# taz.de -- Clubs in der Coronakrise: Perspektivlos im Shutdown
       
       > In Niedersachsen sorgen sich die Grünen um die Club- und Festivalkultur.
       > Sie fordern ein eigenes Rettungsprogramm.
       
 (IMG) Bild: Clubs gelten wie Spielotheken, Wettbüros und Bordelle als Vergnügungsstätten
       
       HANNOVER taz | Wenn man neuerdings die Coronakrise immer wieder als
       „Naturkatastrophe in Zeitlupe“ beschreibe, fühle sich das für die Club- und
       Festivalkultur genau so an, sagt Gunnar Geßner vom ClubNetz e.V. in
       Hannover. „Das heißt auch, dass uns die Krise noch lange beschäftigen
       wird“, sagt er. „Die bisherige Unterstützung hat schon geholfen, aber sie
       wird angesichts der Dauer der [1][Einschränkungen für die Clubkultur] nicht
       ausreichen.“
       
       In Wirklichkeit war die Clubszene Hannovers natürlich vorher gebeutelt:
       Alte traditionsreiche Clubs sind Sanierungs- und Umbaumaßnahmen zum Opfer
       gefallen, Newcomer haben es schwer an Baugenehmigungen zu kommen. Vor allem
       in einer Stadt, in der die Mieten immer teurer und die Anwohner:innen immer
       empfindlicher werden. Die Erfahrung zeige, wenn ein Club geschlossen werde,
       bleibe er das meistens, sagt Eva Viehoff, die kulturpolitische Sprecherin
       der Grünen. Der Standort gehe unwiederbringlich verloren.
       
       Im Gegensatz zu Kulturstätten hätten die Clubs auch bei der
       Bebauungsplanung schlechtere Karten, erklärt Viehoff. Milieuschutz oder
       städteplanerische Berücksichtigungen gibt es hier nicht. Clubs sind
       rechtlich als Vergnügungsstätten eingeordnet – genauso wie Spielotheken,
       Wettbüros und Bordelle.
       
       Das müsse sich ändern, weil es dem kulturellen Beitrag, den Clubs leisten,
       überhaupt nicht entspreche, finden die Grünen. Sie fordern zudem ein
       eigenes Rettungspaket im Nachtragshaushalt, damit Corona der Szene nicht
       vollständig das Genick bricht.
       
       Zwar haben einige von den bisherigen Nothilfen profitiert, aber das wird
       auf die Dauer nicht reichen. Clubs sind ja meist keine Unternehmen mit x
       Angestellten und kreditfinanzierten Investitionen, die sich hier geltend
       machen lassen – viele arbeiten ohnehin immer am Limit mit kleinen Teams,
       450-Euro-Kräften, Aushilfen, selbstständigen Techniker:innen und
       Künstler:innen.
       
       Gleichzeitig trifft sie die Coronaschließung eben härter als alle anderen
       Branchen: Noch immer ist nicht klar, wann sie überhaupt wieder aufmachen
       dürfen. Festivals wird es erst im nächsten Jahr wieder geben. Welche Folgen
       das hat, lässt sich jedes Wochenende auf der Limmerstraße erkennen: Das
       berüchtigte „Limmern“ hat Ausmaße angenommen, bei denen selbst den
       geduldigsten Anwohner:innen der Geduldsfaden reißt. In den Sommernächten
       tummeln sich hier tausende Jugendliche bis in die frühen Morgenstunden,
       Straßenbahnen kommen nicht mehr durch, die Polizei, ein privater und ein
       kommunaler Ordnungsdienst sind im Dauereinsatz.
       
       Man wundere sich, dass nicht längst Stuttgarter Verhältnisse herrschen,
       hieß es neulich in einem Leserbrief in der Hannoverschen Allgemeinen
       Zeitung. Da wird offensichtlich, was die Clubs sonst nebenbei leisten: Die
       Feiermeute im Zaum halten.
       
       23 Jul 2020
       
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