# taz.de -- Studie vergleicht NS- und AfD-Hochburgen: Alte Nazis, neu verpackt?
       
       > Wo früher die NSDAP gewählt wurde, wird heute die AfD gewählt, haben
       > Forscher errechnet. Solche Studien sind wichtig – und politisch
       > gefährlich.
       
 (IMG) Bild: So hoch ist eine Hochburg: So manche historische Parallele überhöht die AfD mit Björn Höcke
       
       [1][In der deutschen Vorliebe für rechtsextreme Parteien gibt es
       Kontinuitäten von der] [2][NSDAP] [3][zur AfD] – was AfD-Kritiker oft und
       gerne betonen, wollen drei Münchner Wissenschaftler nun auch im
       historischen Vergleich im Lokalen belegt haben. Ihre Studie ist umfangreich
       und gewissenhaft gemacht, und doch hat sie eine Schwäche und birgt zudem
       eine Gefahr. Aber was kann an einer Untersuchung nicht stimmen, die
       naheliegende Verbindungen zwischen zwei völkischen Parteien aufzeigt?
       
       Davide Cantoni, Felix Hagemeister und Mark Westcott haben Wahlergebnisse
       der NSDAP und der AfD bei nationalen Wahlen abgeglichen. Ihr [4][Ergebnis]:
       In Gemeinden, die zwischen 1928 und 1933 Hochburgen der Nazis waren, lagen
       2017 die Stimmanteile für die AfD signifikant höher. Das wird aus diversen
       bunten Karten nicht immer ganz ersichtlich, ist aber mathematisch
       signifikant. Erklärungsansatz der Wirtschaftshistoriker ist die Weitergabe
       politischer Überzeugungen durch die Generationen. Die sei mindestens
       genauso wichtig wie jene ominösen, in [5][strukturschwachen Regionen]
       verbreiteten Abstiegsängste, die der AfD angeblich das Wahlvolk in die Arme
       treiben.
       
       Das klingt zunächst einmal einleuchtend. Allerdings stellen die Forscher
       durch ihre Überlegungen eine sehr direkte Kontinuität von NSDAP- und
       AfD-Anhängerschaft her. Das ist aus zwei Gründen problematisch. Erstens:
       Die Studie vernachlässigt, dass zeitlicher und lokaler Faktor –
       Generationeneffekte und Abstiegsängste – auch kombiniert wirken dürften. Wo
       heute die Infrastruktur fehlt, fehlte sie oft auch schon 1930. Vielleicht
       sind es kontinuierlich schlechte Rahmenbedingungen, die rechte
       Denkstrukturen befördern.
       
       Zweitens: Zu viele Parallelen zwischen NSDAP und AfD zu ziehen, ist für die
       Mission „AfD eindämmen“ ein Bärendienst – was strenggenommen natürlich die
       Sorge der Wissenschaftler nicht sein muss. Trotzdem: Ein Vergleich mit der
       NSDAP macht die Partei größer und wichtiger als sie ist und gerne wäre. Ja,
       bei der AfD denken sie völkisch. Sie hetzen gegen das Fremde, und ihre
       Ziele stehen demokratischen Prinzipien diametral entgegen. Die Partei mag
       sogar in Zukunft noch viel weiter nach rechts außen wandern. Aber sie ist
       derzeit, glücklicherweise, keine zweite NSDAP. [6][So sehr sich manches
       Mitglied auch darum bemühen mag.]
       
       1 Mar 2019
       
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