# taz.de -- Nachfolger für Staatssekretär gefunden: Neuer Holm mit Anzug
       
       > Sebastian Scheel wird Staatssekretär für Wohnen. In Sachsen hat sich der
       > Linken-Politiker einen Namen als Haushälter gemacht.
       
 (IMG) Bild: Gilt in Sachsen als „Edelkommunist“: Sebastian Scheel im Zweireiher
       
       Größer könnte der Kontrast nicht sein: Auf den linken Stadtaktivisten folgt
       ein Edelsozialist, auf den ehemaligen Hausbesetzer ein erfahrener
       Parteipolitiker. Am Dienstag teilte Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke)
       mit, dass sie Sebastian Scheel als Staatssekretär für Wohnen vorschlagen
       wird.
       
       Wird der sächsische Linken-Politiker am 22. Februar im Senat bestätigt,
       wäre er der Nachfolger von Andrej Holm. Der war am 16. Januar
       zurückgetreten. Wegen falscher Angaben über seine Stasitätigkeit hatte der
       Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) zuvor den Rücktritt Andrej
       Holms gefordert.
       
       ## Kein Bauexperte
       
       Ein ausgewiesener Bauexperte ist der 41-jährige Scheel nicht. Im
       sächsischen Landtag hatte er sich als Vorsitzender des Haushalts- und
       Finanzausschusses einen Namen gemacht. Im Landtag saß Scheel bereits seit
       2004, zunächst für die PDS, dann für die Linke. Damals kam er direkt von
       seinem Studium der Politikwissenschaft an der Leipziger Universität nach
       Dresden.
       
       Das Verhältnis der „Jugendbrigade“, jener jungen Ein- und Aufsteiger, denen
       er zugerechnet wurde, zu den Platzhirschen in der Fraktion war anfangs
       nicht spannungsfrei. Scheel galt als ehrgeizig und mit seinem politischen
       Talent schon früh als Kandidat für „höhere Aufgaben“.
       
       Zumindest gerüchteweise war er später auch für den Fraktionsvorsitz im
       Gespräch. Seit 2014 ist er als Parlamentarischer Geschäftsführer
       tatsächlich zweiter Mann der Linksfraktion. Mit nur 30 Jahren war er zuvor
       zum stellvertretenden Landesvorsitzenden der Linken in Sachsen gewählt
       worden und hatte dieses Amt sechs Jahre inne.
       
       Als Haushaltspolitiker galt Scheel eher als Realpolitiker denn als
       ideologischer Hardliner und hat sich auch bei den Regierungsparteien CDU
       und SPD eine gewisse Reputation erworben. Ein Kumpeltyp ist Scheel nicht
       gerade, eher gentlemanlike.
       
       ## Verhalten positive Reaktionen
       
       Bei den Koalitionspartnern sorgte die Personalie am Dienstag für verhalten
       positive Reaktionen. „Berlin muss beim Kampf gegen steigende Mieten
       dringend ein paar Schippen drauflegen. Dabei wünschen wir dem zukünftigen
       Wohnen-Staatssekretär Sebastian Scheel viel Erfolg“, ließen die grünen
       Landesvorsitzenden Nina Stahr und Werner Graf mitteilen.
       
       In der SPD äußerte man die Hoffnung, dass sich Scheel nun verstärkt dem
       Wohnungsneubau zuwende. Auch von den Initiativen, mit denen Andrej Holm eng
       vernetzt ist, kamen keine ablehnenden Reaktionen. „Ein Coup wie Holm ist
       nicht wiederholbar“, so Enrico Schönberg von der Initiative Stadt von
       unten. „Wir hoffen, dass der neue Staatssekretär nun den Koalitionsvertrag
       abarbeitet.“
       
       Eines aber ist schon jetzt klar: Ein Pullover-Staatssekretär, wie es Holm
       war, wird sein Nachfolger nicht sein. Italienische Schuhe, elegante Anzüge,
       das Wort vom Edelsozialisten hat die Sächsische Zeitung schon 2012 in
       Umlauf gebracht. Nun muss sich Scheel in der Modestadt Berlin beweisen.
       
       7 Feb 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uwe Rada
 (DIR) Erik Peter
 (DIR) Michael Bartsch
       
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