# taz.de -- Kommentar Flüchtlingspolitik: Unerreichbares Europa > Flüchtlinge im Mittelmeer abfangen und in Nordafrika internieren: So wird > Völkerrecht gebrochen und niemandem geholfen. (IMG) Bild: Dass Flüchtlinge den Boden der EU überhaupt betreten, wie hier auf Sizilien, soll verhindert werden. Viel ist jetzt von sicheren und unsicheren Transportmitteln die Rede. Das untere Ende der Risikoskala markieren zweifellos die Flüchtlingsboote zwischen Italien und Libyen. Von 40 Menschen, die hier starteten, starb letztes Jahr durchschnittlich einer – das sind über 100.000-mal mehr als im Luftverkehr. Und viel ist gerade die Rede davon, was man da tun kann. Die einen kaufen ein kleines Schiff, um Frontex auf die Finger zu schauen, und werden dafür schon gefeiert, bevor sie überhaupt in See gestochen sind – so sehr kollidiert das alltäglich gewordene, aber vermeidbare Sterben vor Europas Haustür mit dem Moralempfinden vieler, die sich dabei nur noch ohnmächtig fühlen. Die Mächtigeren haben andere Vorschläge: Immer mehr Innenminister schlagen vor, Europas Flüchtlingsproblem Afrika aufzuhalsen. Die Idee von Bundesinnenminister De Maizière, die Asylverfahren in Lagern in den Transitstaaten abzuwickeln, ist auf dem Tisch. Dazu passt, was das restlos entnervte, weil mit dem Flüchtlingsproblem konsequent im Stich gelassene Italien vorschlägt: Wenn Europa schon Rom nicht dafür entschädige, dass es die Flüchtlinge zu Zehntausenden aus dem Wasser gezogen hat – dann könne es doch Ägypten und Tunesien dafür bezahlen, die Flüchtlingsschiffe einzufangen und nach Nordafrika zurückzuholen. Dass das völkerrechtliche Zurückweisungsverbot gekippt wird, stört in der EU offenbar niemand. Das Grund dafür ist: Beide Vorschläge kommen auf dasselbe raus – für die Flüchtlinge ist im Transit Schluss, Europa unerreichbar. Wer das angesichts der Rekordflüchtlingszahlen für geboten hält, hat die Statistik nicht verstanden: Die echten Flüchtlingsrekorde werden immernoch außerhalb Europas aufgestellt. Wie es aussieht, wird das auch so bleiben. 27 Mar 2015 ## AUTOREN (DIR) Christian Jakob ## TAGS (DIR) Nordafrika (DIR) Italien (DIR) Mittelmeer (DIR) Frontex (DIR) Flüchtlinge (DIR) Schiffsunglück (DIR) Frontex (DIR) Refugees (DIR) Torsten Albig (DIR) Flüchtlinge (DIR) Asyl (DIR) Afrika (DIR) Libyen (DIR) Flüchtlinge (DIR) Frontex (DIR) Europa ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Schiffsunglück vor Libyen: 700 Tote befürchtet Bei einem Schiffsunglück im Mittelmeer könnten bis zu 700 Flüchtlinge ums Leben gekommen sein. Ihr Boot kenterte am Sonntag nördlich der libyschen Küste. (DIR) Flüchtlinge im Mittelmeer: Katastrophe vor Libyen Überlebende und die Hilfsorganisation Save the Children berichten vom Untergang eines Flüchtlingsschiffes im Mittelmeer: mehr als 400 Tote. (DIR) Vorzeigeprojekt in Wien: Hoffnungszimmer für Flüchtlinge Im Wiener Prater steht das erste Hotel Europas, das gemeinsam mit Asylsuchenden betrieben wird. Es setzt ein Zeichen gegen Diskriminierung. (DIR) Flüchtlingspolitik in Deutschland: Albig fürchtet Ghettobildung Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig fürchtet Massenunterkünfte für Flüchtlinge. Er fordert Hilfe vom Bund. Dort sieht man es anders. (DIR) „Sea Watch“-Initiator über Flüchtlinge: „Wir fahren da jetzt einfach hin“ Eine Privatinitiative will mit der „Sea Watch“ ins Mittelmeer fahren, um gegen die Politik der EU zu demonstrieren. Initiator Höppner erklärt die Gründe. (DIR) Zahlen des UN-Flüchtlingswerks UNHCR: Solange die Kriege nicht enden Die Zahl der Flüchtlinge und Asylanträge in Europa hat stark zugenommen. Jetzt suchen die EU-Staaten nach neuen Möglichkeiten, Migranten abzuwehren. (DIR) Flüchtlingsauffanglager in Afrika: „Zynisch und realitätsfern“ Die EU-Staaten sind uneins, ob in Afrika Auffanglager für Flüchtlinge eingerichtet werden sollen. Auch in Deutschland gehen die Meinungen weit auseinander. (DIR) Menschenschmuggel im Mittelmeer: Auf der Flucht ertrunken Die italienische Küstenwache hat fast 1.000 Flüchtlinge gerettet. Zehn Menschen starben, nachdem ihr Boot vor der libyschen Küste kenterte. (DIR) Pläne für Asylzentren in Nordafrika: Die Festungen des Innenministers Thomas de Maizière will Aufnahmezentren für Flüchtlinge in Nordafrika einrichten, um die Einreise in die EU zu steuern. Dort könnte über Asylanträge entschieden werden. (DIR) Kommentar Flüchtlingspolitik: Mindeststandard Menschlichkeit Das Gerede von „Wirtschaftsflüchtlingen“ lenkt ab von den Schicksalen der betroffenen Menschen. Es bleibt die Pflicht, ihnen zu helfen. (DIR) Flüchtlingsdrama im Mittelmeer: Mare Monstrum Erneut sind Flüchtlingsboote im Mittelmeer verunglückt. Bei dem Versuch von Libyen nach Lampedusa zu gelangen, kamen über 300 Menschen ums Leben.