawahlen“. Die setzen keine
       neue Legislaturperiode in Gang, sondern gelten nur bis zu den nächsten
       regulären Wahlen.
       
       Am Dienstag wird Andersson im Reichstag ihre Regierungserklärung abgeben
       und das neue Kabinett vorstellen. Danach wird sie einen Termin bei König
       Carl XVI. Gustaf haben und von ihm formal zur ersten schwedischen
       Regierungschefin ernannt werden.
       
       29 Nov 2021
       
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